Das norwegische Walfangschiff "Artemis" (Bild: TonG FotoArt / Flickr)

Wale wurden von den Jägern zu zehntausenden abgeschlachtet

In Europa wurde der Walfang zu einer wichtigen Industrie für jede seefahrende Nation. Im 18. Jahrhundert verfolgten über 400 holländische Schiffe den Grönland- und Pottwal bis in den Nordatlantik. Die englische Flotte wuchs ab 1750 von 20 auf 250 Schiffe an. Es dauerte nicht lange, bis die nordatlantischen Gewässer leergefischt waren. Deshalb zogen die Walfänger nordwärts in die Arktis. Als die Wale in den südlichen Regionen verschwanden, folgten die Jäger den Überlebenden in die entferntesten arktischen Gewässer.

Grönland- und Pottwale wurden zu zehntausenden abgeschlachtet. Ihre Zahl sank so rapide, dass es zu Beginn des 19. Jahrhunderts unwirtschaftlich wurde, die Jagd fortzusetzen. Der Boom war vorbei. Es wurden zwar weiterhin Wale gejagt, aber die arktische Fischerei brach zusammen. Abgesehen von der Walknappheit beschränkten die harten Bedingungen die Reisen auf die Sommermonate. Und selbst dann waren es nur kurze Reisen. Die Wale mussten zu Küstenstationen geschleppt werden, wo man sie zu Öl verarbeitete. Es war ein langsames Geschäft. Natürlich hätten die Überseewalfänger auch in südliche Breiten fahren können, wo es mehr Wale gab, größere Wale mit viel Tran.

Das Problem waren die Schwierigkeiten beim Aufbau von Verarbeitungsstationen an unbekannten und feindlichen Küsten. Zudem waren die Schiffe an das Land gebunden. Erst nach 1800 kam es zu einer Revolution. Die Amerikaner betrieben bereits seit der Kolonialzeit Walfang. Genau wie die Europäer operierten sie von landgestützten Fangstationen aus. Bald bekamen auch sie den rapide abnehmenden Bestand an Walen zu spüren. Gleichzeiitig stieg jedoch die Nachfrage nach Tran und Knochen.

Jedes Jahr wurden neue Fanggründe entdeckt

Deshalb entwickelten sie das amerikanische Walfangschiff, eine der effektivsten Tötungsmaschinen, die je gebaut wurden. Diese Schiffe waren knapp 100 Fuß lang, und in der Lage, um die Welt zu segeln. Die größere Reichweite eröffnete neue Walfanggründe, die man genauso schnell überfischte, wie man sie entdeckt hatte. Zwischen 1804 und 1811 registrierte die US-Flotte auf der Südhalbkugel allein in den neu erschlossenen Antarktischen Fanggründen 190.000 geschlachtete Blauwale. Zu der beliebtesten Beute gehörte der Spermawal. Er war größer und wertvoller als die Blau- und Pottwale. Er war aber auch gefährlicher.

Der Spermawal zog durch alle Ozeane und die Walfänger folgten ihm. Um 1825 fischten die Amerikaner weit im Pazifik nach dem üblichen Schema: erst überfischen, dann zu neuen Fanggründen weiterziehen. Es gab reichlich Wale, und jedes Jahr wurden neue Fanggründe entdeckt. Die Fahrten waren sehr ertragreich, aber auch riskant. Die Schiffe durchkreuzten die Fanggründe, bis man Wale anhand ihrer sprühenden Wasserfontänen sichtete. Sofort wurden Boote ausgesetzt und nahmen die Verfolgung auf.

Diese Boote waren schnell, leicht und stabil und für ihren Zweck gut ausgerüstet. Das eigentliche Fangen und Töten der Tiere verlief genauso wie seit tausenden von Jahren. Aus einem offenen Boot wurde von Hand die Harpune geworfen, sobald der Wal in Reichweite war. Das harpunierte Tier tauchte, um zu entkommen, und zog dabei das Boot mit sich über die Wellen. Jedes Mal, wenn er zum Atmen auftauchte, schlossen die Boote auf und zwangen ihn, wieder zu tauchen, bevor er richtig Luft holen konnte. Wenn er dann erschöpft war, wand er sich manchmal so lange in der Dünung, dass der Harpunier einen Stich mit der Todeslanze ansetzen konnte. Aber das Töten war eine gefährliche Angelegenheit.

Die Verarbeitung des Wals wurde an Bord durchgeführt

Ein wütender Spermawalbulle konnte mit seiner Schwanzflosse ein Boot zerschlagen oder einfach umdrehen. Wenn ein Wal schließlich tot war und geronnenes Blut ausblies, wurde er längstseits des Schiffes vertäut und geschnitten. Das war der Schlüssel zum Erfolg der amerikanischen Schiffe. Sämtliche Arbeiten des Fangs und der Verarbeitung wurden an Bord durchgeführt. Der Speck wurde von den Knochen geschnitten und in speziell konstruierten Öfen an Deck ausgekocht.

Bei diesem blutigen Geschäft wurde nichts vergeudet. Knochen, Zähne und der Tran wurden sorgfältig verstaut. Mit dem Fleisch des Wals hielt man die Feuer am Brennen. Es war eine dreckige Arbeit, die den Eignern riesige Profite einbrachte. Ab 1860 ging der Walfang stark zurück. Die Gründe waren überfischt, die Reisen dauerten länger, die Heuer wurde weniger. Der mögliche Gewinn wog die häufigen Verluste nicht mehr auf. Die Entdeckung des Erdöls verpasste der Walfang-Industrie schließlich den Todestoß.

BerndT, am 17.01.2017
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Bildquelle:
PublicDomainPictures (Amerika - Entstehung einer Weltmacht)
Bernd Teuber (Petroleumlampen im Wilden Westen)
PublicDomainPictures (Die Entstehung des Erdöls)

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