Modenamen stehen bei vielen Eltern hoch im Kurs, und man braucht sich gar keine Beliebtheitsranglisten anzuschauen, um zu wissen, welche Namen gerade "in" sind. Wir sind umringt von Kindern mit Namen wie Lea und Leon, Luca oder Finn, wahlweise auch Fynn. Die Frage, die zukünftige Eltern sich stellen sollten, ist: Will ich wirklich, dass mein Kind einen Namen bekommt, den bereits eine hohe Prozentzahl seiner Altersgenossen auch trägt? Sind nämlich in jeder Kita-Gruppe, in jeder Schulklasse mindestens zwei weitere Lenas oder Lisas, ist es mit der Besonderheit, die der Name nach dem Wunsch der Eltern ausdrücken soll, schnell vorbei. Was heute noch neu und originell oder auch chic klingt, wirkt schnell abgedroschen, wenn es erst in Mode gekommen ist. So war es allerdings schon zu allen Zeiten in allen Jahrhunderten: Modenamen und damit das gehäufte Auftreten von bestimmten Namen gab es schon immer.

Groß in Mode sind derzeit englische Namen. Jedoch Vorsicht, der "Kevinismus" hat uns gezeigt, wie schnell sich eine Mode sogar ins Gegenteil wandeln kann. Muss es wirklich Justin Wadlmeiser oder Tyler Schmitz sein? Zu bedenken ist auch, dass in einem deutschsprachigen Land nicht alle mit der Aussprache englischer Namen vertraut sind. Soll das Kind wirklich sein Leben lang mühsam bei jeder Gelegenheit immer wieder den Namen buchstabieren müsssen? Und gerade bei englisch klingenden Namen gilt: Was sich bei einem dreijährigen Kind noch  niedlich anhört oder bei einem Teenager flott daher kommt, kann bei älteren Menschen durchaus lächerlich wirken. 

Viele Eltern wählen einen ausgefallenen oder exotischen Namen, gerne mit hebräischem, arabischem oder asiatischem Klang. Doch Vorsicht, wenn man sich über die Bedeutung des Namens nicht genau im Klaren ist und einfach nur ein schön klingendes Wort auswählt. Peinlich, wenn ein fremdländisches Wort für unsere Ohren zwar interessant klingt, Muttersprachler sich aber vor Lachen biegen oder gar betreten zu Boden schauen. Manche Eltern nehmen sich Prominente zum Vorbild und möchten damit unbewusst vielleicht etwas von dem Glanz und Glamour zu sich holen. Aber ein Name, der bei Promi-Kindern exotisch klingt, kann bei Normalbürgern ganz anders wirken.

Gediegene alte Namen kommen inzwischen wieder in Mode, und das ist auch gut so. Es handelt sich dabei um Namen, die in den siebziger, achtziger Jahren noch verstaubt klangen, und viele der heutigen Eltern hätten damals einen solchen Namensvorschlag weit von sich gewiesen. Heute wirken diese Namen geradezu modern (auch Hunde bekommen diese Namen neuerdings oft verliehen). Die Rede ist von Emma, Klara, Paul und Max. Schön, dass solche Namen wieder auftauchen, aber bemerkenswert dabei ist doch: Wo bleiben Erna, Käthe, Hedwig und Karl-Heinz? Oder haben Sie etwa einen dieser Namen in letzter Zeit auf bundesdeutschen Spielplätzen gehört? Wahrscheinlich liegt es daran, dass solche Namen immer noch nicht chic genug klingen. Und Monika, Gabriele, Karin, Horst und Renate müssen wohl noch ein Weilchen länger warten, bis ihre Namen so alt sind, dass sie wieder "in" sind.

Inzwischen gibt es bereits soziologische Untersuchungen über die Vergabe von Vornamen im Zusammenhang mit der sozialen Schichtzugehörigkeit. Jeder kennt genügend Beispiele und Gegenbeispiele. Geschmack und Moden wandeln sich ständig, und was heute hip und cool klingt, kann morgen schon verpönt sein. Aber gerade im Zusammenhang mit der Namenswahl gilt ganz besonders, dass man über Geschmack nicht streiten kann - oder eben endlos.

Kleine Checkliste für die Namenswahl

  • Verdeutlichen Sie sich, dass nicht Sie den Namen tragen werden, sondern Ihr Kind. Und zwar sein Leben lang.
  • Wird der Name auch zu einem erwachsenen Menschen passen?
  • Verleitet der Name zur Verniedlichung, Verkürzung oder gar Verballhornung?
  • Passt der Name zum Familiennamen?
  • Vorsicht bei Doppelnamen! Wenn schon der Familienname aus zwei Namen besteht, sollte der Vorname möglichst schlicht sein. Alessia-Aimée Stötzemer-Kissenkötter wird es nicht immer leicht haben.
  • Bei einem ausländischen Namen: Sind Sie sich über die Bedeutung im Klaren?
  • Handelt es sich um einen Namen, der momentan sehr aktuell ist? Ist es in Ordnung für Sie, wenn eine große Anzahl der Altergenossen Ihres Kindes den gleichen Vornamen trägt?
  • Ist die Schreibweise des (ausländischen) Namens kompliziert? Eindeutschungen sind meistens nicht die Lösung, sondern wirken unpassend und fallen unter Umstanden dem Spott anheim (Chacklin).
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