Warum ein gesunder Wald Pilze braucht: Mykorrhiza, Saprobionten und Parasiten
Das Geheimnis eines gesunden Waldes liegt in einem Netz gegenseitiger Abhängigkeiten und Symbiosen. Pilze liefern Nährstoffe und verwandeln Totholz in Humus.Mykorrhiza: Pilze als Symbiosepartner
Jeder Grashalm und jeder Baum ist in der Lage seine Nährstoffe durch Photosynthese selbst herzustellen. Pilze sind dazu nicht in der Lage. Sie können sich entweder nur von lebender oder toter Materie ernähren, oder aber sie suchen sich einen Partner, von dem sie die benötigte Energie, meist in Form von Kohlenhydraten, erhalten können. Im Wald gehen Pilze daher oft eine Symbiose mit Bäumen ein. Dies ist jedoch kein einseitiges Verhältnis. Beide Partner profitieren von dieser Pilz-Baum-Partnerschaft. Der Pilz liefert dem Baum im Austausch Wasser und mineralische Spurenelemente, die von den Baumwurzeln alleine nur unzureichend aufgeschlossen werden könnten.
Konkret funktioniert das so: Die Feinwurzeln der Bäume werden vom Myzel ihres Pilzpartners umsponnen. Diese Pilz-Wurzel-Verbindung nennt man Mykorrhiza. Der gesamte Waldboden ist mit Mykorrhizen durchsetzt. Vieles bleibt den Augen des Waldbesuchers verschlossen. Pilzpartner erfüllen ihre Aufgaben auch dann, wenn oberirdisch keine Pilze sichtbar sind. Nur zu bestimmten Jahreszeiten und bei günstigen Witterungsbedingungen sieht man die eigentlichen Fruchtkörper der Pilze. Manche Pilze haben sich auf bestimmte Baumpartner spezialisiert. So ist zum Beispiel der Goldröhrling abhängig von der Lärche und den Fichtensteinpilz findet man zumeist in der Nähe von Fichten.
Bildquelle: Maronenröhrlinge im Wald, Angelika Schmid / pixelio.de
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Symbiose für einen gesunden Wald
Die Symbiose zwischen Pilzen und Bäumen ist für einen gesunden Wald eine Grundvoraussetzung. Pilze verbessern die Wasseraufnahmefähigkeit und die Vitalität der Bäume. Bei Bäumen mit Mykorrhiza zeigt sich auch ein verbessertes und schnelleres Wachstum, als bei Bäumen ohne Pilzpartner. Intensive Forstwirtschaft, saurer Regen und Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft schädigen die sensiblen Mykorrhiza-Geflechte. Wenn die Versorgung der Bäume mit Wasser und Nährstoffen leidet, und die Symbiose mit den Pilzen nicht funktioniert, können die Bäume anfällig für Krankheiten und Insektenbefall, wie zum Beispiel durch den Borkenkäfer, werden.
Saprobionten: Pilze als Gesundheitspolizei
Aufzehrer oder Saprobionten übernehmen eine zentrale Bedeutung im Kreislauf der Natur, in dem sie tote Bäume, Nadeln und Laub zersetzen und in Humus verwandeln. Dieser Humus ist wieder Grundlage für neues Wachstum. Verschiedene Enzyme helfen den Pilzen bei der Aufspaltung von Holz in seine Bestandteile. Braunfäulepilze zehren nur den Zelluloseanteil des Holzes auf. Weißfäulepilze spalten den zweiten Hauptbestandteil des Holzes auf, das Lignin. Gesunde Bäume werden in der Regel nicht von Pilzen befallen. Wurde aber die Rinde verletzt, oder der Baum durch Krankheiten oder Insekten geschädigt, können sich Pilzsporen ansiedeln.
Pilze sind mitunter recht wählerisch wenn es um die Wahl des Baumes geht. Birkenporlinge wachsen zum Beispiel ausschließlich an Birken. Die Schmetterlingstramete und der Rotrandige Schichtporling nehmen es mit der Wahl ihres Wirtes nicht so genau. Auch unter diesen, manchmal auch als Baumschwämme bezeichneten Pilzen, gibt es Speisepilze und Giftpilze. Neben den Holzpilzen zählen auch noch die so genannten Streuverzehrer zu den Saprobionten. Diese kümmern sich um die Umwandlung von Laub, Nadelstreu und Zapfen. Es gibt unter diesen Pilzen auch reine Spezialisten wie zum Beispiel den Fichtenzapfenhelmling oder den Fichtenzapfenbecherling, die sich auf abgefallene Zapfen spezialisiert haben.
Bildquelle: Schichtporling, Susanne Schimich / pixelio.de
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Pilze als Parasiten
Die Übergänge von den Saprobionten zu den Parasiten sind fließend und nicht alle Pilze sind für den Wald ausschließlich nützlich. Parasitische Pilze schmarotzen auf einer Wirtspflanze und bringen diese zum Absterben. Manche Pilze beginnen als Schwächeparasit an lebenden, aber bereits geschädigten Bäumen und wachsen dann nach dessen endgültigen Absterben noch am Totholz weiter. Ein Beispiel ist die Krause Glucke, die trotz ihres an einen Badeschwamm erinnernden Aussehens, ein guter Speisepilz ist. Sie ist ein Schwächeparasit der Kiefer und kann in Kiefernwäldern großen Schaden anrichten.