Waldameisen
Die Waldameisen gehören zu den auffälligsten Ameisenarten in Mitteleuropa.Der Bestand an Waldameisen ist in unseren heimischen Wäldern stark zurückgegangen. Meist wurde dies durch den Eingriff in ihren Lebensraum wie etwa durch den Bau von Siedlungen und Verkehrswegen, durch intensive Forstwirtschaft oder durch Ausbringung von Pestiziden und Insektiziden verursacht.
Auch kleinere Störungen am Nest durch Niederwild, Haustiere und den Menschen können sich negativ auf den Waldameisenbestand auswirken. So stören zum Beispiel Eingriffe an der Nestkuppel den Temperaturhaushalt des Nestes und können dadurch die Brut vernichten und zum Absterben des Volkes führen.
Deshalb genießen alle Ameisen als wild lebende Tierarten einen so genannten Mindestschutz, wobei die hügelbauenden Waldameisen nach der Neufassung der Bundesartenschutzverordnung vom 16. Februar 2005 in Deutschland wieder zu den besonders geschützten Tierarten gehören. Demnach dürfen sie nach § 42 des Bundesnaturschutzgesetzes nicht der Natur entnommen oder gar getötet werden. Jeder Eingriff in die Neststruktur ist strengstens untersagt und es besteht ein Besitz- und Handelsverbot. Speziell die Roten und Kahlrückigen Waldameisen und ihre Nester sind in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung sehr stark geschützt und in der Roten Liste der gefährdeten Arten aufgeführt.
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Die Ameisen und ihr Staat
Im Ameisenstaat gibt es eine ausgeprägte Arbeitsteilung. Dabei findet man die unterschiedlichsten Formen von Ameisen, die an ihre jeweiligen Aufgaben angepasst sind. Am zahlreichsten sind die Arbeiterinnen, die vielfältige Aufgaben übernehmen. So sind sie unter anderem für die Aufzucht der Brut, für den Nestbau und die Beschaffung von Nahrung zuständig.
Die einzige Aufgabe der Königinnen ist es, für Nachwuchs zu sorgen. Diese haben nach dem Schlüpfen Flügel und werden von den ebenfalls geflügelten Männchen im Frühjahr oder Frühsommer befruchtet. Dabei erhalten sie einen Spermienvorrat, der für ihre etwa 20-jährige Lebenszeit reicht. Da die Männchen nach der Paarung keine wichtige Rolle mehr für den Ameisenstaat spielen, werden sie aus dem Staat vertrieben und sterben nach kurzer Zeit.
Die Königinnen hingegen streifen ihre Flügel ab, kehren in ihr Nest zurück und beginnen mit dem Eier legen. Soll aus einem Ei eine Königin entstehen, wird die aus diesem Ei geschlüpfte Larve speziell ernährt. So entscheidet sich in den ersten Tagen durch die Hormone im Futter, ob aus der Larve eine Arbeiterin oder eine Königin wird.
Vom Frühjahr über den Sommer und bis in den Herbst hinein wird fleißig gebrütet, gebaut und gejagt. Nur im Winter ziehen sich die Ameisen dann tief in den Boden zurück und fallen in die Winterstarre. Aber sobald nach dem Winter die ersten Sonnenstrahlen den Boden erwärmen krabbeln die Ameisen aus ihrem Bau, sonnen sich in großen Trauben auf der Nestoberfläche und tanken Energie, so dass der nächste Zyklus beginnen kann.
Aussehen, Größe und Ernährung
Waldameisen sind überwiegend rot bzw. dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Auffallend ist vor allem ihr roter Mittelteil. Die Körperlängen betragen bei der Königin und bei den Männchen ca. 9 bis 11 Millimeter, bei den Arbeiterinnen liegen sie zwischen 4 und 9 Millimeter.
Die Waldameisen zeichnen sich durch ihre kräftigen Mundwerkzeuge aus. Diese finden nicht nur beim Transport von Material für den Nestbau Verwendung, sondern werden auch bei einem Angriff eingesetzt. Dabei wird der Feind gebissen und Ameisensäure in die Wunde gespritzt. Oft entspricht das Gewicht der erjagten Beute dem Vielfachen des Gewichts einer Waldameise. Deshalb findet die Jagd häufig in der Gruppe statt und die erlegte Beute wird gemeinsam in das Nest geschleppt. Aber selbst eine einzelne Waldameisen kann bis zum 30-fachen ihres eigenen Gewichts tragen.
Da die Nahrung der Waldameisen vorwiegend aus Insekten, Larven, Raupen und Spinnentieren besteht, bezeichnet man die Waldameisen auch als Umweltpolizisten des Waldes. So trifft man in einem von Schädlingen befallenen Waldstück häufig auf sogenannte grüne Inseln, in deren Nähe ein Waldameisenhügel sitzt und so den Wald vor den Forstschädlingen schützt. Ein mittelgroßes Ameisenvolk vertilgt dabei in einem Umfeld von 20 bis 50 Metern zehntausende von Schädlingen, wie zum Beispiel die Larven des Borkenkäfers oder des Kiefernspanners. Die Kleinsekten sind für die Ameisen sehr wichtig, da nur aus ihnen das für die Königin so wichtige Eiweiß gewonnen werden kann.
