Wer erfand das Telefon?
Die Urheberschaft des Telefons sollte man doch ganz einfach klären können. Schließlich wird dieses Gerät heute überall genutzt. Oder nicht?Erfinder gibt es viele, doch wer war es?
Spontan werden die meisten mit "Graham Bell" antworten, schließlich ist er einer der bekanntesten Anwärter auf den Titel "Erfinder des Telefons". Dennoch ist es nicht so einfach. Wie so oft gab es in der "Zeit der großen Erfindungen" vielerorts parallele Entwicklungen. Daher sollten wir der Reihe nach vorgehen und dabei auch ein wenig die zugrunde liegende Technik betrachten.
So kann man sich wahrscheinlich das beste Bild der Situation machen.
Altes Telefon (Bild: Pixabay)
Wikipedia über "Wer erfand das Telefon?"
Ein kurzer Ausflug in die Technik
Grundlage für die Erfindung des Telefons, wie wir es heute kennen, war die Entdeckung und zumindest teilweise Beherrschung des elektrischen Stroms, genauer, Gleichspannung und Wechselspannung, da beide Spannungsarten beim klassischen Telefon für unterschiedliche Zwecke genutzt werden.
Diese Vorarbeit hatten unseren infrage kommenden Erfinder diverse Kollegen bereits abgenommen. Ein wesentlicher Schwerpunkt wurde 1837 durch den Kunstmaler und Professor für Malerei und Bildhauerei Samuel F. B. Morse gesetzt, der den Telegraf erfand. Mit diesem Gerät konnte man bereits lange vor dem Telefon mithilfe elektrischen Stromes Texte über lange Kabelverbindungen übertragen. Die ersten Geräte nutzten einen an einer Staffelei aufgehangenen Pinsel, der mit einem Elektromagneten bewegt wurde.
Morse erfand zur Textübermittlung gleich den nach ihm benannten Morsecode mit.
Die Telegrafie setzt, wie das Telefon, auf eine Informationsübertragung mittels Gleichspannung. Dieses Prinzip begrenzt die grundsätzliche Reichweite, da Gleichspannung viel anfälliger für den Widerstand der Kabelverbindung ist, als z.B. Wechselspannung. Dennoch war der Einsatz von Gleichspannung naheliegend, da Wechselspannung erst viel später erforscht und eingesetzt werden konnte.
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"Wer erfand das Telefon?" - Eine Hitliste
Wie beschreiben, gibt es mehrere Anwärter auf den Titel "Erfinder des Telefons". Vorarbeiten wurden von Morse, dem deutschen Mathematiker Gaus und dem Physiker Weber geleistet.
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1860:
Antonio Meucci baut für seine Frau ein Telefon, da diese krankheitsbedingt ihr Bett nicht verlassen kann. Das Gerät wird 1860 öffentlich in New York vorgestellt und 1871 zum Patent vorgemerkt. Auf ihm fehlen jedoch die finanziellen Mittel, das Patent endgültig anzumelden und muss aus wirtschaftlichen Gründen Prototypen verkaufen. Einer davon geht über Umwege an Graham Bell. - 1861:
Der deutsche Physiker und Erfinder Reis baut ein sehr weit ausgereiftes Telefon, das bereits 1863 alle Eigenschaften moderner Fernsprecher hat und praxistauglich ist. Er verkauft Einzelstücke in alle Welt, wo er Anerkennung ernten kann. Nur der Kreis deutscher Wissenschaftler ist sehr skeptisch, was im letztlich den wirtschaftlichen Erfolg verwehrt. Muster seiner Arbeit gelangen auch an Graham Bell. Auf seine Arbeit geht auch das Wort "Telefon", damals noch mit PH geschrieben, zurück. -
1864:
Innocenzo Manzetti verbessert seine Version eines Telegrafen so, dass er menschliche Sprache über einige Hundert Meter übertragen kann. Ihm fehlen allerdings die Mittel, das nach einer Weile recht weit entwickelte und auch auf größere Distanzen einsetzbare Gerät patentieren und verbreiten zu lassen. -
1875:
Elisha Gray, der bereits verschiedene Telegrafenapparate entwickelt hatte, reicht 1876 ein Patent zur elektrischen Übertragung von Tönen ein. Dieses wird im verwehrt, da sein Hauptkonkurrent, Graham Bell, ein vergleichbares Patent nur zwei Stunden vor eingereicht hatte. Den folgenden Rechtsstreit konnte er nicht für sich entscheiden. Er war Mitbegründer der Western Electric Company, die lange im Telefonbau marktführend war. Die Bezeichnung "Western-Stecker" für die diversen RJ-Steckverbinder gehen auf diesen Hersteller zurück. -
1876:
Alexander Graham Bell erhält das angesprochene Patent zuerkannt. Mit diesem Patent und den Arbeiten an den Mustern von Meucci, Reis und Gray gelingt es ihm als Erster, ein Telefon in massentauglicher Serie zu produzieren.
