War was? - Der satirische Wochenrückblick 3/2012: Romney und Österreich ausgezählt
Neue Steuern braucht das Land, Klassen benötigen Messgeräte zur Regulierung des Lüftungsverhaltens, und Mitt Romney auf John Kerrys Spuren.Sparen, sparen, sparen! Aber nicht bei mir!
Die Republik Österreich steht nach dem Tripper-A-Verlust größtenteils immer noch unter Schock. So schwer wiegen die Kränkung über die völlig unverständliche Abwertung der Kreditwürdigkeit, dass die Bundesregierung beschlossen hat, sich einer profunden Auseinandersetzung mit den Gründen hierfür zu verweigern. Völlig ahnungslose Verwirrte wie der Schreiber dieser Zeilen versteigen sich derweil zu abstrusen Ansichten wie jener, dass die Republik an zu hohen Ausgaben laboriere, die das Staatsdefizit beständig anwachsen lassen, während die ausufernde Bürokratie, unzählige Regulierungen und Gesetze sowie weltrekordverdächtige Abgaben und Steuern vielen Unternehmen und Arbeitnehmern auf Geldbörsen, Motivation und Investitionsfreude schlagen.
Das ist natürlich kompletter Unsinn, wie beispielsweise der Präsident des Gewerkschaftsbundes ÖGB weiß. der das schöne Sozialisten-Wörtchen "Kaputtsparen" neu entdeckte. Ohne Steuern gehe es nicht und einen Aufnahmestopp im Öffentlichen Dienst lehnt er ebenso ab, wie
noch schneller und noch mehr sparenDenn: Noch mehr sparen wie es die Republik Österreich derzeit vorexerziert, geht nun wirklich nicht mehr! Das heißt: So richtig gespart wird zwar noch nicht. Aber die meisten Entscheidungsträger sind sich einig, dass gespart werden soll und muss. Natürlich nicht beim eigenen Klientel, sondern bei den anderen. Was zwar die Quadratur des Kreises darstellt, nachdem man niemanden vergrämen möchte, auf dessen Stimme (oder, hüstel, "kleine Gefälligkeit") man nicht verzichten möchte. Doch zählt letztendlich nicht die gute Absicht mehr, als die Tat an sich? Ich denke, die Antwort lautet "Ja", weshalb ich zur moralischen Erbauung weise Worte aus dem schönsten und gerechtesten Politikermund Österreichs vorspielen möchte.
Bahnbrechende Erkenntnisse in der Lüftungsforschung
Wie man die drängenden Probleme des Landes entschieden und effizient angeht, beweist die südliche Brudernation Kärnten mit dem Projekt "Gesunde Raumluft – Luft zum Lernen". Komplett gratis - die Dinger fallen einfach so vom Himmel - wird Schulen ein Raumluft-Messgerät zur Verfügung gestellt. Dieses misst (Zitat):
• den CO2-Gehalt,• die Raumtemperatur,
• die Luftfeuchtigkeit und
• die Luftaustauschrate.
und stellt die Werte auf dem Display des Gerätes dar.
Schließlich haben neueste, bahnbrechende Forschungen ergeben, dass das Gehirn fürs Lernen Frischluft benötigt. Um diesen Erkenntnissen nachzukommen, wird das Raumluft-Messgerät wertvolle Unterstützung beim "Lüftungsverhalten" geben. Keinesfalls soll beim Leser der Eindruck entstehen, ich würde mich über diese Aktion in irgendeiner Form lustig machen. Ganz im Gegenteil: Ich unterstütze sie und freue mich, dass Kärnten die Vorreiterrolle einer hoffentlich weltweiten Frischluft-Revolution übernehmen wird. Immerhin brennt den SchülerInnen, Schülern und Schülerinnen nicht etwa die Besorgnis darüber unter den Nägeln, dass sie für die gigantische Staatsverschuldung geradestehen werden müssen, sondern sie fragen sich zu Recht: Wird im Klassenzimmer genügend gelüftet? Oder wenigstens öfter, als im Kopf so mancher Entscheidungsträger...
