Rechnen für den Pharao!

Aus Sicht der Wissenschaft heute, liegen die Ursprünge des Beamtentums wohl im alten Ägypten, wo die Entwicklung des sogenannten Staatswesens ihren Anfang nahm. Dort entstanden über 2000 unterschiedliche Beamtentitel, um die Aufgaben eines damaligen "Modernen Staates" entsprechend zu Verteilen. Dabei ging es Hauptsächlich um die Problematik der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Wasser. Überall im Riesenreich der Pharaonen gab es Korn und Getreidespeicher und Beamte überwachten die Lagerung und Verwendung der jeweiligen Ernten. Sie regelten wohl auch die Festsetzung der Aussaat-und Ernte-Termine und führten genauesten Buch über die Wasserstände des Nils, der Lebensader des ganzen Landes, um gegebenenfalls über Wasserspeicher zu regulieren. Nach der Vereinigung der beiden Reiche Ober-und Unter Ägypten lag die Verantwortung für das Volk in den Händen des einen, als Gott verehrten Pharao und wenn die Ernte ausblieb, oder schlecht ausfiel, dann war er in der Pflicht. Die Beamten dienten ihm dazu das Risiko zu verringern, denn auch ein Gott kann aus dem Olymp stürzen, wenn das Volk nicht satt wird.

Hier waren die Beamten alleine dem Herrscher unterstellt, den es gab keine Gewaltenteilung, der Pharao war Gott und alleiniger Herrscher in einem.

Auch in Indien und im alten Rom waren die Beamten in erster Linie Diener des Herrschers, während die griechischen Beamten schon früh dem Volk dienten, da man in den griechischen Stadtstaaten eine Gewaltenteilung eingeführt hatte, bei der der jeweilige Herrscher nicht alleine regierte. Die Griechen waren ihrer Zeit voraus und gelten deswegen ja auch ein wenig als die Erfinder der Demokratie, wie wir sie heute kennen.

Der deutsche Beamte

Bei uns bezeichnete man eigentlich die Pächter der königlichen Domänen und Güter als Beamte, während die zivilen Verwaltungsangestellten zum Beispiel in Preußen eher "königliche Diener" genannt wurden. Der preußische Herrscher Friedrich Wilhelm I. gilt übrigens als der Erfinder des deutschen Berufsbeamtentums, weil er eine einheitliche Ausbildung für die Verwaltungsmitarbeiter einführte, bei der auch erste Stufen der Beamtenhierarchie festgelegt wurden. So ein Beamter will ja auch Karriere machen. Die Personalakten der Beamten hießen damals noch Dienerakten, worauf man heute den Begriff "Staatsdiener" zurück führt.

In dieser Zeit entstanden auch die ersten sogenannten "Beamtengesetze" die Regelungen über die beruflichen Pflichten und Rechte der Beamten festlegten. Direkt nach dem zweiten Weltkrieg unterstanden die wenige nicht entlassenen Beamten in Deutschland den Alliierten.

Polizeifahrzeuge (Bild: robertlischka / Pixabay)

Soldaten (Bild: WikiImages / Pixabay)

Die unterschiedlichen Beamtengruppen und ihre Aufgaben

Heute unterscheidet man in Deutschland mehrere Gruppen von Berufsbeamten. Ausschlaggebend ist hier der Arbeitgeber(Bund, Land, Kommune, Landkreis etc.) zu dem der Beamte in einem sogenannten Treueverhältnis steht. Neben den unmittelbaren Beamten z. B. bei den Ministerien des Bundes, oder der Länder, gibt es auch noch mittelbare Beamte, die in einem Treueverhältnis gegenüber, beispielsweise, einer Universität, einer Kommune, oder einer berufsständischen Kammer stehen. Außerdem unterteilt sich das Berufsbeamtentum in Bundesbeamte, Landesbeamte und Kommunalbeamte, wo sie jeweils Aufgaben im Verwaltungsbereich ihrer föderalen Gliederung wahrnehmen.

Zudem gehören die Polizisten des Bundes und der Länder zum Beamtenstand und es gibt auch immer noch Beamte im Schuldienst außerhalb der Universitäten. Allerdings werden Lehrer heute nicht mehr so einfach in den Beamtenstand aufgenommen und seit der Teilprivatisierung ist der Beamtenstatus bei der Deutschen Bahn weitestgehend erloschen. Auch die Berufsoffiziere der Bundeswehr sind Beamte, denn ein wichtiges Merkmal des Beamtenstandes ist die Wahrnehmung Hoheitlicher Rechte und Pflichten im Auftrag des Volkes, wie eben der Landesverteidigung! Eine besondere Beamten-Kaste in Europa sind die EU-Beamten in Brüssel, sie bilden das personelle Gerüst der Europäischen Union!

Allgemeine soldatische Ausbildung (Bild: Bundeswehr-Fotos Wir.Dienen.Deutschland. / Flickr)

Eu-Staaten (Bild: geralt / Pixabay)

Hat der Beamtenstatus nicht längst ausgedient?

In den letzten Jahren taucht immer häufiger die Frage auf, ob das klassische Beamtentum überhaupt noch Zeitgemäß ist. Sicher kann man in vielen Bereichen in denen heute verbeamtete Mitarbeiter tätig sind, auf den Beamtenstatus verzichten, einfach weil die Tätigkeiten nicht wirklich als "Hoheitliche Aufgaben" einzustufen sind.

Außerdem werden in Europa immer mehr staatliche Bereiche ganz oder teilweise nach Brüssel ausgelagert und fallen in die Zuständigkeit der EU-Kommission und ihres Beamtenapparates, aber generell gibt es in jedem Staat genug Aufgaben deren Erledigung in den Händen von Beamten mit entsprechenden Befugnissen am besten Aufgehoben sind. Das betrifft nicht nur die Strafverfolgung und Justiz, oder die Landesverteidigung, trotzdem ist es sicher richtig, den Beamtenstand und seine besonderen Vergünstigungen auf den Prüfstand zu stellen.

Und nicht zuletzt aus Kostengründen wird es in Zukunft mehr Bereiche geben, in denen ganz normale Angestellte die Arbeit machen, weil Beamte, mit ihren speziellen Rechten und Befugnissen, hier einfach nicht erforderlich sind. Aber die lange Geschichte des Beamtentums ist deswegen noch nicht zu Ende.

 

Autor seit 11 Jahren
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