Fakt 1: Fledermäuse fliegen mit den Händen

Was für uns wie zwei Flügel aussehen, sind in Wirklichkeit umgewandelte Hände. Die Hände der Fledermaus sind vergrößert und die Finger extrem verlängert. Zwischen diesen breitet sich die Flughaut aus. Die Flughaut geht um den ganzen Körper inklusive Schwanz, um besser steuern zu können. Der Daumen hat eine Kralle, mit der die Fledermaus klettern und sich fest hängen kann.

 

(Bild: Meridy / Pixabay)

Fakt 2: Radar, Echo und Ultraschall oder die Frage: Wie jagt die Fledermaus?

Radar, Echo, Ultraschall, alles Begriffe, welche auf die Fledermaus zutreffen. Fledermäuse sehen schlecht, haben dafür aber andere Sinnesorgane überentwickelt. Die Tiere können durch Nase oder Mund Laute im unhörbaren Bereich (Ultraschall) ausstoßen. Die breiten Nasenaufsätze bündeln den Schall und richten ihn zielgerichtet aus. Trifft dieser Schall auf ein Hindernis, ob Baum, Gemäuer oder Beutetier, so kommt er als Echo an die hochempfindlichen Ohren der Fledermaus zurück. Das Echo verrät der Fledermaus genau die Größe, Form und Entfernung des Hindernisses. Der sogenannte Dopplereffekt verrät ihnen sogar, ob sich das Beutetier nähert oder entfernt. Liegt der Ton, der zurückkehrt, höher, nähert sich die Beute, ist er tiefer, entfernt es sich.

Knapp vor ihrer Beute erhöhen die Fledermäuse die Anzahl der Signale; bis zu 200 Schallimpulse pro Sekunde hat man gemessen und dann schlagen sie zu.

Fakt 3: Fledermäuse füttern Pflanzen mit ihrem Kot

Kannenpflanzen (Nepenthes rafflesiana) und tropische Fledermäuse (Wollfledermaus) sind, zu beiderseitigem Nutzen, eine ungewöhnliche Partnerschaft eingegangen.

  • Damit man das besser versteht, ein paar Informationen zu den Kannenpflanzen: Fleischfressende Pflanzen, dazu zählen die Kannenpflanzen, ernähren sich im Normalfall so: Ein Teil der Blätter ist zu schlauchförmigen Fallen umgestaltet. Die Innenwände sind glatt und in die Kanne geratene Kleintiere, wie Insekten, verlieren den Halt, stürzen in die Tiefe der Kanne und kommen nicht mehr heraus. Am Boden der Kanne wartet der Verdauungssaft, der sie auflöst und aus ihren verwesenden Körpern den wertvollen Stickstoff freisetzt. Dieser gelangt in das Gewebe der Pflanze. Stickstoff ist lebenswichtig für die Pflanzen; sie brauchen ihn unter anderem als Baustein für das Blattgrün.

Die Kannenpflanze (Nepenthes rafflesiana) nutzt den Kot von Fledermäusen als Stickstofflieferant. Die Beziehung zwischen der Fledermaus Kerivoula hardwickii und der Kannenpflanze Nepenthes rafflesiana haben Forscher von Würzburg und Forscher von den Universitäten Brunei Darussalam und Greifswald entdeckt.

Kannenpflanze und Wollfledermaus

Kannenpflanze und Wollfledermaus (Bild: Foto: Michael Schöner, Uni Würzburg)

Wie aber kommen die Fledermäuse auf die aberwitzige Idee ihre Notdurft gerade in einer fleischfressenden Pflanze zu verrichten? Hat die Wollfledermaus ebenfalls einen Nutzen davon oder gefährdet sie sich selbst? Setzt sie sich an den Kannenrand quasi als Abort-Häuschen?

In der Natur gibt es nichts, was nicht Sinn macht. Wie kommt also die Schöne, die kleine Fledermaus, zu ihrer innigen Beziehung zum Biest, der fleischfressenden Pflanze?

