Wer hat an der Lebensuhr gedreht?

Die fettesten und am längsten andauernden Schlagzeilen liefern nun einmal Tragödien, schlimme Schicksale oder Katastrophen. So steht bis heute jeder September ganz im Zeichen der Anschläge von 9-11, den Mord an John F. Kennedy umhüllt immer noch die Aura des Rätselhaften (meine Ansicht dazu ist, dass er in Wahrheit vom frustrieren Ehemann einer seiner unzähligen Geliebten gemeuchelt wurde) und der Putsch gegen den verdienten Genossen Erich Honecker wurde unzweifelhaft von neo-liberalen US-Agenten im Heuschreckenkostüm eingefädelt.

Und dann gibt es die stillen Tode, die umso heftigere Wellen schlagen. 2009 war es der Tod von Michael Jackson, vor wenigen Tagen jener von Whitney Houston. Bei solchen tragischen Einzelschicksalen treten mehrere paradoxe Umstände zu Tage. Etwa jener, dass sich die Medien wochenlang mit allerlei Berichten selbst zu uninteressantesten oder spekulativsten Themen rund um die Verstorbenen überschlagen. Derlei fokussiertes Medienecho steht dabei völlig im Widerspruch zur öffentlichen Wahrnehmung der Prominenten vor ihrem Ableben. Betrachten wir doch einmal die weltweiten Suchanfragen zu Whitney Houston innerhalb der letzten 30 Tage.

Suchanfragen zu Whitney Houston in ...

Suchanfragen zu Whitney Houston in den vergangenen 30 Tagen (Bild: Google Insights for Search)

Merken Sie was? Genau: Die Sängerin war bis zu ihrem frühen Ableben praktisch völlig aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Erst ihr Tod rückte sie schlagartig wieder in die Schlagzeilen, aus denen sie spätestens in ein paar Wochen wieder fast völlig verschwunden sein wird. Ganz ähnlich verhielt es sich im Sommer 2009 rund um den Tod von Michael Jackson. In beiden Fällen hatten einstige Superstars in den letzten Jahren ihres Lebens praktisch nur noch Ladenhüter produziert. Postum stürmten ihre Alben plötzlich erneut die Charts. Da könnte man doch fast schon Absicht der hiervon Profitierenden dahinter vermuten... Verschwörung, Verschwörung!

Diskriminierung von Männern!

Apropos "Verschwörung": Ich möchte ja wirklich nicht in konspiratives Grübeln verfallen, komme aber nicht umhin anzumerken, dass ich diskriminiert werde. Jawohl: Diskriminiert! Und zwar einzig und allein auf Grund meines Geschlechts (Anmerkung: Auch wenn man das bisweilen nicht so klar erkennen kann, ich bin ein Mann). Im Zuge des österreichischen Sparpakets wird es auch weiterhin keine Angleichung des Frauenpensionsalters an jenes von Männern geben. Warum, das kann die SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin sehr logisch erklären:

"Eine völlige Angleichung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters von Frauen und Männern darf es erst dann geben, wenn es auch eine vollständige Gleichstellung in allen anderen Lebensbereichen gibt."

So lange in der Fußball-Bundesliga praktisch nur Männer kicken und Bewerberinnen für die heiß begehrten Jobs im Bausektor oder bei der Kanalräumung meist von männlichen Berufskollegen ausgestochen werden, kann von einer Gleichstellung natürlich keine Rede sein. Selbst - ausgerechnet! - Mutter Natur hat sich gegen die erbarmungswürdigen Herrinnen der Schöpfung verschworen und dazu verdammt, bei der Befruchtung auf das Ekel Mann angewiesen zu sein.

Trotzdem wollte ich mir diese Ungerechtigkeit nicht bieten lassen und suchte im Web nach einer Möglichkeit, Beschwerde gegen diese empörende Diskriminierung auf Grund meines Geschlechts (im biologischen Sinne! Weiterklicken, Pornolüstlinge, es gibt hier keine schmutzigen Bilder monströser Gemächter zu sehen) zu erheben. Siehe da: Sie wurde mir geboten! Der Wiener Verein ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) scheint mir sogar Recht zu geben, heißt es doch zum Thema "Diskriminierungsverbot", sie

[...] liegt dann vor, wenn eine Person aufgrund eines bestimmten Merkmals (z.B. aufgrund ihrer Hautfarbe oder ethnischen Herkunft, einer Behinderung, ihres Geschlechtes,..) in einer vergleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person erfährt, erfahren hat oder erfahren würde.

Und tatsächlich: Als in Österreich geborener, weißer Mann werde ich zigfach auf Grund vaginaler Mängel benachteiligt: Ich darf nicht auf Frauenparkplätzen parken, obwohl ich schlechter einparke als die meisten Frauen, und darf - wenn überhaupt - erst viel später in Pension gehen als Frauen. Wenn das keine glasklare Diskriminierung ist, was dann?

