Wer bin ich denn schon?

"Kinder und Narren sprechen die Wahrheit", heißt es im Volksmund. Verständlicherweise, denn dem Narren schenkt man kein Ohr, dem Kind verzeiht man seine "Naivität". Dabei könnten wir gerade in diesem Punkt von jenen lernen, die noch nicht von der Lüge, Heuchelei und politischen Korrektheit verbogen wurden. Somit wären es klare, ungeschönte Worte, die ich erleben möchte, bevor ich sterbe. Nur einen Tag lang möge die nackte Wahrheit hinter den Worthülsen hervortreten und sich zeigen, wie der Gedanke sie erschaffen, aber die Zunge sie zurechtgebogen hat. Auf einen Schlag würde klar werden, weshalb uns dieses System ausplündert und betrügt und all dies "gerecht" benennt. Lassen Sie mich nachfolgend in gebotener Kürze einige Beispiele hierfür darbringen.

 

"Steuern"

Zu jenen Begriffen, die wir ohne weiteres verwenden, ohne groß darüber nachzudenken, zählen die Steuern. Es zählt zum liebgewonnenen Ritual von Politikern, bevorzugt vor wichtigen Wahlen, eine Senkung der Steuern für den "kleinen Mann von der Straße" zu fordern, während "die Reichen" oder "Besserverdiener" – wozu sich die Damen und Herren Politiker im Allgemeinen nicht selber zählen – finanziell bluten mögen.

Wäre es nicht schön, wenn ein Abgeordneter, egal von welcher Fraktion, die Dinge beim Namen nennen und darauf hinweisen würde, dass Steuern Diebstahl sind? Egal, in welches Geschenkspapier man sie wickelt und darauf "weniger Steuern" schreibt?

Der geneigte Leser möge sich vor Augen führen, welche ungeheuerliche Ungerechtigkeit Steuern tatsächlich darstellen. Denn es handelt sich nicht einfach um eine Zahl oder einen Geldschein, sondern um die wertvollste aller Ressourcen, die uns zur Verfügung steht: Zeit. Was uns an Steuern abgeknöpft wird, stellt in Wahrheit – und um diese soll es hier gehen – Lebenszeit dar. Gleich Sklaven schuften Millionen Menschen und wissen gar nicht, welches Unrecht ihnen angetan wird. Wir opfern nicht x Prozent Steuern, sondern x Jahre unseres Lebens einem unersättlichen Moloch.

 

"Gerechte Umverteilung"

Aber ist es denn nicht so, dass der Staat und seine Vasallen diese Steuern für die "gerechte Umverteilung" von Reich zu Arm verwenden? Und es deshalb ein notwendiges Übel sei, hoher Steuerbelastung ausgesetzt zu sein?

 Lassen wir an dieser Stelle einfach die Fakten sprechen. Alljährlich verzeichnet der Staat größere Einnahmen. Gleichzeitig steigen die Sozialausgaben an. In einem solchen System dürfte es doch keine Armut mehr geben, richtig?

Um mit Radio Eriwan zu antworten: "Ja, aber …"

Die Republik Österreich etwa wendet rund die Hälfte ihrer Staatsausgaben für den Sozialbereich auf. Und trotzdem spuken alljährlich wahre Horrormeldungen von der gestiegenen Armut in Österreich durch die Medien, befänden sich Millionen Österreicher in existenzieller Armut oder seien von dieser akut bedroht, und mittendrin natürlich die Kinder. Hunderttausende Kinder seien die Opfer des kaltherzigen Neo-Liberalismus.

Wie das Amen im Gebet folgt die Forderung nach höherer finanzieller Unterstützung für all die Armen bzw. Armutsgefährdeten. Und niemand hinterfragt den offensichtlichen Widerspruch dieser meist von kirchennahen Institutionen erstellten Berichte. Der Grund liegt auf der Hand: Wer möchte schon als asozialer Abschaum gelten, der kalt lächelnd Kinder auf den Straßen verhungern lassen würde?

Dabei müsste es doch bass erstaunen, dass in Staaten, deren Löwenanteil an Ausgaben in soziale Bereiche fließt, Millionen Menschen in Armut lebten. Aber nein: Der Tenor lautet, die Ausgaben zu erhöhen, um die "Armut zu bekämpfen". Und wie jeder Kampf, den der Staat führt, bedeutet dieser für den Steuerzahler erhebliche Mehrbelastungen. Ganz davon abgesehen, dass er nicht zu gewinnen ist, ja, vielmehr nicht gewonnen werden darf! Schließlich leben viele Menschen vorzüglich von den Segnungen des aktiven Kampfes gegen Armut, gegen Drogen, gegen Rechtsextremismus, ach, suchen Sie es sich selbst aus!

Im Endeffekt bewirken diese "Umverteilungen" kein Gefälle von oben nach unten, wie es immer wieder beschworen wird. Denn wer über Geld und somit Macht besitzt, kann erstens Einfluss auf den Gesetzgeber und die Vertreter ausüben, sich zweitens Steuerberater leisten oder drittens sein Vermögen einfach in steuerfreundlichere Gebiete verlagern. Wer kommt folglich zum Handkuss? Der Mittelstand. Und mit ihm viele Menschen, die sich und ihre Familien nur mühsam über Wasser halten können. Was wiederum zum leider gar nicht komischen Paradoxon führt, dass diese auf Grund der hohen Belastungen Förderungen und Zuschüsse beantragen müssen, die ohne die enormen Zwangsabgaben gar nicht erst erforderlich wären.

