Wie lange ist die Chinesische Mauer eigentlich genau?

Man sollte meinen, es sei nicht so schwer, die Länge einer Mauer abzumessen, doch bei der Chinesischen Mauer ist das gar nicht so einfach. Es ist bei dieser enormen Länge natürlich unmöglich die Mauer entlang zu spazieren und Stück für Stück abzumessen, Deswegen war es auch lange Zeit nicht wirklich sicher, wie lange die Chinesische Mauer nun wirklich ist, obwohl mehrmals versucht wurde, die genaue Länge zu eruieren.

Nun, abgemessen wurde sie immer wieder Mal und das letzte Ergebnis wurde 2012 vom chinesischen Amt für Kulturebe abgegeben. Mit neuesten Technologien und Infrarotmessgeräten waren 2000 Techniker unter Einbindung von 15 Provinzen, regierungsunmittelbare Städte und autonomen Gebieten, ganze 4 Jahre lange am Werk, um schließlich die aktuelle Zahl abzugeben: Die Chinesische Mauer soll 21.196,18 km messen.

Dies sind die Ergebnisse von der gesamten Mauer. Oft hört man aber auch eine andere Zahl: 8851 km. Diese Zahl wurde 2008 bekannt gegeben. Sie setzt sich zusammen aus 6259 km Mauer, 359 km Gräben und 2232 km natürlichen Verteidigungsbarrieren und umfasst den Teil der Mauer, der während der Ming Dynastie (1368-1644) erbaut wurde. Dies ist der Teil, der meist von Touristen besucht wird, wovon ein Teil noch relativ gut erhalten ist und der von vielen Leuten als die eigentliche "Chinesische Mauer" bezeichnet wird.

Fotogallerie: Die Chinesische Mauer

IMG_0732 (Bild: Sergio René Araujo Enciso / Flickr)

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Wan Li Chang Cheng - der chinesische Name

Der Chinesische Name der Mauer ist übrigens "Wan Li Chang Cheng", was soviel bedeutet wie "10000 Li lange Mauer". Ein Li entspricht eigentlich 575,5 Meter. Daher entsprechen 10000 Li genau 5755 Meter. Natürlich ist die Mauer wesentlich länger und war vermutlich urprünglich auch schon wesentlich länger geplant. Den Namen haben die Chinesen der Mauer gegeben, weil im Chinesischen 10000 für "unendlich", "ewig lange" oder "unvorstellbar lange" steht, insofern passt der Name dann wieder, denn niemand konnte sich so richtig vorstellen, wie lange die Mauer werden wird.

Die Geschichte: Wer war so verrückt so eine Mega-Mauer zu bauen und warum?

Natürlich entstand die Megamauer nicht von einem Tag auf den anderen. Gebaut wurde bis ins 17 Jahrhundert hinein und angefangen wurde im Prinzip bereits im 5. Jahrhundert VOR Christus. So hat die Chinesische Mauer natürlich auch nicht nur einen einzigen Bauherrn.

Im 5. Jahrhundert vor Christus sah China natürlich ganz anders aus als heute. Es war nicht ein großes Land oder reich, sondern bestand aus vielen kleinen Reichen, die sich ständig bekämpften, um ihre Gebiete zu erweitern. So entstanden viele kleine Mauern aus Naturmaterialien, Lehm und Steinen, die die kleinen Reiche voneinander abgrenzen und vor Eindringlingen schätzen sollten.

Als China ein großes Reich wurde, hatte der erste Kaiser Chinas, Shihuangdi aus der Qin Dynastie, die Idee, eine große Mauer zu errichten, die das große Reich vor den Völkern im Norden schützen sollte, denn vom Norden her drangen immer wieder umherziehende Reitervälker wie zum Beispiel die Tataren oder Mongolen ein und plünderten ganze Städte im Chinesischen Reich. Um 214 vor Christus veranlasste der Kaiser daher, dass die vielen kleinen bereits vorhandenen Mauern zunächst zusammen geschlossen und verbunden werden sollen und danach eben eine durchgehende Mauer gen Norden errichtet werden sollte. Deswegen wird Shihuangdi oft als eigentlicher Bauherr bezeichnet. Insgesamt wurde aber 2000 Jahre lang gebaut, nicht nur Soldaten, sondern auch Bauern wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Man sagt, dass während der Blütezeit des Baus etwa 20 % der Gesamtbevölkerung zwangsweise mit dem Bau beschäftigt war.

Der erste größere Teil der Mauer, etwa 5000 km lange, wurde 220 nach Christus fertig gestellt, allerdings ist gerade von diesem ersten Teil heute nicht mehr viel erhalten, denn teilweise wurden nicht einmal Steine, sondern einfach Sand und Holz als Baumaterialien verwendet.