Mitt Rick gegen den Iran
Die USA rüsten sich nicht nur für einen Verteidigungskrieg gegen den nach der Weltherrschaft geifernden Iran, sondern auch für die Präsidentschaftswahlen. Auf Seiten der Demokraten (für GrünInnen: Das sind die Luke Skywalkers) wird Barack Obama zur Titelverteidigung antreten. Offen ist das Rennen bei den Republikanern (für GrünInnen: Republikaner sind so eine Art SUV fahrende, Wurst aus unbiologischem Anbau verzehrende Darth Vaders). Man kann auch durchaus nachvollziehen, weshalb es den Wählern so schwer fällt, sich für einen bestimmten Kandidaten zu entscheiden: Altruistische Geistesriesen, wohin man blickt!
Etwa Rick Santorum, der folgendes über die Ermordungsserie an iranischen Wissenschaftlern zu sagen hat:
Als aussichtsreichster Kandidat auf eine Kandidatur gilt aber Mitt Romney. Gleich Santorum spricht er sich gegen Abtreibungen aus und ist Homosexuellen gegenüber eher kritisch eingestellt. Allerdings scheint er als erste Präsidentschaftshandlung nicht den Iran bombardieren zu wollen. Präventiv bombardieren, natürlich!
Ärgerlicherweise erweist sich seine Kandidatur als doch nicht so sicher, wie allgemein angenommen. Bei den Vorwahlen in Iowa Anfang Jänner war zunächst sein Sieg verlautbart worden. Wie sich nunmehr herausstellte, unterlag er aber Santorum. Die Umstände muten mysteriös an:
Aus acht Wahlbezirken fehlten zertifizierbare Ergebnisse, die letztlich den Ausschlag für den wahren Ausgang geben könnten.Freilich handelt es sich um Spekulation, ob diese fehlenden Stimmen Romney zugute gekommen wären. Allzu streng sollte man mit der Wahlaufsicht ohnehin nicht sein: Das Auszählen und korrekte Notieren von Stimmen ist eine Wissenschaft für sich, die man Absolventen öffentlicher Schulen nicht unbedingt zutrauen kann. Genauere Nachforschungen sollte man tunlichst vermeiden. Es könnte sich am Ende herausstellen, dass in den Hinterzimmern noch tausende Wahlzetteln liegen, auf denen der Name "John Kerry" durchgestrichen und durch "George Bush" ersetzt wurde.
Bei Anruf: Zeitansage!
Zeit ist bekanntlich Geld. Insbesondere dann, wenn man die kostenpflichtige Zeitansage befragt. In London riefen Polizisten innerhalb von zwei Jahren 110.000 Mal die Zeitansage an und verpulverten dafür ca. 42.000 Euro. Begründung hierfür:
Viele Polizisten arbeiteten nicht im Büro und hätten damit keinen direkten Zugang zum Internet, um sich über Telefonnummern oder die genaue Zeit zu informieren.Sicher: Die Londoner Polizei hätte ihre Beamten auch mit Uhren ausstatten können. Eine Herrenarmbanduhr solider Qualität kostet etwa 20 Euro, was immerhin für rund 2.000 Uhren gereicht und einem ausgewählten Uhrenhändler zum schönsten Tag seines Lebens verholfen hätte. Und seien wir ehrlich: Ständig mäkelndes Steuervieh hätte auch in diesem Fall empört aufgegrunzt. Insofern kann man unseren Freunden in Uniform einfach nicht böse sein. Immerhin muss man ihnen zugute halten, dass sie keine Schmuddelnummern anriefen oder bedenkliche Inhalte im Internet ansurften, bei denen es unsereins die Schamesröte ins Gesicht treibt.
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Das freut den Steuerzahler: Baukosten lediglich verdoppelt
Abschließend noch eine erfreuliche Meldung aus Wien: Der "Skylink" benannte neue Terminal des Flughafens Wien nahm den Probebetrieb auf und dürfte demnächst in Betrieb gehe. Die ursprünglich mit 400 Millionen Euro veranschlagten Baukosten wurden um gerade einmal 100% leicht überstiegen. Eine Leistung, die zurecht die Entscheidungsträger belohnt. Verglichen mit dem Bau der Garage eines Wiener Krankenhauses, bei dem sich die Baukosten mindestens verachtfachen sollen, kann man ohnehin von einem Musterbeispiel an Sparsamkeit sprechen.
Gerne würde ich den aus Steuergeld finanzierten Terminal benutzen, kann mir dies aber leider nicht leisten. Die Gewissheit, dass meine Steuern und Abgaben in derlei großartige Investitionen fließen, tröstet mich darüber hinweg.
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Sudoku einfach lösen - Varianten für Anfänger, Fortgeschrittene und...)