Nicht jeder künstlerisch dargestellte Pirat vereint alle diese Attribute auf sich. Die meisten haben sogar nur wenige davon. Allerdings fehlen kaum einem von ihnen die Ohrringe und die Augenklappe.

 

Sind diese beiden Gegenstände aber vorhanden, so können wir uns sicher sein: es geht um einen Piraten. Sogar wenn wir selber zum Fasching in die Piratenrolle schlüpfen wollen, so sind Augenklappe und Ohrringe Dinge, die an keinem Piratenkostüm fehlen.

Je nach gewählten Accessoires verwandelt man sich in einen sexy Piraten wie Johnny Depp als Jack Sparrow in Fluch der Karibik. Oder: man wird zum furchteinflößenden und hässlichen Bösewicht.

Die Augenklappe des Piraten

Die am Häufigsten gehörte Erklärung für die Augenklappe eines Piraten ist die, dass er das Auge im Kampf verloren hätte und nun die leere Augenhöhle verdecken müsste.

Auf einen Teil der Piraten traf das mit Sicherheit zu, schließlich ist Piraterie ein gefährlicher Job. Da wohl keiner der Überfallenen seine Schätze ohne Gegenwehr herausgab, kam es immer wieder zu betriebsbedingten Unfällen. Der eine büßte das Augenlicht ein, der andere ein Bein, der dritte eine Hand, usw.

Die meisten Piraten dürften jedoch ihr Augenlicht nicht in einem Kampf verloren haben, dafür gab es zu viele Piraten mit diesem Handicap bei gleichzeitig geringer Wahrscheinlichkeit, dass immer genau und gezielt das Auge getroffen wurde.

Vielmehr besaßen wohl die meisten Piraten noch unter der Augenklappe ihr Auge. Ob dieses allerdings noch intakt war, ist eine andere Frage. Hierzu zwei Theorien:

  1. Die Piraten trugen eine Augenklappe über einem erblindeten Auge. Da die Piraten in früheren Zeiten - also vor der Entwicklung der heute gängigen Spiegelsextanten - auf einen Jakobsstab angewiesen waren, um ihre Position zu orten, mussten sie durch dieses Gerät immer in die direkte Sonne schauen. Vielfach führte das dazu, dass sie auf eben diesem Auge erblindeten, weil die Netzhaut dadurch verbrannte.
  2. Sie verbargen unter der Augenklappe ein intaktes Auge, um dieses zu schonen und zu schützen. Da frühere Piraten nur einfache Winkelmessgeräte zur Orientierung besaßen, kam dem Gesichtssinn natürlich eine besondere Bedeutung zu, ihn galt es zu sichern. Das Auge wurde unter der Augenklappe geschont, um dann beim Orientieren besser zu funktionieren, so glaubte man wenigstens. Vielleicht hat man sich auch ein gewisses Nacht-Sicht-Training davon versprochen. Schließlich fanden viele Überfälle in der Nacht statt und ein in der Dunkelheit geschultes Auge war Gold wert. Möglicherweise wollte man auch dem abrupten Wechsel der Lichtverhältnisse entgegensteuern, wenn man vom gleißend hellen Deck nach unten in das düstere und dunkle Innere des Schiffes kam. Man klappte dann einfach die Augenklappe hoch und das an die Dunkelheit gewöhnte Auge musste sich nicht erst lange umstellen. Dieser Effekt lässt sich auch selber ausprobieren: Vergleichen Sie, wie es ist, aus dem hellen Sonnenlicht einen dunklen Raum zu betreten und wiederholen Sie das Experiment, indem Sie vorher eine stark abgedunkelte Sonnenbrille getragen haben.

Pure Eitelkeit oder warum tragen Piraten Ohrringe?

Auf den meisten Piratenabbildungen ist der Pirat mit Ohrringen dargestellt und zwar auf beiden Seiten. Die Ohrringe sind meistens große goldene Creolen, die bis fast zur Schulter reichen. Doch warum behängt sich ein Pirat mit einem solchen Schmuck, der ihm doch im Kampf nur hinderlich sein kann, schließlich bietet er den Gegnern die Möglichkeit, hineinzugreifen und ordentlich daran zuziehen.

Pure Eitelkeit? - Sicher nicht.

So paradox es klingt, aber hier haben die Ohren etwas mit der Sehkraft zu tun.

Von traditioneller chinesischer Medizin hatten unsere früheren Piraten wahrscheinlich noch nichts gehört. Dennoch können einige Fakten aus der Akupunktur bekannt gewesen sein. Akupunktur soll Blockaden befreien, damit die Energie im Körper ungestört fließen kann und der Körper einwandfrei funktioniert. Einer der Akupunkturpunkte für das Auge liegt tatsächlich am Ohr. Genauer: am Ohrläppchen, genau dort, wo normalerweise der Ohrring durchsteckt.

Wird dieser Punkt stimuliert, soll das positive Auswirkungen auf das Auge und damit auf die Sehkraft haben. Was die Piraten allerdings nicht wussten: Akupunktur ist nur wirksam, wenn der Reiz nach einer Zeit auch wieder entfernt wird. Das andauernde Tragen von Ohrringen brachte den Piraten keinen Nutzen, denn das Ohr war an diesen Reiz gewöhnt und dahingehend abgestumpft.

Keine Piratenstory ohne Holzbein

Tock - tock - tock....

Das Klacken eines Holzbeines ist in Piratenfilmen häufig zu hören. Wie kommt man darauf, Piraten ein Holzbein zuzuschreiben?

Wie eingangs schon erwähnt, ist die Piraterie ein hartes Geschäft, bei der es nicht ohne Verluste und Einbußen in der Gesundheit geht. Stich- und Schusswunden gaben böse Verletzungen und ein Arzt ist auf hoher See auch nicht sofort aufzutreiben. Außerdem drängt in dem Metier die Zeit, der Pirat musste so schnell wie möglich wieder hergestellt sein, Kranke sind viel zu leicht zu überwältigen.

Aus diesem Grund konnte man keine langwierigen Heilungsprozesse abwarten. War ein Körperteil zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, so half die restliche Mannschaft zusammen und amputierte die Gliedmaßen.

Für die Hakenhand gilt analog das gleiche.

Sonja, am 01.02.2013
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Bildquelle:
zlatkarp / Flickr (Der Iliamna-See - Ein Naturwunder Alaskas)

Autor seit 13 Jahren
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