Aber ach: Wie so oft liegt der Hund im Detail begraben. Es gibt nämlich "Ausnahmen vom Gebot der Gleichbehandlung":

Fördermaßnahmen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind essentielle Hilfsmittel auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit, die mit bloßer Gleichbehandlung nicht erreicht werden kann. Dazu kann es unter Umständen nötig sein, benachteiligte Bevölkerungsgruppen über einen gewissen Zeitraum hinweg bevorzugt zu behandeln.

Auf Grund dieser aus meiner Sicht unerträglichen Diskriminierung überlege ich, in eine männerfreundlichere Gesellschaft zu übersiedeln. Mir schwebt da etwa der Iran vor. Obwohl: Da braut sich ja auch so Einiges zusammen.

 

Ausflug ins Mittelmeer

Iranische Kriegsschiffe kreuzen - oder heißt das in diesem Fall "halbmonden"? - durchs Mittelmeer. Die völlig unvorhersehbare Reaktion aus Israel dazu:

Von der internationalen Gemeinschaft forderte Israel, auf die "Provokation" durch die iranischen Schiffe entschlossen zu reagieren.

In der Tat: Eine ungehörige Provokation, die durch nichts zu rechtfertigen ist. Schon gar nicht durch das Ölembargo sowie das Einfrieren der Guthaben der iranischen Zentralbank durch die EU. Dass diese Maßnahmen von den USA angeordnet und von speichelleckenden EU-Vasallen die Hacken zusammenschlagend ausgeführt wurden, ist natürlich absurde Verschwörungsspinnerei. Außerdem kann die US-Regierung ihre, nun ja, Differenzen mit dem Iran nachvollziehbar begründen: Der Iran "verheimliche Finanztransaktionen" und gehe nicht scharf genug gegen Geldwäsche vor. Darauf haben schließlich die USA und einige europäische Staaten ein historisches Anrecht!

 

Plünderungen: Sozial gerechte Umverteilung?

Der griechische Rentner wurde wegretuschiertWar sonst noch was? Ach ja, Griechenland! Breaking News aus Athen: Es wurde demonstriert - für oder gegen den Staatsbankrott, ist mir nicht ganz klar - und im Zuge dessen aus einer liebgewonnenen Tradition heraus Feuer gelegt und geplündert. Pardon: Das darf natürlich nicht "plündern", sondern "umverteilen" heißen. Kinder lernen schon in der Schule, dass sie ein Recht auf ihren "fairen Anteil" am Vermögen anderer besitzen. Warum, ist mir zwar ebenfalls nicht ganz klar, aber ich möchte nicht als rechtspopulistischer Faschistennazistalinist gelten und schwimme deshalb mit dem Strom: Alle Macht dem Volke! Holt euch euren Anteil!

Etwas weniger Schlagzeilen machten die bemerkenswert offenen Worte des hiesigen Wirtschaftsministers Reinhold Mitterlehner (ÖVP) der in einem Interview erklärte, dass die EU-Hilfe für Griechenland wohl nicht in voller Höhe zurückfließen werde. Dabei hatte doch Finanzministerin Fekter noch vor einem halben Jahr erklärt, dass die Griechenland-Hilfe ein gutes Geschäft für Österreich sei. Natürlich bin ich darob nicht beunruhigt oder gar nervös und habe vollstes Vertrauen in die Kompetenzen meiner Regierung. Nun gut: Dass der Wirtschaftsminister im selben Interview das Anheben der Grundsteuer auf Immobilien in Aussicht stellt, könnte von neo-liberalen Populisten völlig sinnentstellend interpretiert werden. Etwa so: "Was - vorhersehbar - in ein Fass ohne Boden gepumpt wurde, muss dann eben wieder von der eigenen Bevölkerung aufgebracht werden." Selbstverständlich hege ich derlei verabscheuenswürdiges Gedankengut nicht und bleibe meinem Motto treu: Alles unter 100% an Steuern ist feige und sozial ungerecht!

 

Ehrensache: Ehrensold!

Ach ja: Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff ist zurückgetreten. Wie aufregend. Hoffentlich tröstet ihn die Aussicht auf ein jährliches Ruhegeld von rund 200.000 Euro - auch wenn es wohl schwer wird, mit diesen paar Kröten das Auslangen zu finden. Vielleicht erbarmt sich ja der eine oder andere Unternehmer und greift ihm unter die Arme. Und Trost mögen Steuerzahler darin finden, dass dieses Ruhegeld offiziell als "Ehrensold" tituliert wird, was in diesem Zusammenhang einer gewissen Ironie nicht entbehrt.

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