Wer hatte ein Interesse am Ableben des Grünen-Politikers Anton Freiler?


Ein Mord ist geschehen, klar sonst wäre dieser Roman ja auch kein Krimi. Der stadtbekannten Politiker namens Anton Freiler wurde ermordet. Herr Freiler war Umweltstadtrat und außerdem Fraktionsobmann der Grünen. Gut, die sind nun wirklich nur bei Ihresgleichen beliebt, da sie auf der grünen Wiese bauen und dann verhindern, dass sich jemand daneben ansiedelt. Das ist aber noch kein Grund, den guten Mann erst zu vergiften und sicherheitshalber noch mal mit einer Schaufel zu erschlagen. Der Titel des Romans heißt aber Klosterburger Leopoldimorde, folgerichtig gibt es noch während der Ermittlungen einen weiteren Mord und einen versuchten Mord. Anna Kobel, die für die NÖN arbeitet (Niederöstereichische Nachrichten - eine Wochenzeitung), überlebt nur knapp einen Giftanschlag. Der Tierarzt Hoffer hatte da wegen seiner angeschlagenen Gesundheit weniger Glück. Trotz sofortiger Reanimation schaffte er es nicht. Motive scheint es einige zu geben. Rudolf Vlasic ist der größte Bauunternehmer in Klosterneuburg. Er ist ein windiger Hallodri, der keinen Schlag bei Frauen hat und auf käuflichen Sex angewiesen ist oder seine Angestellte sexuell belästigt. Er wurde durch den Umweltstadtrat bei einem Groß-Bauvorhaben ausgebremst. Auch die Reporterin schrieb nicht ganz unparteiisch gegen das Projekt in schönster Waldlage, das die Umwelt verschandelt hätte.

Der alte Hase von der Mordkommission und der junge Kommissar, die Hauptpersonen!

Wallner war Kommissar im Landeskriminalamt Niederösterreich in St. Pölten und seit jeher Leiter der Mordkommission. Er ist EDV mäßig ein DAU. Seine Enkelin musste ihm sogar einen Klingelton "Titelsong von Mission Impossible" aufs Handy aufspielen. Diesen findet er grässlich, ist aber technisch zu blöd, ihn abzustellen. Sein junger unerfahrener Kollege Blosch gehört da schon zu der Generation "Digital Natives". Ist übereifrig und quatscht zu viel.

Das Markanteste an Wallner ist sein hypergepflegter, symmetrisch handgezwirbelter Schnauzbart Marke Asterix, auch Rotzbremse oder Bröselbesen genannt. Ansonsten hat er aus der Not eine Tugend gemacht, seine wenigen Haare zu einer Glatze umgestylt. Er steht auf dem sehr vernünftigen Standpunkt, da es sich auch um meinen handelt, dass man Socken nur in einer Farbe kaufen sollte, um sich die blödsinnige Sortiererei zu ersparen. Der Jungspund Blosch ist ein wandelndes Wikipedia und brilliert mit angelesenem Wissen. Meist, wenn es keinen interessiert. Aber durch diesen Kunstgriff der Autorin erfährt der Leser einiges über Land und Leute! Beispiel: "Wissen Sie, dass das Leopoldifest ursprünglich zu Ehren des Todestages des Markgrafen Leopold III abgehalten wurde? Der Leopoldimarkt ist praktisch ein Nachläufer der traditionellen Wallfahrt nach Klosterneuburg. Noch vor dreihundert Jahren pilgerte alles, was Rang und Namen hatte, am fünfzehnten November hierher, um im Kloster bewirtet zu werden und auch an das Volk wurden Lebensmittel und Silberpfennige ausgeteilt. Habe ich heute früh schon gegoogelt. Wollen Sie mehr wissen, Chef?" Blosch grinste voll Eifer."

Nein, nicht wirklich! 

 

 

Die Autorin verfügt über sehr viel Empathie, war bisher auf Kinderbücher spezialisiert.

