Erschreckende Zahlen

Rechtzeitig zum Weltwassertag 2022 wartete die UNESCO mit bedeutsamen und zum Teil erschreckenden Zahlen auf, denn Wasser wird weltweit viel zu oft als selbstverständlich angesehen, privatisiert, verschmutzt und verschwendet.

Weltweit haben aktuell 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser; 4,2 Milliarden Menschen und damit mehr als 55 Prozent der Weltbevölkerung haben keine sicheren Sanitäranlagen.

Etwa vier Milliarden Menschen leben in Regionen, die in mindestens einem Monat pro Jahr von hoher Wasserknappheit betroffen sind.

Die Pro-Kopf-Kapazität von Stauseen nimmt wegen des Bevölkerungswachstums und wegen der Ablagerung von Sedimenten.

Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten führen dazu, dass der globale Wasserverbrauch weiter um etwa 1 Prozent pro Jahr ansteigt.

Dürrejahre in Somalia

Die Auswirkungen der Klimakrise sind demnach in Somalia besonders stark zu spüren: Das Land am Horn von Afrika kämpfe dank "El Niño" mit der dritten Dürre innerhalb eines Jahrzehnts. Etwa 90 Prozent des Landes und 4,3 Millionen Menschen und damit ein Viertel der Bevölkerung sind betroffen. Somalia steht aktuell nur beispielhaft für viele Länder, denn ähnlich ist die Lage in Kenia, Süd-Sudan und Äthiopien, aber auch in Teilen Südamerikas und Asiens wie Bangladesch und Indien.

Durch die steigenden Temperaturen ist der Regenzyklus dauerhaft unterbrochen, sagen Wissenschaftler, mit der Folge, dass die Frequenz der Dürren steigt. Und wenn es doch einmal regnet, dann reichen die Tropfen nicht, damit das Gras wächst. Oder der Regen prallt so heftig auf den Boden, dass er ihn einfach wegschwemmt. Es kommt zu Überflutungen.

"Die Veränderungen des Klimas nehmen zu und die führen zu mehr Krisen", so die Welthungerhilfe. Hintergrund sei der Klimawandel. Die Dörfer und Gemeinschaften könnten die immer wiederkehrenden Probleme immer schlechter bewältigen.

In den vergangenen Jahren seien dann noch andere Krisen hinzugekommen. Die Dörfer kämpften gegen die Heuschreckenplage und dann gegen die Folgen der Covid-19-Pandemie. 

Viel Wasser, aber wenig Trinkwasser

Unser Planet ist zu mehr als 70 Prozent mit Wasser bedeckt, aber nur 3 Prozent davon ist trinkbares Süßwasser, und der Rest ist verschmutzt oder Salzwasser, dessen Salzgehalt völlig unterschiedlich sein kann. Davon ist nur ein Drittel für die menschliche Nutzung erreichbar. Die Wasserknappheit ist inzwischen in vielen Regionen der Welt ein ernsthaftes Problem. Umweltverschmutzung, Wirtschaftswachstum, Überbevölkerung und Verschwendung gefährden unser wichtigstes Lebensmittel: das Trinkwasser.

Mehr als 780 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Süßwasser. Viele Menschen müssen täglich lange Wege zurücklegen, um an Wasser zu gelangen. Der aktuelle Wandel des Klimas mit häufigeren Dürreperioden verstärkt diese Entwicklungen noch. Selbst in Regionen wie den Alpen, wo Gletscher verstärkt abschmelzen, wird die Wasserzufuhr mehr und mehr unberechenbar. Gletscher speichern weltweit über zwei Drittel des Süßwassers, wohingegen Flüsse und Seen nur 0,3 Prozent der Reserven halten.

Wasser effizienter nutzen und mehr investieren

Durchschnittlich verbraucht die Landwirtschaft weltweit 69 Prozent der Wasservorräte aus Flüssen, Seen und Grundwasser. In Deutschland machen Energieversorgung, Bergbau und verarbeitendes Gewerbe noch 77 Prozent aus. Da die Weltbevölkerung weiter wächst, braucht sie 50 Prozent mehr Bewässerung in der Landwirtschaft bis 2050. Dafür fehlt das Wasser. Das heißt, dass in der Landwirtschaft eine viel effizientere Wassernutzung nötig ist, wenn die Bevölkerung weiter wächst. Die Weltpolitik hat die Bedeutung von Wasser durchaus erkannt.

