War was? - Der satirische Wochenrückblick 4/2012: Es wird immer ge-rechter
Rechtspopulisten wohin man auch wegschaut! Da hilft nur noch eine Gute-Laune-Lieferung von der Post ...Es wird erneut Zeit für ein Lichtermeer gegen Rechts und für mehr Toleranz! Wer daran zweifelt, dass Österreich im Rechtsradikalismus versinkt, wurde vor wenigen Tagen eines Besseren belehrt. Ein Spitzenpolitiker einer populistischen Partei erschütterte mit menschenverachtenden Aussagen die Alpenrepublik. Lassen Sie mich, werter Leser, nur einige dieser Ungeheuerlichkeiten wiedergeben:
"Unsere Sprache hier ist Deutsch"Die "Wiener Lebensart" müsse erhalten werden
Künftig solle kein Kind mehr ohne Deutschkenntnisse in die erste Volksschulklasse kommen.
Verständlicherweise riefen Vertreter der GrünInnen zu spontanen Demonstrationen vor dem Parlament auf, die SPÖ sah in diesen Aussagen widerliche ausländerfeindliche Propaganda, wie man sie seit 70 Jahren nicht mehr hören musste, der Regierungspartner ÖVP schloss sich dem Sturm der Empörung an und forderte den Rücktritt des Spitzenpolitikers, Vereine gegen Rassismus organisierten Schweigemärsche durch Wiens Einkaufsstraßen, um auf die Gefahr von Rechts aufmerksam zu machen...
Moment, Moment! Eine unerwartete Wendung der Ereignisse: Wie mir die Regie mitteilt, stammen diese Aussagen nicht von der FPÖ, sondern aus dem Munde von Wiens sozialdemokratischen Bürgermeister Häupl. Ich entschuldige mich für diesen bedauerlichen Irrtum und kann Entwarnung geben: Die getroffenen Aussagen wurden ohne jegliche Proteste aufgenommen, es wird keine Mahnmärsche, Lichterketten oder betroffen in alles, was wie eine Kamera aussieht, sabbernde Linke geben.
Wir setzen unser Programm deshalb ungewohnt normal fort.
Rechtsruck in den Niederlanden: Burka-Verbot!
Der vielbeschworene Rechtsruck ist ausgerechnet aus den liberalen Niederlanden zu vermelden. Dort soll es der Burka an den Kragen gehen, sofern Burkas einen solchen hätten. Demnach dürfen Frauen an öffentlichen Platzen nicht mehr voll verschleiert unterwegs sein. Ein völlig unverständlicher Schritt, jedenfalls aus Sicht des Artikelautors, der großer Sympathisant der Burka ist und das exakte Gegenteil der niederländischen Initiative anstrebt: Die Burka-Pflicht für FeministInnen und GrünInnen.Hinter dem Burka-Verbot steckt laut dem seriösen Nachrichtenmagazin "Spiegel" der
[...] rechtspopulistische niederländische Politiker Geert Wilders [...] Er tut sich schon seit Jahren mit Hasstiraden und respektlosen Bemerkungen hervor, die auf das parteipolitische Establishment, linke Intellektuelle, Eurokraten und vor allem auf Muslime im In- und Ausland abzielenHierbei muss man dem Magazin ein schlimmes Versäumnis vorwerfen: Geert Wilders ist nicht nur rechtspopulistisch, sondern zudem natürlich blond und islamophob.
Besonders ärgerlich:
Angeblich sollen nur rund 300 muslimische Frauen die Burka in der Öffentlichkeit tragen. Hm... das kommt uns doch bekannt vor...
Nein, Verzeihung, ich höre gerade, dass der falsche Filmbeitrag abgespielt wurde. Ein bedauerlicher Irrtum eines unserer Praktikanten. Wir werden ihn auspeitschen lassen. Moment: Wie ich höre, ist das Auspeitschen von Arbeitnehmern in Europa leider gesetzlich verboten und kann mit Geldbußen von bis zu 100 Euro bestraft werden.Das heißt, 80 Euro, 70. 45. Keine Sorge, liebe Leser, die Inflation ist lediglich gefühlt und kann vom sadistischen Bundesamt nicht bestätigt werden. Pardon: Ich höre gerade, es heißt: "statistisches Bundesamt". Warum eigentlich? Der andere Name wäre weitaus passender.