 

"Wir engagieren uns für die sozial Schwachen"

Freilich: Sollten wir dies nicht zähneknirschend akzeptieren, da der Staat mit den Einnahmen doch so viel Gutes schaffe?

Von einem rein moralisch-philosophischen Standpunkt betrachtet kann man dies nur mit "Nein" beantworten. Wenn jemand mit vorgehaltener Pistole zehn Euro von Ihnen forderte, da er diese an die Kinderkrebshilfe spende, wäre dies gerechtfertigt?

Ein absurdes Beispiel? Mitnichten. Vertreter des Staates brüsten sich damit, was denn nicht alles für die "sozial Schwachen", und auch hier natürlich insbesondere Kinder, getan werde.

Unerwähnt bleibt hierbei die Feststellung, dass diese Zwangsabgaben nicht direkt an die "Geförderten" fließen, sondern zunächst einen Mittelmann, also den Staat selbst, durchlaufen. Dieser behält einen beträchtlichen Teil der Einnahmen ein und lässt seine Vertreter darüber entscheiden, was mit dem Geld geschehen solle. Lassen wir den Missbrauch, die offensichtliche und versteckte Korruption, Lobbyismus, etc. außen vor und gehen wir naiverweise davon aus, dass diese Ausgaben mehrheitlich wohltätigen Zwecken zugute kämen. Wäre dann nicht trotzdem Frage angebracht, weshalb der Bürger nicht den Mittelmann umgehen und direkt spenden bzw. helfen sollte?

Niemand käme auf den abstrusen Gedanken, einem in Not geratenen Mitmenschen dadurch zu helfen, freiwillig höhere Steuern zu bezahlen. Es wäre völlig logisch, dem Hilfesuchenden direkte Unterstützung zu gewähren: Ihm Geld zu geben, ein Essen, Kleidung, was auch immer. Wozu also der Mittelmann?

 

"Der mündige Bürger"

Ganz einfach deshalb, weil der Staat seine Bürger als unverantwortliche, geistig minderbemittelte Kreaturen betrachtet, die es zu beschützen und auf den richtigen Weg zu geleiten gilt. Notfalls auch mit sanftem Zwang …

Von wegen: Mündiger Bürger! Als mündig gilt der Bürger nur bei Wahlen. Dann verwandelt sich das Millionenheer der scheinbaren Dorftrotteln in vorbildliche Bürger, die ihre "Pflicht" der Stimmabgabe wahrnehmen und jene Weisen wählen, die das Leben von Millionen Menschen gestalten und lenken werden. Nach den Wahlen ist der Zauber freilich wieder vorbei. Dann gilt: Nur ein gehorsamer Bürger ist ein guter Bürger!

Dem Individuum ist nicht zuzutrauen, sein Leben in den Griff zu bekommen. Eltern werden die Kinder entrissen, um ihnen in staatlichen Schulen Bildung zu vermitteln. Bekanntermaßen hegen Eltern ja keinerlei Interesse daran, ihre Kinder zu bilden oder bilden zu lassen, nicht wahr? Genauso wenig kann man "mündigen Bürgern" ihren eigenen Körper anvertrauen. Vater Staat trägt penibel Sorge darum, was dieser zu sich nimmt oder womit er seine Freizeit verbringt. An Flughäfen wird jeder Passagier als potenzieller Selbstmordattentäter misstrauisch begutachtet.

Und gibt es hierfür nicht gute Gründe? Gibt es nicht Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, misshandeln oder gar töten? Haben nicht Selbstmordattentäter grauenhafte Anschläge verübt?

Durchaus. Der Schluss lautet aus Sicht der Staatsgläubigen: Der Mensch ist grundsätzlich schlecht, verdorben, böse und sadistisch veranlagt!

Ausgenommen natürlich die Staatsdiener, die uns hegen und pflegen, wie der Schäfer seine Schäfchen, notfalls auch mal einen freundlichen Klaps auf den Po geben müssen, aber stets nur um unser aller Wohl besorgt sind. Mit gutem Recht, wie ein Blick in die "Bild" tagtäglich enthüllt.Einen Baum muss ich auch noch pflanzen...

Somit ist Eigenverantwortung überhaupt nicht zu verantworten. Das Gemeinwohl zählt und steht über den Dingen. Gewiss: Wo gehobelt wird fallen zwangsläufig Späne. Doch leider ist der Bürger unverantwortlich, egoistisch und will sich partout nicht den vorgezeichneten Bahnen und hübsch skizzierten Plänen der Intelligenzija unterordnen, weshalb nachgeholfen werden muss.

 

Nur einmal, bevor ich sterbe, möchte ich dies und noch viel mehr unumwunden in den Medien hören, sehen, lesen. Indes: Wer bin ich denn schon, dies zu fordern? Ein unmündiger Bürger, der zu viel Kaffee trinkt (hohes Gesundheitsrisiko!), Horrorfilme guckt (potenzieller Massenmörder also), den Systemmedien nicht bedingungslos vertraut und am liebsten in Ruhe gelassen wird (hat wohl was zu verbergen!).

Was ich außerdem gerne noch erleben möchte ...

Ganz unbescheiden und natürlich äußerst egoistisch möchte ich noch folgenden Wunsch hinzufügen: Erfolg als Hobbyautor zu haben. Falls Ihnen meine Artikel gefallen und Ihnen mein Schreibstil behagt, werden Ihnen gewiss auch meine Bücher - sowohl in gedruckter, als auch elektronischer Form - gefallen.

Autor seit 13 Jahren
815 Seiten
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