Wie war es zu D-Mark-Zeiten?

Zu D-Mark-Zeiten waren die Preise in der Schweiz, verglichen mit der D-Mark, teurer. Aber sie waren vorhersehbarer. Meistens entsprach ein Schweizer Franken dem Gegenwert von ungefähr 1,20 D-Mark. Kaufte man also ein Buch in der Schweiz, das in Deutschland 10 D-Mark kostete, so belief sich der Preis in Schweizer Franken auf 10 sfrs (das ist die Abkürzung von "Schweizer Franken"). Also einem Preis von 12 D-Mark (wenn man genau den Preis von 1,20 D-Mark für einen Schweizer Franken zugrunde legt).

Obwohl die Preise in der Schweiz schon immer teurer waren – egal, ob für Bahnfahrkarten oder Hotelübernachtungen oder Restaurantbesuche, Kleidung, Lebensmittel usw. – war vieles in der Schweiz immer noch erschwinglich. Man leistete es sich eben, wenn man schon dort Urlaub machte, auf Kur oder auf Geschäftsreise war oder sich aus anderen Gründen in der Schweiz aufhielt . Dafür bekam man eine malerische Landschaft, viele Berge, oftmals eine tolle und gesunde Luft und hübsche Städte. Genau das waren die Gründe, warum die Schweiz lange Zeit ein beliebtes Urlaubsland für die Deutschen war. WAR wohlgemerkt.

Liegt es an der Mehrwertsteuer, dass Waren und Dienstleistungen in der Schweiz teuer sind?

In vielen Ländern – beispielsweise Großbritannien – verteuert eine hohe Mehrwertsteuer die Preise. In der Schweiz auch?

Nein, in der Schweiz ist die Mehrwertsteuer - verglichen mit anderen Ländern - niedrig. Folgende Informationen, die man auf der Schweizer Informationshomepage ch.ch bekommen kann, verdeutlichen das:

Die meisten Waren und Dienstleistungen werden mit einer Mehrwertsteuer von 8 % belegt.

Es gibt auch einen reduzierten Mehrwertsteuersatz von 2,5 %. Dieser gilt für bestimmte Güter des täglichen Bedarfs, beispielsweise Lebensmittel, alkoholfreie Getränke, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Medikamente, aber auch freiwillig versteuerte Eintritte zu Sport- und Kulturveranstaltungen.

Wer in einem Hotel übernachten will – egal, ob mit oder ohne Frühstück – bezahlt einen Preis, der mit einer Sondersteuer von 3,8 % belegt ist.

Verglichen mit der Mehrwertsteuer in Deutschland, die 19 % auf fast alle Waren beträgt (außer Zeitungen, Zeitschriften und Bücher mit 7 %) ist die Mehrwertsteuer in der Schweiz nicht zu hoch.

 

 

Vielleicht liegt es an den vielen reichen Einwohnern, dass es in der Schweiz teuer ist

Die Tatsache, dass man wenige Steuern auf Vermögen bezahlen muss, lockte viele reiche Menschen aus der ganzen Welt in die Schweiz. Industrielle, Schauspieler, Musiker und weitere vermögende Leute zogen an den Luganer und den Genfer See, nach Zürich und in andere attraktive Orte.

Die Schweiz war außerdem jahrzehntelang ein Steuerparadies. Das bedeutete, dass reiche Menschen aus vielen Ländern ein Schweizer Bankkonto eröffnen und Geld darauf deponieren konnten, ohne es in dem Land, in dem sie ihren Hauptwohnsitz hatten, versteuern zu müssen. Auch deutsche Anleger gehörten dazu. Ihr Geld war so jahrzehntelang vor dem deutschen Fiskus (Finanzämter) sicher. Die Schweizer Banken hielten sich an das "Bankgeheimnis" und hüllten sich in Stillschweigen.

Für viele reiche Menschen war und ist die Schweiz als Wohnsitz attraktiv

Die Tatsache, dass die Schweiz als Steuerparadies galt, lockte vor Jahren viele reiche Menschen in das Land. Unternehmer, Musiker, Schauspieler und weitere Prominente. Sie alle kauften sich Häuser oder bauten sich Villen.