Übrigens: Es mag stimmen, dass lediglich 300 Frauen in den Niederlanden die Burka tragen. Hierbei wird aber unterschlagen, dass es sich nur um jene Frauen handelt, die die Wohnung ihres Göttergatten verlassen dürfen.
Die Wiege der Analphabetokratie
Zum Sport: Der Trainer des englischen Fußballvereins Tottenham Harry Redknapp steht wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung vor Gericht. Er soll vor wenigen Jahren als Trainer des FC Portsmouth Beteiligungen an Erlösen aus Spielertransfers nicht versteuert haben. Redknapp weist diese Vorwürfe mit ungewöhnlicher Offenheit zurück: Er sei dazu gar nicht fähig gewesen, da er kaum schreiben könne.
Natürlich schmunzelt manch unsensibler Zeitgenosse über einen Menschen, den das Schicksal gleich mehrfach hart bestrafte: Offenbar Analphabet und dann auch noch Ex-Trainer eines erfolglosen Klubs zu sein, das ist bitter! Deshalb bleibt zu hoffen, dass man ihn nicht noch zusätzlich bestraft, indem man etwa die Nachzahlung der Steuern fordert, und er einen VHS-Kurs bezahlt bekommt.
Diese Geschichte regt aber in anderer Hinsicht zum Nachdenken an. Möglicherweise ist Analphabetismus unter Erwachsenen ein weitaus größeres Problem, als bislang angenommen. Insbesondere Griechenland scheint von diesem gesellschaftlich schwerwiegenden Phänomen in ungeheurem Ausmaße betroffen zu sein. Bekanntermaßen sollen viele Milliarden Euro an Steuern nicht ordnungsgemäß abgeführt worden sein. Aber was, wenn es sich nicht um mutwillige Steuerhinterziehung handelt, sondern die angeblichen Steuersünder Analphabeten sind, die sich ihres Vergehens gar nicht bewusst sind? Woher sollen sie wissen, dass sie Steuern zu zahlen hätten, wenn sie des Lesens unkundig sind?
Falls diese These zutrifft, handelt der griechische Fiskus äußerst taktlos und tritt die Menschenwürde mit Füßen, indem er Listen mit Personen veröffentlicht, die dem Staat mehr als 150.000 Euro schulden. Dadurch stellt man die Opfer mangelnder Bildung in aller Öffentlichkeit bloß und gibt sie der Lächerlichkeit preis. Ganz davon zu schweigen, dass diese Aktion kontraproduktiv ist: Woher sollen diese armen Menschen überhaupt vom Auftauchen ihres Namens auf der Liste wissen?
Es verwundert nicht, wenn derlei vom Schicksal des Besuchs öffentlicher Schulen geschlagene Mitmenschen verständnislos auf ungerechte Vorwürfe reagieren und sich mit der mühsam ersparten Yacht zu ihren Bankkonten in der Schweiz aufmachen. Falls mich meine an öffentlichen Schulen gewonnene Bildung nicht trügt, liegt die Schweiz ja am Meer.
Okay, Jungs: Wer von euch hat 16 Kilo Koks bestellt?
Im Kampf gegen Drogen erlitt die UNO einen empfindlichen Dämpfer: Die New Yorker Polizei stellte insgesamt 16 Kilogramm Kokain sicher, das ans UN-Hauptquartier geliefert worden war. Die Drogen steckten in Bücherattrappen. Vielleicht sollte die Polizei verstärkt die Schauräume von Möbelhäusern ins Visier nehmen. Ein UN-Sprecher bemühte sich sogleich zu betonen, dass die Postsendung "in keiner Beziehung zu den Vereinten Nationen" stehe. Den naheliegenden Scherz, beim kolumbianischen UN-Gesandten nachzufragen, ob er eine Postlieferung erwarte, sollte sich unser Praktikant verkneifen, so er nicht herausfinden möchte, was mit seinem auf mysteriöse Weise verschwundenen Vorgänger passierte.
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Sudoku einfach lösen - Varianten für Anfänger, Fortgeschrittene und...)