Was und wer ist eigentlich Rotary?
Businesstreff, Old-Boys-Clubs, Geheimzirkel – was sind die Rotary Clubs wirklich? Über eine Million Mitglieder gehören ihnen an.Freundschaft, Ethik, Wohltätigkeit
"Rotary ist eine Organisation von Geschäftsleuten und berufstätigen Personen, die zur Elite in ihrem Bereich gehören und eine weltweite Allianz bilden, um humanitären Belangen zu dienen, ethische Werte im Arbeitsleben umzusetzen und zur Entwicklung des Friedens in der Welt beizutragen." So eine der Eigendefinitionen von Rotary International.
Der erste Club wurde bereits 1905 in Chicago von Paul Harris gegründet. Er war von ihm damals auch gedacht als Gegengewicht und Protest zum gerade in Chicago sich entwickelnden organisierten Verbrechen. Heute treffen sich weltweit in 140 Ländern und 200 Regionen über 1,3 Millionen Mitglieder in circa 33.000 Clubs einmal die Woche nicht nur zum geselligen Treffen und Informationsaustausch meist bei einem Essen.
Verdienste um die Abschaffung der Kinderlähmung
Vielmehr ist ein Tagesordnungspunkt ein Vortrag entweder eines der Mitglieder oder eines von außen eingeladenen Referenten mit einem lokal oder international repräsentativen und interessanten Thema. Übrigens sind religiöse und politische Themen ausgeklammert, Rotary will auf diesen Gebieten objektiv und neutral bleiben.
Die Mitgliedsbeiträge oder Überschüsse aus Benefizveranstaltungen gehen ausnahmslos in soziale Projekte. So organisiert Rotary International mit sechsstelligen Millionen Dollarsummen Polio-Schluckimpfungen weltweit und hat damit die Kinderlähmung nahezu zu einer Plage der Vergangenheit gemacht. Die Vertreter von Rotary sind durch die weltweite Vernetzung oft die ersten mit konkreten Hilfen wie den berühmten Zelten in Katastrophengebieten (im Foto links unten nach dem Erdbeben von Haiti).
Die einzelnen Clubs wählen sich außerdem ein lokales Sponsoringthema. Jugend- und kulturelle Austauschprogramme gehören ebenfalls zu den bevorzugten Projekten. Die internationale Zentrale in den USA kam allerdings mit der Weltwirtschaftskrise 2007 ins Gerede, als der Finanzvorstand Mitgliedsgelder ausgerechnet einem Finanzhai anvertraute und angeblich 120 Millionen Dollar verlor.
Der erste Rotary Club und sein Gründer
Der erste Rotary Club wurde von dem amerikanischen Juristen Paul Harris 1905 in Chicago gegründet. Als Neuling in dieser Stadt brauchte er zweierlei ganz dringend: mehr Freunde und mehr geschäftlichen Erfolg. Er gründete einen kleinen Kreis gleichgesinnter Männer, stellte aber sicher, dass sie aus unterschiedlichen Berufe kamen, um Interessens-konflikte zu vermeiden. So entstand das Klassifizierungssystem. Man traf sich zum Mittagessen einmal die Woche rotierend in einem anderen Büro. Bald wurde der Kreis zu groß für Bürotreffen und man ersetzte sie durch regelmäßige Mittagstreffen in Restaurants, wobei der Name Rotary Club beibehalten wurde.
Frauen auf dem Vormarsch
Zu den jüngeren Mitgliedern gehören auch immer mehr Frauen, seit sich in den Vereinigten Staaten von Amerika erstmals in den 90er Jahren aufgrund des dortigen Gleichheitsgesetzes eine Karrierefrau die Clubaufnahme erkämpfte. Ihr genügte die Aufnahme in den parallelen Ehegattinnenclub, dem "Inner Wheel" nicht. Doch immer noch bleibt es in anderen Ländern den einzelnen Clubs vorbehalten, über die Aufnahme von Frauen zu entscheiden. Besonders in dem einen oder anderen konservativen Club mit hohem Durchschnittsalter beispielsweise in Old England oder Deutschland gibt es noch keine weiblichen Mitglieder. Neu sich gründende Clubs, wobei 25 Gründungsmitglieder zusammen kommen müssen, starten in der Regel von vornherein mit weiblichen Teilnehmerinnen.
Die blaugoldene Anstecknadel mit dem Radsymbol ist weltweit begehrt. Doch für Rotary kann man sich nicht selbst bewerben, auch nicht mit Geld einkaufen! Man muss von einem Clubmitglied vorgeschlagen werden, eine Nummer Eins auf einem noch nicht im Club vertretenen Berufsgebiet sein, ein Vorstellungsgespräch überstehen und kann höchstens nur mit einer einzigen Gegenstimme aufgenommen werden. Vorstand und Präsident eines Clubs "rotieren" jeweils auch jährlich.
Links: Ärztin Ana Parra damals als Präsidentin des Rotary Clubs Estepona-Costa del Sol. Danach war sie maßgeblilch die Beauftragte für die Kampagne zur Beendigung von Polio, was auch gelang.
Bildnachweis: Rotary International, Udo Lenze, Enique Guerrero
Bildquelle:
Pat Brooke
(Tischordnung, Tischkarten – überholtes Ritual der Gästebewirtung?)