Die Größenverhältnisse stimmen. Die Kannen dieser Nepenthes-Art werden bis zu 25 Zentimeter lang und der Durchmesser liegt bei vier bis fünf Zentimetern. Die Kleine Wollfledermaus hingegen ist nur drei bis sechs Zentimeter groß und benutzt, kein Scherz, die todbringende Kanne der Pflanze als - Schlafplatz.

Der Daumen einer Fledermaus hat eine Kralle, mit der die Fledermaus klettern und sich fest hängen kann. Zum Ruhen hängt sich eine Fledermaus typischerweise kopfunter an Mauervorsprünge oder Balken. In diesem Fall ist der Balken der Rand der Kannenpflanze. Meistens befindet sich ein einziges Tier in einer Kanne, hin und wieder auch ein Muttertier mit Säugling. Nachdem der Säugling am Bauchfell der Mutter oder am Rücken festgekrallt ist, besteht auch hier keine Gefahr des Abstürzens in den Kannenboden.

Quasi als Quartiergeld hinterlässt die Fledermaus der Pflanze ihren Kot. "Rund 34 Prozent des Stickstoffs, der sich in den Blättern der Pflanze befindet, stammt aus dem Fledermauskot", schätzen die Wissenschaftler. Da kann man nur sagen: "Mahlzeit!"

"A novel resource-service mutualism between bats and pitcher plants”, Ulmar Grafe, Caroline R. Schöner, Gerald Kerth, Anissa Junaidi & Michael G. Schöner, Biology Letters, online veröffentlicht am 26. Januar 2011, doi: 10.1098/rsbl.2010.1141

 

Fakt 4: Warum erleiden Fledermäuse keinen Zuckerschock?

Kein anderes Säugetier der Welt kann Nahrung so schnell dem Körper verfügbar machen wie die Blumenfledermaus. Ihre einzige Energiequelle ist Zucker, den sie aus dem Nektar von Blüten gewinnt. Glossophaginae, auch als Blumen- oder Langzungenfledermäuse bezeichnet, sind eine Unterfamilie der Blattnasen (Phyllostomidae).

Blumenfledermäuse in den Tropen ernähren sich vorwiegend von Nektar, den sie mit ihren langen Zungen aus Blüten lecken. Der Nektar besteht oft zu mehr als zwanzig Prozent aus Zucker. Übermäßiger Zuckerkonsum gilt nicht nur für Menschen als ungesund: Ein zu hoher Blutzuckerspiegel kann Krankheiten (Diabetes) verursachen und allgemein die Lebenserwartung verkürzen. Die nur zehn Gramm schweren Blumenfledermäuse dagegen sind bei dieser "ungesunden" Nahrung nicht nur topfit, sondern auch noch besonders langlebig. Sie können über zehn Jahre alt werden.

Fruchtfledermaus (Bild: Saken53 / Pixabay)

Bewegung gegen Zucker - ist das die Lösung des Problems?

Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung machten sich auf die Suche. Sie fütterten die Tiere mit Glukoselösungen. Der Blutzuckerspiegel stieg kurzzeitig stark an, aber durch reges Herumfliegen sank der Blutzuckerspiegel schließlich wieder auf normale Werte herab (unter 10 Millimol pro Liter Blut). Die Tiere regulieren offensichtlich ihren Blutzuckerspiegel über ihre körperliche Aktivität. Die hohe Aktivität der Fledermäuse wiederum ist auch für die Pflanzen positiv, weil dadurch die Fledermäuse mehr Pflanzen bestäuben und den Pollen über größere Distanzen tragen können.

 

Vergleichende Studien an anderen nektarfressende Tieren, wie den Kolibri, sollen weitere Erkenntnisse über die Regulation des Blutzuckers bringen und möglicherweise Aufschlüsse zum Entstehen von Diabetes.

