Vom Hochadel eingeführt und vom Volk geschätzt

Typisches Rot - Faluröd / H. NedoAm Anfang, etwa im 16. Jahrhundert, erhielten nur die Häuser des begüterten Hochadels den roten Anstrich. Er sollte den Villen eine Ähnlichkeit mit den roten Backsteinhäusern im restlichen Europa verleihen. Somit demonstrierte die Farbe Wohlstand und Reichtum. Kündigte sich hoher Besuch an, wurden auch die Hausfassaden in den angrenzenden Straßen mit dem Faluröd gestrichen. Als dazu noch bekannt wurde, dass die Farbe gleichzeitig als Holzschutzmittel wirkt, errang sie auch beim kleinen Landadel und den Kirchen hohe Beliebtheit, später im ganzen Volk. Diese Liebe zum Faluröd ist bis zur Gegenwart überall in Schweden zu sehen. Neben wenigen blauen oder gelben Holzhäusern, leuchten überall umrahmt von grünen Wiesen und Wäldern die roten Häuschen. Mit ihren meistens strahlend weißen Fenstern prägen sie sich beim Schwedentouristen als typisches Bild für das Land ein. 

Rotmulm ist der Rohstoff für Faluröd

Die Farbe Faluröd entsteht aus verwittertem, nicht nutzbarem Kupfererz, Rotmulm genannt, welches beim Kupferbergbau als Nebenprodukt in großen Mengen anfällt. Rotmulm enthält Kupfer, Eisenocker, Silikat und Zinkverbindungen, eine Mischung, die für die Wirkung als Holzschutzmittel verantwortlich ist. Die Farbe Faluröd selbst ist eine Schlämmfarbe auf Wasserbasis und somit sehr umweltverträglich. Da die Farbschicht nicht völlig dicht ist, kann das Holz unter ihr atmen. Faluröd lässt sich leicht auftragen und hält etwa 10 bis 15 Jahre ohne Nachstreichen. Zum Beginn der Farbherstellung aus dem rötlichen Pulver experimentierten die Schweden mit Wasser und Leinöl, mit Heringslake und auch Urin. Brauchbare Familienrezepte wurden streng gehütet. Die Karriere des größten Faluröd-Produzenten begann bereits im 17. Jahrhundert.

Rotes Haus und weiße Fenster - in Schweden oft zu sehen (Bild: Heike Nedo)

Falun ist die Stadt der roten Farbe

Kupfererz wird in Falun seit Jahrhunderten abgebaut. Mit der Entwicklung des Kupferbergbaus wuchs auch die Stadt. Im 17. Und 18. Jahrhundert war das Kupferbergwerk in Falun die größte Kupfergrube weltweit. Mit über 1200 Bergarbeitern war sie die zweitgrößte Stadt Schwedens nach Stockholm. Durch diesen gewaltigen Kupferabbau etablierte sich hier schon sehr frühzeitig die wichtigste Faluröd-Produktion in Schweden. Sie konnte von 1854 bis 1877 verfünffacht werden. Damals wurden 1400 Tonnen der roten Farbe hergestellt. In den 1930er Jahren lieferte die Stadt etwa 2000 Tonnen im Jahr. Mit den neuen Acrylfarben ging der Verbrauch von Faluröd jedoch um die Hälfte zurück. Produziert wird die Farbe trotzdem auch heute noch. Obwohl die Kupfermine im Jahr 1992 in Falun schloss, ist noch genug Rotmulm vorhanden für das beliebte Schwedenrot.

Seit 2001 gehört die Kupfergrube und die tausendjährige Industrielandschaft mit dem anliegenden Bergleutemilieu, einer Holzstadt mit 300 Jahre alten Häusern, zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Quellen und weitere Info:

  • Zeitschrift GEO Spezial Schweden
  • Webseite der Stadt Falun
  • Webseite schwedenstube.de
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