Es handelt sich um einen Regional-Krimi mit viel Lokalkolorit oder regionalism, wie der Engländer sagen würde. Also eine Geschichte, die in einer typischen Regionen in einem spezifischen Sprachgebiet spielt. Und damit trifft Barbara Lechner-Chileshe den Zahn der Zeit. Seit der Zeit der Jahrtausendwende kehren viele Autoren gedanklich und tatsächlich dem stressigen Stadtleben den Rücken. Weg von der Reizüberflutung, der Pop-Kultur, hin zu Ruhe und Beschaulichkeit. Ab in die Provinz. Aufgewachsen ist die Autorin in Klosterneuburg bei Wien, kennt also ihre Heimat wie ihre Westentasche. Kennt die charmante Mundart, an die man sich schnell gewöhnt und die kulinarischen Besonderheiten der ansässigen Gastronomie. Bereits als Kind schrieb sie gerne Geschichten und ganze Bücher. Eines ihrer Hobbys ist neben dem Onlineschreiben (über 400 Artikel auf der Autorenplattform Pagewizz) auch die Malerei. Sie hatte schon mehrere Ausstellungen mit ihren Bildern in Österreich und auch Sambia, ihrer neuen Wahlheimat. Dort betreibt sie mit großem persönlichen Engagement eine Schule für sehbehinderte Kinder. Im Jahr 2010 gründete sie gegen viele Widerstände ihre eigene NGO "Malaikha". Sie reist gerne durch Afrika und berichtet uns unter ihrem Künstlernamen (Malaikha) in ihren Artikeln von diesem wundervollen aber äußerst schwierigen Kontinent. Barbara Lechner-Chileshe aus Mazabuka, Sambia (35 Jahre) ist kein Gutmensch, sie ist ein guter Mensch. Jemand der auf sichere Festanstellung und Sicherheit in Europa verzichtet, um sich unter finanziellen Einbußen und trotz Mengen von Unannehmlichkeiten dafür entschied, den Ärmsten der Armen zu helfen. Sie hat meine Hochachtung!

Mein persönlicher Eindruck, noch zwei solche Romane und ich gehe in Wien als Einheimischer durch!

Unsere Autoren-Kollegin "Malaikha" oder Frau Barbara Lechner-Chileshe nutzt ihre künstlerische Ader uns hier ein Bild ihrer Heimat Österreich zu zeichnen. Land und Leute werden unter ihren Tasten sehr real. Die handelnden Personen und Protagonisten sind sehr treffend charakterisiert. Die Polizeiarbeit stammt nicht aus der Feder eines Hollywoodaction-Romanschreibers, hier wird bodenständig ermittelt. Der oder die Täter sind irgendwie auch Opfer ihres schwachen Willens, also Menschen wie Du und Ich. Sie hatten nur das Pech, die Kurve nach Rückschlägen nicht zu kriegen. Im Ausschlussverfahren werden sie ermittelt. Ein Anfangsverdacht wird natürlich gelegt, aber das Ende ist dann doch erstaunlich. Liebe ist halt eine Leidenschaft, die mit Eifer Leiden schafft. Tat, Motiv und Handlung sind gut nachvollziehbar. Einige sozialkritische Seitenhiebe wie auf den Genderwahn gefallen mir immer sehr gut: Bereits der Kauf eines Stramplers für die kleine Enkelin wird zum Eklat - "Sie wollte ihrer Tochter Petra nicht "eine Farbe aufzwingen". Rosa kam ihr nicht ins Haus. Aber auch nicht blau, sondern nur Farben wie weiß, orange, grün oder gelb (geschlechtsneutral). Kein Wunder, dass Wallner einkaufen hasste." Die Mundart hat ihren ganz eigenen Charme! Ein uralter Wagen ist eine museumsreife Tschäsn, zu Mittag gibt es Fleischlaberln mit Erdäpfelpüree, Freiler hat eine Gspusi (Liebschaft) mit der Anna Kobel gehabt, der Schlüssel liegt unter der Fußtackn, Markstände sind Standln und ein Geschäft ist ein Trafik. Dann schlürfte er eine Melange und verschlang eine Topfengolatsche und ein Punschkrapferl, bevor er sich auf den Weg machte.

Genau so stell ich mir Österreich vor. Liebenswert, charmant, ein bisschen schlitzohrig, nicht so hektisch und gute Küche!

Anmerkung:

Alle Bilder stammen von Pixabay und sind kostenlos, ab und zu spende ich dann auch mal was! 

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