Quelle: Detlev Kelm, Veröffentlichung in "Proceedings of the Royal Society B".

großes Mausohr säugend

großes Mausohr säugend (Bild: A. Vorauer)

Fakt 5: Fledermäuse gebären quasi auf dem Trapez

Fledermäuse sind Säugetiere und als solche tragen sie ihre Jungen im ersten Lebensmonat ständig bei sich. Vorwiegend ist es ein Junges. Die Paarungszeit ist im Herbst, dann wird das Sperma des Männchens im Fortpflanzungstrakt des Weibchens aufbewahrt und es kommt erst im Frühjahr zur Befruchtung und zum Beginn der Schwangerschaft. Die Geburt der Jungen erfolgt etwa Mitte Juni. Sie wird - wie übrigens bei allen Fledermausarten - zum Trapezakt. Kurz vor der Geburt sondert sich das Weibchen etwas von der Gruppe ab. Beginnen die Presswehen richtet sich das Weibchen mit dem Kopf nach oben, den Unterleib gegen den Boden gerichtet. Mehrfach dreht es sich wieder kopfunter, mal kopfüber, bis die Füßchen des Jungen endlich auftauchen. Ohne die Geborgenheit eines Nestes gleitet das neugeborene Mausohr sanft in die Schwanzflughaut der Mutter. Gesichert ist es nur durch die Nabelschnur. Das Neugeborene krabbelt sofort am Bauchfell der Mutter hoch in Richtung der Zitzen. Dabei wird es von der Mutter eifrig beleckt. Kurz darauf kehrt die Mutter in die Hanggemeinschaft (Wochenstube) zurück, um sich normal, nämlich mit dem Kopf nach unten, aufzuhängen. Gesäugt werden die Jungtiere bis Mitte August.

Sind die Jungen etwas größer, bleiben sie während des nächtlichen Jagdfluges im Quartier. Sie hängen unter Aufsicht einiger Weibchen eng beieinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Zum Säugen kommen die jagenden Mütter regelmäßig wieder in das Quartier. Sie erkennen ihr Junges an individuellen Ruflauten und am Geruch eindeutig wieder.

Das typische Herumhängen der Fledermäuse, in die Flügel eingehüllt, den Kopf nach unten hängend, hat seinen Sinn. Die Sehnen der Füße besitzen einen Sperrmechanismus, sodass auch stundenlanges "Chillen" = Herumhängen keine Energie erfordert. Und da sie mit dem Kopf nach unten hängen, können sie blitzschnell in den Flug starten.

Fakt 6: Fledermausbabys gehen in die KITA

Viele Tiereltern können ihre Jungen bei der Nahrungssuche in den ersten Lebenswochen nicht mitnehmen und sind, wie der Mensch auch, auf das System Kindergarten ausgewichen. Auch die Fledermäuse haben diesen Weg gewählt. In den Kinderstuben bleiben die nackten, rosafarbenen Babys unter der Aufsicht von einigen Weibchen zurück. Dabei drängen sich die Tierkinder eng zusammen, um möglichst wenig Wärme zu verlieren. Die Mütter erkennen in dem Gewirr ihr Kind anhand der individuellen Laute und am Geruch. Die größte Kindertagesstätte dabei liefert die Brasilianische Bulldogfledermaus (Tadarida brasiliensis). Bis zu 20 Millionen Fledermäuse haben Forscher in den Höhlen (Bracken Cave in Texas) geschätzt.

Fakt 7: Fledermäuse halten Winterschlaf

Im Oktober beginnt für die Fledermaus in den kälteren Regionen die Vorbereitung auf den Winterschlaf. Dazu sucht sie frostfreie, aber kühle Hohlräume, Stollen, Türme, Keller auf. Zu großen Gruppen hängen sie dann zusammen und senken ihre eigene Körpertemperatur. Damit drosseln sie auch den Stoffwechsel und können so überwintern.

Wer weiß, wo sich Fledermäuse für den Winterschlaf versteckt halten?

Wochenstuben sind für die meisten Fledermausexperten leicht zu finden – immerhin hängen da Populationen von bis zu 350 bis 400 Tieren an den Gebälken oder Decken – die Winterschlafplätze jedoch sind sozusagen streng "Fledermaus-geheim".

