Wenn man im Busch lebt, dann weiß man natürlich, dass es dort Schlangen gibt, jedoch verdrängt man die Vorstellung ein wenig. Wir hatten unser Areal großflächig gerodet, um Schlangen keinen Unterschlupf zu bieten und den Kindern eingeschärft, das gerodete Areal nicht zu verlassen. Unsere erste Begegnung mit einer Giftschlange kam jedoch ganz überraschend.

 

Foto von Lee R. BergerWas für ein Fang

 

(Foto Lee R. Berger)

 

Wir hatten auf unserem Land Anschluss an ein Stück Strand in den Mangroven, wo die Kinder des Dorfes zum Plantschen zu uns kamen und mein Mann seine Netze auslegte. Schon seit Längerem hatten wir auf dem Weg zum Strand öfter mal Schlangenspuren gesehen. Eines Tages beschloss mein Mann, noch mal zum Strand zu gehen, um sein Rundnetz ein paar Mal auszuwerfen, ob sich nicht was fangen ließe. Er hatte sein Netz zum Trocknen am Strand ausgebreitet. Ich war gerade beschäftigt, so ging er allein.

 

Nach kurzer Zeit kam er aufgeregt zurück und faselte etwas von "... habe eine Schlange im Netz … soooo lang ist die..." und zeigte zum Strand. Er nahm seine Machete und ich sagte den Kids, hinter uns zu bleiben. Unsere afrikanischen Freunde Babu und seine Frau Ami, die mit uns auf der Farm lebten, kamen hinzu und wir gingen alle zusammen zum Strand. Dort lag etwas Dunkles, ziemlich Langes im Netz. Als wir dichter herankamen, erkannte ich schaudernd, dass es sich tatsächlich um eine große Schlange handelte. Sie hatte sich in unserem Wurfnetz verfangen. Das Vieh war verdammt lang, bewegte sich aber nicht. Wir waren uns nicht sicher, ob die Schlange noch lebte. Mein Mann ging mit erhobener Machete an das Tier heran und schlug zu, trennte sie am Kopfende durch, das Vieh zuckte nicht einmal. Offensichtlich war die Schlange schon tot gewesen, hatte sich in den Maschen des Netzes selbst erdrosselt.

 

Vorsichtig befreiten die Männer die beiden Teile der Schlange aus dem Netz und legten sie am Strand zusammen. Jetzt erst konnten wir sehen, wie lang die Schlange wirklich war. Es handelte sich um eine schwarze Kobra. Das Nachmessen ergab eine Länge von einen Meter sechsundachtzig. So lang, wie ein Mann. Mir wurde schon ein wenig anders, doch ich war auch froh, dass wir das Tier nun erledigt hatten. Wir waren uns sicher, dass es die Schlange sein musste, deren Spur wir öfters gesehen hatten, denn Schlangen sind einem Gebiet treu. Die Story von der "heldenhaften" Schlangentötung machte natürlich im Dorf schnell die Runde und wir bekamen die nächsten Tage viel Besuch.

 

Ami hat eine Begegnung der dritten Art

 

Eine Weile später hörte ich eines Morgens einen schrillen Schrei. Die Männer waren in den Mangroven auf Fischfang und ich rannte um unser unfertiges Haus herum zur Toilette, einem Loch in der Erde mit gemauertem Sitz und Sichtschutz drum herum. Ami kam mir mit vor Angst verzerrtem Gesicht entgegen. Sie schrie nur: "Eine Schlange! In der Toilette!" Ich nahm eine Machete und ging vorsichtig zur Toilette, Ami blieb hinter mir. Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie viel Panik die Einheimischen vor Schlangen hatten. Gerade sie müssten eigentlich wissen, wie damit umzugehen war. Da ich aber keine Lust auf Schlangen in der Toilette hatte, musste ich wohl etwas unternehmen.

 

Mit einem Kribbeln in der Magengegend und erhobener Machete umrundete ich die Toilette, bis ich zum Eingang kam, eine Schlange war nicht zu sehen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie sich in der Toilette, die kein Dach hatte, gesonnt haben mochte, denn die Morgensonne schien genau auf den steinernen Sitz. Langsam trat ich näher und spähte hinein. Nichts war zu sehen. Offensichtlich hatte Amis Geschrei sie längst vertrieben.

 

Nächtlicher Besucher

 

Eines Nachts wollte mein Mann zum Strand, weil er nicht schlafen konnte. Auf dem Weg dorthin hatte er eine Begegnung, von der ich erst am nächsten Morgen erfuhr. Ich wachte auf und wollte zum Strand hinunter. Auf halber Strecke blieb ich wie erstarrt stehen. Vor mir lag etwas, was verdächtig nach einer Schlange ohne Kopf aussah. Ich lief zurück und stieß auf meinen Mann, der gerade aufgestanden war. Ich erzählte ihn von der Schlange. "Ach die", meinte er nur, als wäre es nichts. "Die habe ich heute Nacht gekillt."

 

Er erzählte mir also die ganze Geschichte. Als er zum Strand ging, sah er im Schein seiner Taschenlampe eine dicke Schlange. Da er keine Machete dabei hatte, sah er sich nach einer Waffe um und entdeckte die Axt, die er zum Fällen von jungen Bäumen nutzte. Er nahm die Axt und schlug zu, direkt hinter dem Kopf. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um eine Puffotter von einem Meter dreißig Länge. Puffottern sind kürzer, dafür sehr viel dicker und haben verdammt lange Zähne. Sie sind nachtaktiv, anders als die schwarze Kobra, die sich gern tagsüber sonnt. Die Puffotter ist für die meisten Todesfälle durch Schlangen in Westafrika verantwortlich.

 

Zusammen mit Babu und Ami ginge wir, das tote Tier zu begutachten. Mein Mann wollte die schöne Haut der Schlange und zog sie am Strand ab, wobei sich das Vieh noch immer wand. Ob es jemand glaubt oder nicht, als er die Haut abgezogen hatte, konnte man sehen, dass das Herz der Schlange noch immer schlug, nach Stunden ohne Kopf. Selbst unsere drei Hunde hielten respektvollen Abstand und nur unsere mutige Morna schnappte sich einen der Fleischbrocken, als mein Mann die Schlange zerlegte. Später griff auch Briece zu, nur der Rüde wollte seinem Namen, Tiger, keine Ehre machen und zog den Schwanz ein.

 

Den Kopf der Puffotter hängte mein Mann an eine Palme am Strand, was unseren Besuchern seitdem einen gehörigen Schrecken einjagte. Die Haut gerbte er in einer Tonne. Nachdem mein Mann nun zwei tote Schlangen vorweisen konnte, hatte er den Respekt der Männer aus dem Dorf, die alle kamen, um "Big Bandit", wie die Puffotter bei den Einheimischen hieß, zu begutachten.

 

Ein Opfer ist zu beklagen

 

Leider gingen nicht alle Begegnungen mit Schlangen so glücklich aus. Unsere Eseldame Sarah wurde leider ein Opfer von einer unbekannten Schlange. Unsere Sarah erwartete Nachwuchs und wir waren sehr traurig. Drei Tage kämpfte sie um ihr Leben und verlor. Schade!

 


Autor seit 12 Jahren
14 Seiten
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