Das System ist tot, es lebe das System!

Mit der "Occupy-Wall-Street"-Bewegung begann eine Welle von Protesten gegen allerlei monströse Ungerechtigkeiten in Zusammenhang mit der konstruierten "Wirtschaftskrise". Wenig später folgten weltweite Demonstrationen gegen den "Raubtierkapitalismus". Die Ziele sind und waren leicht auszumachen: Die Macht der Banken und natürlich der angeblich menschenverachtende Kapitalismus schweißten eine Allianz aus (zu recht) Empörten allerei Coleur zusammen..

Ironischerweise stellen sich die Auslöser für diese Protestbewegungen als teils völlig korrekt erkannt dar, wie etwa dieser "Welt"-Artikel über Kapitalismusgegner belegt:

"Den Menschen wird bewusst, dass sie in den jetzigen Systemen nicht frei sind, es ist eine Freiheitsbewegung", sagte ein Demonstrant in Frankfurt.

Auch die "Occupy-Wall-Street"-Protestler erregten sich über den institutionalisierten Betrug auf dem Rücken der Steuerzahler, über Bailouts und "Bankenrettungen", unfassbare Verschuldungen des Staates, die das Gros des Volkes in aussichtslose finanzielle Sklaverei verkaufte.

Welche Schlüsse ziehen aber die Protestler aus den empörenden Missständen? Hierbei bedarf es nur weniger intakter Gehirnzellen, um am liebsten den Kopf gegen die Wand zu schlagen:

"Man muss der Spekulation das Handwerk legen und die Finanzmärkte stark regulieren", forderte [DGB-Vorsitzender] Sommer.

oder

"Es geht gegen die Banken, gegen die finanziellen Machthaber im System, es geht darum, dass Profite vor den Menschen stehen", sagte der Sprecher der Bewegung "Occupy Frankfurt", Wolfram Siener, bei der Kundgebung vor der Europäischen Zentralbank in der Finanzmetropole Frankfurt.

Eventuell leben diese Menschen in einem Paralleluniversum. Denn auf dieser Welt sind die Reste an Kapitalismus, die fälschlicherweise als "Frei wütender Markt" bezeichnet werden, bis zum Gehtnichtmehr reguliert.

Da erkennt etwa "Occupy Frankfurt" sehr richtig:

"[...] dafür benötigen wir sich selbst beherrschende Menschen"

und stellt sich zwar gegen "die Abzocke der Gesellschaft durch die Banken, die Ausbeutung der großen Mehrheit, die Korruption unter Politikern, Managern und Bankern", will dies aber durch eine Reformation und Ausweitung des bestehenden Systems erreichen. Verbote, Regulierungen und natürlich neue Steuern (Anmerkung: Wie verblendet muss man eigentlich sein, um nicht zu erkennen, dass diese ohnehin wieder nur vom Konsumenten getragen werden, dem sie doch angeblich dienen sollten!) sollen den Weg in ein, Zitat: "Selbstbestimmtes Leben" führen.

Überhaupt liest sich der Forderungskatalog von "Occupy: Frankfurt" wie ein typisch links-naives Pamphlet, inklusive dem Blockbuster absurder Traumtänzerei namens: "Bedingungsloses Grundeinkommen" (ein Thema, dem sich der Autor noch in einem eigenen Artikel widmen wird). Die offensichtlichen Widersprüche innerhalb weniger Zeilen scheinen von den Anhängern des Überpapa-Staat-Modells entweder ignoriert oder - und dies wäre geradezu tragisch - gar nicht erst erkannt zu werden.

Gemäß des Mottos: "Alter Wein in neue Schläuche", wird an den Grundfesten des Systems nicht gerüttelt. Ganz im Gegenteil: Diese und zahlreiche andere sehr ähnlich gelagerte Bewegungen stellen sich in den Dienst eben jenes Systems, das kritisiert wird. Selbstverständlich lassen sich die Vasallen des Staates von Finanztransaktionssteuer, Regulierungen und etwaigen Ausweitungen der Bürokratie nur zu gerne "überzeugen". Schließlich dienen sie der Sache - und laufen somit diametral der Forderung nach Selbstbestimmung entgegen. In unserem System kann es keine Selbstbestimmung geben! 

Was die Protestteilnehmer anscheinend nicht verstehen, ist das Wechselwirkungsprinzip: Eine Aktion erzeugt eine Gegenreaktion. Wenn großzügig "kostenlose Bildung" oder "bedingungsloses Grundeinkommen" gefordert werden, fehlt freilich der Hinweis darauf, dass weder in der Natur, noch in der Wirtschaft oder Politik "gratis"-Aktionen möglich sind, für die niemand aufkommen muss. Gleiches gilt für allerlei neue Steuern (aktuell: Die "Reichen"-Steuer), die am Ende ohnehin nicht Derjenige bezahlt, der als Sündenbock auserkoren wurde, sondern der Mann und die Frau von der Straße.

Vielleicht sind derlei Überlegungen zu simpel, um verstanden zu werden. Wie sonst könnte man auf die groteske Idee verfallen, immer wieder den Bock zum Gärtner zu machen? Als wären Korruption, Bailouts oder Steuersklaverei nicht Produkt jener Entität, die doch bitteschön mit derlei Ungerechtigkeiten aufräumen möge.

Anstatt also gegen den Auslöser des Übels demonstrieren, werden einige seiner Vertreter bzw. die Profiteure als alleinige Schuldige erkannt, ganz so, als würfe man einer Straßengang nicht ihren Hang zur Kriminalität vor, sondern kritisierte, dass der Anführer einem unsympathisch sei und doch bitte abgelöst werden möge.

Gegenentwürfe zum System werden interessanterweise nicht nur von seinen Erfüllungsgehilfen und Profiteuren, sondern auch von Kritikern wie den "occupy"-Bewegungen rundum abgelehnt. Wer sich aber weigert, die tatsächlichen Ursachen von Problemen zu erkennen und alternative Entwürfe zum Moloch reflexartig abschmettert, sollte sich nicht wundern, wenn die Probleme immer schlimmer werden, anstatt einer Lösung zu harren.

Der Autor dieses Artikels hat nur eine einzige, schlichte Forderung an die globalen "Occupussys": Denkt nach! Folgt nicht absurden Heilversprechungen oder dem Getrampel zahlreicher Füße. Setzt euch hin und überlegt, wieso ein System, das Millionen Menschen tötete und tötet, sie in Gefängnisse wirft, obwohl sie niemandem Leid zufügten, das auf Lügen und Propaganda errichtet wurde, das Milliarden Menschen ausbeutet und ausschließlich von Zwang und Gewalt angetrieben wird, für "Gerechtigkeit" sorgen soll. Wenn ihr dann noch von dessen Legitimität und Notwendigkeit überzeugt seid, haben wir wahrlich nichts Besseres verdient.

Autor seit 14 Jahren
815 Seiten
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