Die Weltbank hat 2016 berechnet, dass Wassermangel die Wirtschaft vieler Staaten bald in eine Schrumpfungsspirale ziehen könnte. Der Weltwasserbericht stellt aber fest, dass aus diesen Erkenntnissen zu wenig Konsequenzen folgen. Zum Beispiel werde viel zu wenig in wasserwirtschaftliche Infrastruktur investiert. Eine aktuelle Studie der Weltbank ergibt, dass die Einnahmen aus den Wassernutzungsgebühren gerade mal bei einem Drittel der weltweiten Versorgungsunternehmen für die anfallenden Betriebs- und Wartungskosten der Wasserinfrastruktur ausreichen. Kosten für den Bau der notwendigen Infrastruktur für die Zukunft sind hier noch nicht eingerechnet.

Wasser sparen, auch oder gerade in Deutschland

Wasser ist inzwischen die kostbarste Ressource unseres Planeten. Darauf hat der Weltwassertag am 22. März aufmerksam gemacht. Auch in Deutschland muss in Haushalt, Garten und sogar beim Einkauf akut Wasser gespart werden. Die Dürresommer der Jahre 2018 bis 2020 haben gezeigt, dass Wasser auch in Norddeutschland knapp werden kann. Zwar handelt es sich bei der Wasserknappheit um ein globales Problem, trotzdem kann jeder einzelne etwas tun, um Wasser zu sparen und damit zugleich das eigene Portemonnaie schonen. Im Haushalt bieten sich dafür viele Möglichkeiten.

Bad und Küche

Wer duscht, statt zu baden, spart ordentlich: Für ein Vollbad sind 150 Liter nötig, für eine Fünf-Minuten-Dusche gerade mal 50 Liter. Neuere Toiletten verfügen fast immer über eine Sparspültaste für das "kleine Geschäft", Wasserhähne im Bad und in der Küche lassen sich mit Durchflussbegrenzern nachrüsten, die dafür sorgen, dass deutlich weniger Wasser durchfließt. Das spart sowohl Wasser als auch Energie, da Warmwasser einen großen Teil des Verbrauchs ausmacht. Die Installation ist einfach, die entsprechenden Teile kosten nur wenige Euro.

Brauchwasser weiterverwenden

Zusätzlich kann man beim Zähneputzen und Händewaschen zwischendurch das Wasser abdrehen. Waschmaschinen und Geschirrspüler sollte man möglichst nur anstellen, wenn sie vollständig gefüllt sind. Auch beim Kochen gibt es Sparpotenzial. Das Wasser zum Waschen von Obst oder Gemüse kann man auffangen und zum Blumen gießen verwenden, Gleiches gilt für Kochwasser, nachdem es abgekühlt ist - es enthält sogar eine Extra-Portion Nährstoffe für Zimmer- und Balkonpflanzen.

Regenwasser zum Bewässern des Gartens auffangen

Zum Gießen der Pflanzen kann man Regenwasser in Tonnen sammeln oder auch Kochwasser nutzen.

Wer einen Garten besitzt, kann auch dort den Verbrauch von kostbarem Trinkwasser effektiv reduzieren, indem er Regenwasser zum Bewässern nutzt, etwa durch das Aufstellen von Regentonnen oder das Anlegen versenkter Wassertanks, die das Wasser, das von Dächern oder Schuppen durch die Regenrinne nach unten läuft, auffangen.

Als Folge des Klimawandels ist zu erwarten, dass Dürresommer in Norddeutschland künftig häufiger werden. Deshalb kann es sinnvoll sein, seinen Garten mit trockenresistenten Pflanzen so neu zu gestalten, dass weniger Wasser zur Bewässerung nötig ist.