Kennt man die Chinesische Geschichte, so weiß man, dass trotz Chinesischer Mauer die Mongolen das Chinesische Reich um 1280 nach Christus erobern konnten und es auch bis 1368 beherrschten. Das sorgte natürlich für ein lange Pause beim Mauerbau. Erst als die Mongolen wieder vertrieben wurden, wurde wieder weitergebaut. Stärkere Materialien kamen nun zum Einsatz und mehrere Wachtürme wurden integriert, um Munition zu lagern. Diesmal war die Mauer stark, und beschützte das Reich tatsächlich relativ lange. Die Mondschu waren es, die es schließlich 1644 trotz Mauer nochmals schafften, das Chinesische Reich zu erobern und blieben dort bis Anfang des 20. Jahrhunderts an der Macht.

Als China dann schließlich wieder in chinesischer Hand war, bestand nicht mehr viel Interesse daran, die Mauer wieder aufzubauen. Stattdessen ließ man sie zerfallen, die Bevölkerung verwendete die Steine, um eigene Häuser zu bauen und die sozialistische Regierung ließ Mitte des 20. Jahrhundert sogar einen großen Teil zerstören, denn die Mauer war nutzlos geworden.

Er in den 70er Jahren fing man an, Teile wieder zu renovieren und nun sind die Chinesen wieder stolz auf das beeindruckende Stück Geschichte, das eben auch für Touristen äußerst interessant ist. 

Empfehlenswerte Literatur

Chinesische Mauer besuchen

Bist du auf den Geschmack gekommen und planst einen Besuch der Chinesischen Mauer? Nun, am einfachsten ist die Besichtigung von Peking aus. Fast jedes Hotel in Peking bietet Tagesausflüge zu den dort schön renovierten Teilen der Chinesischen Mauer an. Wichtig ist, dass man sehr früh losfährt, denn die Touristenattraktion ist immer sehr überladen. Außerdem solltest du dir Proviant und ausreichend Getränke mitnehmen. Die bekanntesten Ziele von Peking aus sind:

  • Badaling: 70 km nordwestlich von Peking, sehr überlaufen, denn es ist der bekannteste Ort für einen Mauerbesuch; die Mauer liegt dort im Gebirge
  • Juyongguan: 50 km nordwestlich von Peking und dort ist einer der größten Mauerübergänge
  • Mutianyu: 100 km nördlich von Peking und dort ist die Mauer noch sehr gut erhalten
  • Huanghua Cheng: 60 km nördlich von Peking, teilweise renoviert und umgeben von wunderschöner Landschaft, die zu Wanderungen einlädt, weniger touristisch 
  • Simatai: 120 km nordöstlich von Peking, mit einer Gondel kann man die Mauer und Wachtürme im Gebirge erreichen
  • Jinshanling: 120 km nordöstlich von Peking, viele gut erhaltene Türme. Leuchttürme und Übergänge

Beliebt bei Alternativtouristen ist es auch, die Mauer eigenständig zu erkunden und die weniger touristisch erschlossenen Gebiete zu erforschen. Dazu braucht man aber natürlich dementsprechend Zeit und mietet am besten ein Auto mit Fahrer. 

Weitere wissenswerte Fakten zur Chinesischen Mauer

  • Es stimmt NICHT, dass man die Mauer vom Weltall sehen kann, zumindest nicht mit freiem Auge
  • 2007 wurde die Mauer online zu einem der "Neuen 7 Weltwundern" gewählt
  • man schätzt, dass jährlich etwa 10 Millionen Touristen die Chinesische Mauer besuchen
  • Es ist nicht verboten auf der Mauer zu schlafen, weswegen sie gerne für Parties missbraucht wird
  • Angeblich starben während der Baugeschichte der Mauer über 1 Million Arbeiter
  • Lange zeit hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass für den Bau anfangs gemahlene Menschenknochen verwendet wurden, um die Mauer stärker zu machen. Wissenschaftler können dies jedoch nicht bestätigen und fanden nur Reismehl, das als Bindemittel verwendet wurde
  • Angeblich wurde die Scheibtruhe in China wegen dem Bau der Mauer erfunden
1986: Einer von David Copperfields berühmtesten Tricks: Der Gang durch die Chinesische Mauer (englisches Video)
Der Profi Skateboarder Danny Way schaffte es mit seinem Sprung über die Chinesische Mauer ins Buch der Rekorde
Ihre Meinung zur Chinesischen Mauer?

Altes Foto der Chinesischen Mauer (Bild: WikiImages / Pixabay)

Autor seit 12 Jahren
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