Überall, wo es Leute gibt, die viel Geld besitzen, wird das Leben bekanntlich teuer. Da steigen die Mieten, die Preise für Immobilien, die Preise für Lebensmittel, Parkgebühren, Preise in Hotels und Restaurants und so weiter. Denn reiche Leute können diese Preise bezahlen – und warum sollen manche Anbieter davon nicht profitieren? Das Nachsehen haben allerdings die "normalen" Bürger, für die das Leben in manchen Orten unerschwinglich wird.

Die Schweiz ist seit 2011 kein Steuerparadies mehr

Seit 2011 gibt es ein neues Steuerabkommen zwischen der Schweiz und Deutschland. Hier wird geregelt, dass Menschen mit Wohnsitz in Deutschland, die ein oder mehrere Konten in der Schweiz haben, ihr Vermögen und ihre Kapitalerträge gegenüber den Finanzämtern in Deutschland offenlegen müssen.

Wie es deutschen Gastarbeitern in der Schweiz geht, zeigt folgende Focus-Reportage

Seit Januar 2015 ist der Schweizer Franken "freigegeben". Was bedeutet das?

Von Einführung des Euro an bis Januar 2015 bekam man 1,20 Franken für einen Euro. So lautete der Mindestkurs, der von der Schweizer Nationalbank festgelegt wurde und jahrelang Gültigkeit hatte.

Seit Januar 2015 soll der Schweizer Franken noch stabiler, noch stärker werden – und deswegen wurde der oben genannte Mindestkurs gekippt. Eine Folge war eine rasante und spürbare Verteuerung der Schweizer Währung gegenüber dem Euro. Für einen Euro bekommt man keine 1,20 Schweizer Franken mehr, sondern weniger.

Wer also jetzt Urlaub in der Schweiz machen will, muss tiefer in die Tasche greifen. Es gibt auch Ladenbesitzer in Skigebieten, die weiterhin ihren Kunden ihre Waren zum alten Wechselkurs von 1,20 Franken pro Euro anbieten. Aber das machen längst nicht alle.

Wer vor dem Januar 2015 eine Hotelübernachtung für beispielsweise 100 Euro pro Person in der Schweiz buchte, wusste, dass er definitiv auch ungefähr 120 Franken dafür bezahlen musste. Heute ist das nicht mehr der Fall. Zwischen der Buchung eines Hotelzimmers und der Übernachtung kann sich der Preis dafür spürbar erhöht haben! Das Risiko möchten nicht mehr viele Hotelgäste eingehen. Die Folgen sind gravierend. Die Hotelübernachtungen deutscher Urlauber gingen 2015 – verglichen mit 2014 - um 30 Prozent zurück.

In der Schweiz ist es noch teurer geworden

Die Preise für viele Artikel und Dienstleistungen in der Schweiz sind seit Januar 2015 förmlich explodiert. Touristen wollen kaum noch Waren in der Schweiz kaufen, und sogar viele Schweizer können sich diverse Schweizer Waren nicht mehr leisten. Sie fahren mindestens einmal pro Monat nach Deutschland und tätigen in Konstanz oder Lörrach oder Weil am Rhein oder anderen deutschen Städten, die in der Nähe der Schweiz liegen, viele Einkäufe. Attraktiv ist hier auch, dass Schweizer Einwohner an der Grenze die in Deutschland bezahlte Mehrwertsteuer wieder bekommen, wenn sie die entsprechenden deutschen Kassenbelege beim Zoll vorzeigen und Formulare ausfüllen. 

In der Schweiz kann man zwar viel Geld verdienen – aber man muss auch viele Steuern bezahlen. Beispielsweise Einkommenssteuer, Verrechnungssteuer, Vermögenssteuer und viele andere. Auflistungen der Schweizer Steuern können im Internet recherchiert werden. 

Wie sich die Wirtschaft und der Tourismus in der Schweiz in Zukunft entwickeln werden, ist ungewiss. Es gibt aber Schweizer Firmen, die schon befürchten, in Zukunft die Anzahl ihrer Mitarbeiter reduzieren zu müssen, wenn Schweizer Waren und Dienstleistungen wegen ihrer hohen Preise nicht mehr so oft gekauft werden wie noch vor 2015.

(Quellen: ch.ch.de, justlanded.com, Schweizer Fernsehen und FAZ)

Ein weiterer empfehlenswerter Artikel zum Thema "Schweiz" ist:

https://pagewizz.com/wer-sind-die-schweizermacher-und-welche-aufgabe-haben-sie-35376/

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