Indirekt Wasser sparen durch gezielten Einkauf

Auch indirekt lässt sich Wasser sparen: durch Umdenken beim Einkaufen. Denn wir verbrauchen Wasser nicht nur direkt, sondern auch indirekt, indem wir Kleidung, Lebensmittel und andere Waren kaufen, für deren Produktion viel Wasser benötigt wird. Dieser indirekte Wasserverbrauch liegt um ein Vielfaches über dem durchschnittlichen, täglichen, direkten Pro-Kopf-Verbrauch von rund 130 Litern in Deutschland, nämlich bei rund 4.000 bis 5.000 Litern pro Kopf und Tag. So stecken etwa in einem einzigen Baumwoll-T-Shirt rund 2.000 Liter Wasser. Wer also weniger Kleidung kauft oder öfter im Second-Hand-Laden einkaufen geht, spart große Mengen indirekten Wassers.

Gleiches gilt für Lebensmittel: Die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch kann bis zu 15.000 Liter Wasser benötigen, hier sind die Unterschiede allerdings groß, je nach Produktionsbedingungen und Herkunft des Futters. Gemüse und Obst aus intensiver Bewässerungswirtschaft, wie beispielsweise Erdbeeren aus südeuropäischen Folientunneln oder Avocados, brauchen ebenfalls viel Wasser zum Wachsen. Beim Einkauf kann man also indirekt viel Wasser sparen, wenn man seltener zu Fleisch greift und bei Obst und Gemüse häufiger regionale und saisonale Produkte kauft.

Obwohl Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen weltweit ist, verbraucht die steigende Zahl Menschen immer mehr davon. Experten sind sich sicher, dass sich Konflikte wegen Wassermangels künftig häufen werden.

Für ein Rindersteak sind beispielsweise 2000 Liter Wasser nötig, bevor es auf dem Teller landet, 20 Liter braucht man für 100 Gramm Gemüse. Die Landwirtschaft verbraucht 70 Prozent des weltweit genutzten Wassers; in den am wenigsten entwickelten Ländern liegt die Quote sogar bei 90 Prozent.

Doch längst gibt es nicht genügend Wasser für alle. Derzeit haben laut Experten 750 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und die Zahl dieser Menschen steigt. So werden nach aktuellen Prognosen Ende des Jahrhunderts zwei Milliarden Menschen unter direktem Wassermangel leiden. Konflikte sind vorprogrammiert.

Süßwasservorräte in Gefahr

Über zwei Drittel der weltweiten Arbeitsplätze hängen von der Ressource Wasser ab. Das geht aus dem aktuellen Weltwasserbericht hervor, den die UNESCO in Genf vorstellte. Und der Wassersektor soll weiter anwachsen – zum Beispiel, um Menschen in Bangladesch, Benin oder Kambodscha den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen.

Es brauche einen verantwortungsvolleren Umgang mit Wasser, erklärt Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK). Nicht nur Privathaushalte, Ökosysteme und Landwirtschaft hingen vom Wasser ab, sondern "die gesamte wirtschaftliche Entwicklung". Zugleich sei der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen eine der wichtigsten Voraussetzungen für gesunde und damit produktive Arbeitskräfte. Die Ressource werde jedoch unökonomisch genutzt.

Durch Bevölkerungswachstum, Klimawandel und steigende Lebensstandards wächst zugleich jedoch der Druck auf die Süßwasservorräte. 2050 werden laut Schätzungen rund neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Der Bedarf an Nahrungsmitteln soll im selben Zeitraum sogar um 70 Prozent steigen.

"Wassermangel ist aufgrund dieser Entwicklungen eine akute Bedrohung. Eine neue Ressourcennutzung ist erforderlich, beispielsweise durch das Recyclen von Abwässern oder eine bessere Regenwassernutzung", fordert die UNESCO.

Europa wird angreifbar

Doch teilweise wird der Kampf ums Wasser mit voller Absicht verschärft. In Syrien und im Irak hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) strategisch bedeutsame Wasserressourcen und weite Teile der Wasserinfrastruktur unter ihre Kontrolle gebracht. Zeitweise haben die Terroristen bereits einzelne Städte von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten oder aber mit gezielten Überflutungen ganze Ernte- und Nutztierbestände vernichtet.

Der Kampf um die Ressource Trinkwasser könnte Grund für zukünftige Kriege, Vertreibungen und neue Völkerwanderungen werden, auch in Europa.

Autor seit 10 Jahren
533 Seiten
Laden ...
Fehler!