Wenn Angst Politik bestimmt
Donald Trump wird der 45. US-Präsident. Im Wahlkampf setzte der exzentische Milliardär auf die manipulative Kraft der Angst. Bestimmt diese Strategie auch seine künftige Politik?Trump hat gut gelernt
Es ist kein Zufall, dass mit Wilders und Farange zwei ausgewiesene Populisten die ersten Gratulanten von Trump waren. Haben sie doch bewiesen, wie erfolgreich der Faktor Angst in der Politik eingesetzt werden kann. Als nächste werden die Regierungschefs von Ungarn und Polen den amerikanischen Populisten anrufen. Und in Deutschland freuen sich die Berufspopulisten der AfD sicherlich heimlich, denn auch sie beherrschen das Spiel mit der Angst perfekt.
Denn die Anfänge liegen in Europa, und damit meine ich nicht den kleinen Österreicher, der in Deutschland eine Diktatur errichtete. Nein, der Brexit ist ein Paradebeispiel für das erfolgreiche Vermischen von Angst, Demagogie und Halbwahrheiten, die medial so plaziert wurden, dass sie die Wähler in die gewünschte Richtung manipulierten.
In Ungarn und Polen gewannen rechte Popuilisten Parlamentswahlen mit absoluter Mehrheit und bedienten sich der gleichen Instrumente. Angst als starker manipulativer Faktor etabliert sich als legitimes und zunehmend akzeptiertes Mittel in der Politik. Das mag man gut finden oder auch nicht, doch als erfolgreiches Mittel wird es auch zukünftig eingesetzt werden. Die CSU warnt heute schon vor Rot-Rot-Grün und betreibt damit Angst.
Und wie weiter?
Gewöhnen wir uns daran, dass eine sachliche Diskussion um die besten Lösungen, ein konstruktiver Streit zwischen den Parteien und politischen Lagern der Vergangenheit angehört? Akzeptieren wir als Wähler eine Mischung aus Manipulation, Angst- und Panikmache und Halbwahrheiten, mit denen wir an die Wahlurne geführt werden und so abstimmen, wie es die Regisseure dieser schmutzigen Polit-Real-Satire wünschen?
Denn so wie die Amerikaner Trump gewählt haben, wie Deutsche die AfD in Parlamente gewählt haben und wie in Europa die Angst als legitimes Mittel politischen Handelns akzeptiert wird, so wollen es die Mehrheit der Wähler auch. Denn sie schaffen mit ihrer Stimmabgabe die realen Fakten.
Doch packen wir diese Manipulation mal in den Gesamtzusammenhang der heutigen Welt. Terror im Nahen Osten, Anschlagsgefahr in Europa, eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und China, ein erstarkendes Iran... Konflikte und Konfrontation überall auf der Welt, die sich nur schwer in wenige Worte fassen lassen. Unsicherheit ist damit bei vielen Menschen vorprogrammiert, wo sind die Haltegriffe in dieser Situation, was bietet noch emotionale Geborgenheit in einer Welt zunehmender verbaler, emotionaler und körperlicher Gewalt? Auf diese Fragen fanden die "etablierten" Parteien und Politiker bisher keine Antwort. Sie konnten die Menschen nicht mehr mitnehmen und ebneten damit den Weg für Populisten a la Trump.
Wie sieht eine Alternative aus?
Es ist eine Mammutaufgabe, doch sie bleibt alternativlos. Im Gespräch bleiben, für komplizierte Fragen nachhaltige Lösungen finden, Vereinen statt Trennen...
Denn Angst ist ein schlechter Begleiter, sie ist ein starkes Gefühl, das jetzt auch positiv genutzt werden kann. Sehen wir das Ergebnis der Wahl mal als eine Talsohle, in der wir uns jetzt befinden. Wir haben Angst vor Trump, der als unberechenbar gilt. Und nun? Nehmen wir den Status Quo erst mal als gegeben hin, was anderes bleibt uns ja auch gar nicht übrig.
Trump hat im Wahlkampf die USA vor sich her getrieben. Doch er könnte zum Getriebenen werden, wenn seine Unterstützer merken, dass er seine Versprechen nicht halten kann. Angst als Motivation ist eine machbare Alternative, denn Trump wird als der bald mächtigste Populist der Welt scheitern. Er wird die Diskrepanz zwischen einer Welle des Populismus und realer Politik nicht aushalten.
Beobachten wir erst mal, wie er diesen Spagat hin bekommt.Denn auch unsere Angst wird sich relativieren.
In zwei Jahren kann sich bei den US Kongresswahlen übrigens auch eine völlig neue Situation ergeben, ein republikanischer Präsident gegen einen demokratischen Kongress. Und dann wird um Lösungen und Kompromisse gerungen werden müssen.
Bis dahin sollten wir unsere Angst als Motivation auf dem Weg in eine bessere Zukunft nutzen. Und mal überlegen, welche Populisten wir in Deutschland 2017 an die Fleischtöpfe der Macht wählen.
Denn nicht nur Trump spielt mit der Angst, auch Afd, CSU und andere in Deutschland. Und wohin das führt, dafür sind die USA ein Lehrbeispiel.
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