Was genau verbirgt sich hinter "From Nose to Tail Eating"?

"From Nose to Tail Eating" klingt erst einmal etwas gruselig, aber mir persönlich erscheint es ein sehr viel respektvollerer Umgang mit Tieren, die gezüchtet und geschlachtet werden um Menschen zu ernähren. Ur- und Naturvölker haben dies als selbstverständlich erachtet und tun das noch heute, wie beispielsweise die Massai, die sich hauptsächlich vom Fleisch, der Milch und dem Blut ihrer Herdentiere ernähren oder andere südamerikanische und afrikanische Naturvölker, deren Nahrungsgrundlage auch heute noch die Jagd ist. Diese Naturvölker sind sehr oft keine Vegetarier, sie töten und essen Tiere. Aber im Gegensatz zu unserer Konsumgesellschaft respektieren und achten sie diese Tiere auch, die nicht in Massentierhaltung eingesperrt in Hallen ihr Leben fristen müssen und die nicht in Schlachthöfen enden. Und es werden nur so viele Tiere getötet, wie für das Überleben notwendig sind. "From Nose to Tail" bedeutet ein Tier möglichst ganz zu essen und steht im krassen Gegensatz zu den Fleischkonsumenten, für die das Beste eines Tieres gerade gut genug ist. Und es kommt in Mode, vor allem in England. Hier gibt es mittlerweile nicht nur spezielle Kochbücher mit ungewöhnlichen Rezepten wie für unterschiedliche Zubereitungsarten von Schweinekopf und Hinterfüßen, sondern auch Food-Blogs zum Thema und sogar einschlägige, gut besuchte Restaurants, wie das von Fergus Henderson in London.

Warum ist " Nose to Tail Eating" zu befürworten?

In meiner Wahlheimat Portugal ist diese Ernährungsweise vor allem auf dem Land seit jeher weit verbreitet. Ein ganzer Schweinekopf, der in der Auslage einer Metzgerei zum Verkauf angeboten wird, ist sicherlich nicht nur für Vegetarier ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, aber eigentlich ein ehrlicherer Umgang mit dem Thema Fleischverzehr. Abgesehen davon gibt es in Portugal auch leckere Rezepte für Schweineohrensalat und solange man nicht weiß, was man isst, schmeckt der wirklich gut. Folgt man der Philosophie von Nose to Tail, schmeckt er auch gut, wenn man weiß, was man isst. Und Hand aufs Herz, eine fertige Schweinskopfsülze vom Metzger des eigenen Vertrauens oder aus der Dose isst sich doch gar nicht so schlecht und man denkt sich dabei nichts Schlimmes. Im Gegensatz zum ganzen Schweinekopf. Auch in Deutschland kommen trotz Auswahldenkens Fleischteile auf den Tisch, die eigentlich eher ungewöhnlich sind. Man denke hier an Kalbs- oder Schweinebäckchen. Und Rinderleber und Ochsenschwanzsuppe sind auf einem "Nicht-Vegetarier oder Nicht-Veganer-Speiseplan" bestimmt auch noch zu finden. Mit diesem Thema im Hintergrund ist eine gute und qualitativ hochwertige Wurstproduktion ohne schädliche Zusatz-, Konservierungs- und Farbstoffe zu begrüßen. Können hier doch alle Innereien und andere Fleischteile verwurstet werden, die der Verbraucher in Reinform nicht auf seinem Teller sehen möchte, aber dennoch Teile eines Schlachttieres sind. Und noch ein Argument dafür: würden mehr Verbraucher mehr Teile eines Tieres selbstverständlicher essen, müssten als Folge davon weniger Tiere getötet werden.

 

 

Eine grundlegende Entscheidung

An erster Stelle sollte allerdings die Überlegung stehen, ob jemand Fleisch überhaupt essen will oder eben nicht. Wer Fleisch isst, sollte mutig genug sein, sich zu vergegenwärtigen, dass dieses Tier auf dem Teller einmal ein lebendiges Wesen war, das sein Leben für die Menschen gegeben hat. Wer das achtet, sollte sich eigentlich auch darauf einlassen können, dieses Tier ganz zu verwerten. Die nächste Überlegung ist sicherlich, welche Art von Tieren man essen möchte. Es muss ja nicht immer Billigfleisch aus Massentierhaltung sein. Was spricht denn dagegen, weniger Fleisch zu essen, dafür mehr dafür zu bezahlen und sicher sein zu können, dass diese Tiere bis zu ihrem Tod ein möglichst schönes Leben hatten?

Ich erinnere an dieser Stelle an das Iberische Schwein oder Porco Preto, das im Idealfall sein Leben im Freien und frei herumlaufend verbringen darf, unter großen Eichen und sich von Eicheln und nicht von Mastfutter ernährt, dementsprechend natürlich teurer im Einkauf ist, aber auch viel besser schmeckt als sein Kumpel aus dem Maststall.

 

 

 

 

Das Kochbuch zum Thema vom Fergus Henderson
Auf deutsch: Nose to Tail-Kochbuch
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