Bücher und Filme um das Thema Wald gibt es schon länger

Schon vor Jahren erregte der Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben aus der Eifel mit seinem Buch "Das geheime Leben der Bäume" großes Aufsehen. Seine Absicht war und ist es, den Lesern anschaulich und emotional Fachwissen über den heimischen Wald zu vermitteln und sie zu häufigerem Aufenthalt darin zu ermuntern.

Foto: P.Anderson

So schreibt er zum Beispiel von Mutterbäumen, die ihre Kinder quasi "stillen", indem sie sie über ihr Wurzelsystem mit Nährlösung versogen. Er plädiert für ein intensives Naturlerlebnis, schwärmt von Waldspaziergängen im Regen und animiert die Menschen, auch einfach mal querfeldein zu gehen, was ein Gefühl von Freiheit vermittelt.

Auch Filme wie "Das grüne Wunder - unser Wald" oder die 4-teilige Dokumentation "Unser Wald" und einige andere Filme versuchen, den Natur entwöhnten, technikbesessenen, gestressten Stadtmenschen die Natur wieder näher zu bringen.

Was macht den Wald für den Menschen so wertvoll?

Japanische Mediziner haben schon vor Jahren in Studien festgestellt, dass durch Waldbaden die Stresshormone Cortisol und Adrenalin reduziert werden; nach einem Tag im Wald bereits um 50 Prozent. Außerdem wird die körperliche Regeneration gestärkt und die Anzahl der Killerzellen, die das Immunsystem stärken und Entzündungen hemmen, erhöht sich. Durch den Aufenthalt im Wald lassen sich auch Angstzustände, Depressionen und Wut verringern, (Quelle: "Effect of forest environment on human immune function" (Qing Li) )

Seit 2012 existiert an japanischen Universitäten ein eigener Forschungszweig. Die "Forest Medicine" oder "Waldmedizin" Das Thema begeistert mittlerweile Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Man fand heraus, dass noch 4 Wochen nach einem Aufenthalt im Wald die Abwehrkräfte erhöht sind. Aus diesem Grund raten japanische Ärzte ihren Patienten, monatlich mindestens zwei bis dreimal 2 Stunden im Wald zu verbringen.
Dabei sollte es sich mehr um etwa 2,5 Kilometer bewußtes Schlendern und Wahrnehmen der Natur handeln, auf keinen Fall um Power-Walking oder Joggen. Man sollte öfter eine Pause einlegen, Wasser oder Tee trinken und vor allem den Wald bewußt mit allen Sinnen auf sich wirken lassen.Foto: Pixabay

Die wertvollen Wirkstoffe, die die Waldbäume, vor allem Nadelbäume, abgeben, sind die Terpene - Moleküle, mit denen Pflanzen kommunizieren, um zum Beispiel Schädlinge abzuwehren. Menschen nehmen sie über die Haut und die Lunge auf. Sie haben starke Regenerationskräfte, stärken unser Immunsystem und durch sie werden drei wichtige Anti-Krebsproteine vermehrt produziert.

Der österreichische Biologe und Autor, Clemens Arvay hat ein Buch mit dem Titel "Der Biophilia-Effekt" geschrieben, in dem er alle weltweit durchgeführten medizinischen Studien zur Natur zusammenfasst, die sich bisher allerdings nur auf die Prävention bezogen haben. In seiner Doktorarbeit will er anhand von klinischen Studien ermitteln, ob diese Wirkung auch bei bereits Erkrankten zutrifft.

Hierzulande sind Ärzte eher noch weit davon entfernt, ihren Patienten zu Waldbädern zu raten, wie überhaupt die Prävention leider immer noch ein Stiefkind im Gesundheitswesen ist. Japan war in Prävention und medizinischer Versorgung die letzten Jahre immer weit voraus und möchte bis zum Jahr 2035 "Global Health Leader" werden.Foto: P. Anderson

Inzwischen gibt es in Deutschland und auch anderen Ländern Ausbildungsstätten für Entspannungspädagogen mit dem Schwerpunkt Waldbaden (siehe einige Links unten), denn der Bedarf daran wächst. Meist finden Menschen zum Waldbaden, die dem Stress des Berufs-oder Alltagslebens entfliehen wollen, aber auch in Kliniken ist diese Art der Therapie zu einem sinnvollen Bestandteil auf dem Weg der Genesung geworden.