Eine weitere große Nahrungsquelle ist der Honigtau, den die Waldameisen den sogenannten Rindenläusen in großen Mengen abnehmen. Bäume mit gutem Rindenlaus-Besatz werden als Trauf- oder Belaufbäume bezeichnet. Diese sind während der Sommermonate durch intensives Auf- und Ablaufen von Ameisen gut erkennbar und finden sich meist ganz in der Näher der Nester. Um an den begehrten Honigtau zu gelangen, wird die Rindenlaus von den Ameisen betrillert und gibt einen Tropfen Honigtau ab, welchen die Ameise dann aufnimmt. Binnen eines Sommers sammelt ein mittelgroßes Waldameisenvolk mehrere hundert Kilogramm an Honigtau.
Zusätzlich nehmen die Waldameisen aber auch gerne den Samen von myrmekocheren Pflanzen, wie zum Beispiel dem Veilchen, dem Schneeglöckchen oder dem Lerchensporn auf. Die Myrmekochorie bezeichnet dabei einen Aus- und Verbreitungsmechanismus von Pflanzen, die sich die Ameisen für den Transport ihrer Diasporen (Früchte, Samen oder Sporen) hernehmen. Die Ameisen werden dabei von den Düften der öligen Samenanhängsel angelockt und tragen diese ins Nest. Anschließend werden nur die öligen Samenanhängsel gefressen und die Samen wieder aus dem Nest getragen, wodurch sich die Pflanzen verbreiten.
Unterschiede zwischen Formica rufa und Formica polyctena
Es ist nicht immer ganz leicht, Ameisenarten zu unterscheiden bzw. es stellt sich im Tier- und Pflanzenreich generell die Frage, ab wann eine neue Art denn nun eine neue Art darstellt...
So können Formica rufa und Formica polyctena anhand ihrer Körperfärbung oder der Größe der Arbeiterinnen nicht voneinander unterscheiden werden.
Im Forum der Ameisenschutzwarte wird dazu folgendes geschrieben:
Zwar treten bei großen und sehr vitalen Formica polyctena-Völkern kleine Arbeiterinnen häufiger auf. Das liegt aber daran, dass solche großen Staaten ständig Jungköniginnen aufnehmen, deren erste Arbeiterinnengeneration grundsätzlich kleiner ist als die Nachfolgende (sogenannt Pygmäen oder Erstlingsarbeiterinnen).
Eine Unterscheidung erfolgt daher vor allem anhand der Behaarung von Kopfunterseite und Thorax (Ameisenkörper).
- Kopfunterseite: maximal 7 kurze Haare
- Pronotum (vorderer Thoraxbereich): kahl oder höchstens 15 Borsten
- Kopfunterseite: mindestens 10 deutliche, lange Haare
- Pronotum (vorderer Thoraxbereich): mindestens 30 Borsten
Aber da es uns die Natur - wie oben bereits angedeutet - nicht leicht macht, treten vereinzelt auch Mischformen beider Arten auf. Ab wann die Mischform zweier Arten als eigene Art gezählt werden kann, ist nicht leicht zu beantworten. Auf jeden Fall muss der Hybrid in der Lage sein, fortpflanzungsfähige Nachkommen zu erzeugen, die sich untereinander paaren können, um wiederum fortpflanzungsfähige Nachkommen zu produzieren. Nur wenn das für mehrere Generationen hintereinander nachgewiesen werden kann, spricht man von einer eigenen Art oder zumindest von einer Unterart.
Waldameisen beim Umzug
Eine Beobachtung, die ich ziemlich interessant fand, ist der häufige Umzug von Waldameisen. Die Gründe hierfür sind leider nicht ganz klar. Erstaunlich war vor allem der 3-malige Umzug eines Nestes innerhalb eines Jahres.
Ebenfalls interessant zu beobachten war, dass die großen Arbeiterinnen beim Umzug andere Ameisen mit ihren Zangen packen und ins neue Nest verfrachten. Dies ist im Bild auf der linken Seite zu sehen. Dabei rollt sich die getragene Ameise wie eine Raupe in sich zusammen. Da das Hin- und Hertragen mehrmals vom alten Nest ins neue Nest und wieder zurück erfolgte und sich über mehrere Tage erstreckte, ist das Ganze wohl als demokratischer Prozess anzusehen: Letztendlich wird der Standort gewählt, für den sich die meisten Ameisen entscheiden.
Der Rekord-Waldameisenhügel, ...
Wenn nach den Wintertagen die ersten Sonnenstrahlen scheinen, ...
Bildquelle:
a.sansone
(Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)