Winterquartiere finden sich in Höhlen, Stollen, Kellern und Felsspalten. Meist sind es eher Zufälle, die zum Auffinden eines solchen Winterquartiers führen.

Fakt 8: Fledermäuse bauen sich Zelte

Bevorzugt leben Fledermäuse in Höhlen, ausgedienten Dachböden oder auch Baumhöhlen. Allerdings gibt es auch Fledermausarten, die sich Zelte aus großen Blättern bauen, unter denen sie sich tagsüber aufhalten. Die Mittelrippe des Blattes wird dafür durchgebissen, dabei welkt das Blatt und rollt sich am Rand ein. Die Weiße Fledermaus (Ectophylla alba), eine Fledermaus mit schneeweißem (=alba) Fell, benützt dafür die Blätter der Heliconia-Pflanze. Bis zu 15 Tiere finden so in der Höhe von 2- 3 m Platz. Die weiße Farbe dient der Tarnung, da das Tier, von unten gegen das Licht gesehen, so kaum zu erkennen ist, da ihr Fell das Licht reflektiert.

 

Auch Uroderma bilobatum, ebenfalls Blattnasen-Fledermaus, baut sich ihr Nest in Palmen. Dabei knickt sie die gefiederten Blätter so ab, dass diese wie eine Jalousie zusammenfallen. Dabei bilden sie in dichtes dreieckiges Dach. Einige Blätter werden übereinander geknickt und die regenfeste Behausung ist bezugsfertig.

Fakt 9: Vampire sind besser als ihr Ruf, sie sind selbstlos und sozial

Nur wenige Fledermausarten ernähren sich von Blut, die einen saugen das Blut von Vögeln, die anderen, wie der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus) das von großen Säugetieren. Pferde, Rinder und andere Nutztiere sind ihre Nahrungsquelle. Oft bleiben sie bei der Nahrungssuche erfolglos. Da ein Vampir aber nur 60 Stunden ohne Nahrung überlebt, ist das besonders für unerfahrene Jungtiere lebensbedrohlich. Kehrt so ein Junges mit leerem Magen zurück in die Schlafhöhle, findet er in den meisten Fällen Hilfe bei seiner Gruppe. Die anderen Tiere geben nämlich einem bettelnden Jungtier von ihrem Nahrungssaft ab, indem sie einen Teil hochwürgen. So erhalten sie erfolgreich ihre Art. Nur wenige Tierarten sind so selbstlos.

Fakt 10: Fledermäuse sind treue Seelen

Fledermäuse pflegen soziale Langzeitbeziehungen mit Verwandten und Bekannten. Bei den Fledermäusen wird die Familie hochgehalten und die Freundschaften gepflegt, könnte man vermenschlichend sagen.

"Diese Ergebnisse werfen neues Licht auf den Zusammenhang zwischen komplexen Sozialstrukturen und kognitiven Fähigkeiten bei Tieren. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Entwicklung großer Gehirne bei einigen Säugetieren im Verlauf der Evolution nicht unbedingt mit hohen kognitiven Herausforderungen zur Aufrechterhaltung von sozialen Bindungen in komplexen Gesellschaften erklärt werden kann," so Prof. Dr. Gerald Kerth von der Universität Greifswald.

Wer sich für Fledermäuse oder Flughunde begeistern kann, wird hier fündig:

Wer etwas selber zum Schutz der Fledermäuse beitragen will, findet hier gute Tipps.

Quellen

  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Tiere in ihrem Lebensraum, Dröscher; Ravensburger, 1988 Berlin
  • Säugetiere, International Knowlwdge; Contmedia, 2008 Burg
  • Tiere, Dorling Kindersley, 2006 Starnberg
  • Warum Pandas Handstand machen, Brown; Ullstein, 2009 Berlin
Adele_Sansone, am 05.01.2015
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Bildquelle:
Mopsfledermaus,NABU/Gerhard Mäscher (Schutzräume für Fledermäuse ausbauen?)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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