Was kann man im Wald lernen?

Beim Waldbaden geht es - wie schon erwähnt - nicht darum, durch den Wald zu rennen, Nordic Walking zu praktizieren oder zügig zu wandern, sondern es ist eher ein nicht zielgerichtetes, langsames durch den Wald schlendern, sich aufgehoben fühlen und sich im Einklang mit der Natur zu erleben.
Dabei gibt es jede Menge zu entdecken, wie Moose, Baumstämme, Pflanzen, Ameisen, Vögel, Wild, Eichhörnchen, kleine Bäche, Tümpel, Waldlichtungen und vieles mehr. Man kann absolute Stille wahrnehmen, aber auch das Rauschen der Blätter, Knacken von Zweigen, das Gezwitscher der Vögel oder das Geprassel von Regen. Der Wald ist zu jeder Tages-und Jahreszeit und bei jedem Wetter immer wieder anders.Foto: P.Anderson

Viele Eindrücke nimmt man oft nicht wahr, wenn man den Wald schnell durchschreitet, mit dem Mountainbike unterwegs ist oder sich angeregt unterhält. In der Regel ist unser Leben doch eher zielgerichtet. Wir unterliegen den Zwängen des Alltags mit Zeitdruck und Vorgaben und die Welt ist generell schneller und technischer geworden. Beruf, Haushalt, Smartphone, Laptop, WhatsApp, TV, Facebook - all sie machen uns bewußt oder unbewußt Druck und ein Zuviel von allem macht letztlich krank. Folgen sind zum Beispiel Burnout, Ängste, Panikattacken, Stress, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Probleme und häufig auch Krebs.

Wonach wir uns oftmals sehnen ist Entspannung, Ruhe und ein echtes, tiefes Erleben, das man aber nur erreicht, wenn man bewußt, langsam und nicht zielgerichtet lebt. Das Waldbaden bietet dazu die beste Gelegenheit.

In Rehakliniken erlernen die Patienten mit Atemproblemen bewußte Atemübungen. Menschen mit Beschwerden im Bewegungsapparat lernen, über weichen Waldboden zu gehen, Steigungen zu nehmen, aber es werden auch Meditationen oder Qi Gong im Wald angeboten.

Auch Hotels haben inzwischen den Markt für das Waldbaden entdeckt und bieten es ihren Gästen an. Man lernt, auch einfach nur mal einen Baum zu umarmen, die Rinde zu erspüren, Blätter in die Hand zu nehmen, Holz zu berühren, Pilzen zu erkennen, Tannengrün in den Fingern zu zerreiben und daran zu riechen, Vogelstimmen zu deuten oder Igel, Rehe und andere Tiere zu beobachten.

Das norddeutsche Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist Vorreiter für das Waldbaden. Es nutzt seine Wälder nicht nur als grüne Freizeitoase, sondern inzwischen verstärkt als Therapieraum. Neun Wälder zwischen Heringsdorf und der Müritzer Seenplatte sind als Heilwälder ausgezeichnet.

Es muss aber kein Nationalpark, Naturschutzgebiet oder ein ausgezeichneter Wald sein. Auch ein Stadtwald oder kleine Wälder am Stadtrand tut Körper und Seele gut.

Letztlich braucht man nicht unbedingt einen Entspannungspädagogen, um in den Wald einzutauchen. Auch alleine kann man ihn mit allen Sinnen erspüren, wenn man sich bewußt einfach mal die Zeit dafür nimmt und darauf einläßt.

 

Weiterführende Links zu Waldgebieten, Ausbildungen und deren Inhalten

Bekannte deutsche Waldgebiete

Wald in Deutschland (Wikipedia)

Die Top 5 der schönsten und erholsamsten Wälder in Deutschland + Weitere.......

Waldbaden im Taunus

Deutsche Akademie für Waldbaden


Ausbildung Waldbaden bei Annette Bernjus

 

Foto: P.Anderson

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