Und, wer erfand das Telefon denn nun?
Letztlich erfolgreich war Graham Bell, keine Frage. Den tatsächlichen Ruhm eines ersten funktionalen Telefonsystems dürften sich allerdings Reis und Meucci teilen können.
Bell war durch seine geschickte Geschäfts- und Informationspolitik in der Lage sich wirtschaftlich durchzusetzen und konnte so im Rahmen seiner PR sich als Erfinder des Telefons feiern. Historisch betrachtet, ist dies jedoch eher unrichtig.
Dieses Phänomen ist jedoch typisch für die Zeit der großen Erfindungen. Erstaunliche Parallelen finden sich später im sogenannten Stromkrieg zwischen Edison und Tesla, bei dem es um die Frage ob man auf Wechselspannung oder Gleichspannung bei der Stromversorgung einer Stadt setzen sollte.
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Noch ein kleiner Nachschlag Telefon - Technik
Bildquelle: Wikipedia
Bei den vorgestellten Telefon-Apparaten handelte es sich um Geräte, die prinzipiell mit der gleichen Technik auch heute noch eingesetzt werden können. Allerdings mit kleinen Unterschieden. So waren die ersten Telefone nicht für den sogenannten Selbstwählfernsprechdienst vorgesehen - diesen gab es noch gar nicht. Die ersten Telefone bestanden nur aus dem Hörer, einer zumeist am Gerät fest montierten Sprechmuschel sowie einer Glocke und einer Kurbel. Jedes Telefon war wie heute einem Anschluss in der Vermittlung zugeordnet. Allerdings erfolgte die Gesprächsvermittlung nicht automatisch, sondern nur manuell durch einen Telefonisten, zumeist Telefonistin. Daher auch das geflügelte Wort vom "Fräulein vom Amt".
Um ein Telefongespräch zu führen, drehte man die Kurbel und hielt sich den Hörer ans Ohr. Das Fräulein vom Amt sah den Verbindungswunsch und schaltete sich auf die Leitung. Sie fragte dann nach dem gewünschten Teilnehmer und steckte per direktem Kabel eine Verbindung von Teilnehmer zu Teilnehmer (oder zur nächsten Vermittlung, wenn das Gespräch nicht direkt innerhalb des Vermittlungsplatzes schaltbar war)
Analog wurde der Angerufene von der Vermittlung per Kurbel informiert, dass ein Gespräch anstand. Das Drehen der Kurbel induziert eine Wechselspannung von etwa 60 Volt auf die Leitung, die die Glocke schlagen lässt. Das Gespräch läuft mit Gleichspannung zwischen 1 und 6 Volt. Auf der Vermittlungsseite wurde durch die Kurbel neben der Glocke (zumeist ausgeschaltet) eine sogenannte Fallklappe am jeweiligen Anschluss betätigt, die ein einem Fensterchen sichtbar war. So hatten die klingelnden Anschlüsse quasi ein weißes Fähnchen.
Diese Technik wird heute noch so in Feldvermittlungen in militärischen Bereichen sowie im Katastrophenschutz eingesetzt. Die Technik ist simpel und extrem robust gegenüber äußeren Einflüssen, da sie frei jeglicher Elektronik ist. Diese Telefontechnik kann im Gegensatz zu DSL, ISDN & Co. durchaus auch einem elektromagnetischem Impuls einer Kernwaffe widerstehen.
Über den Autor dieses Artikels: Peter Dreuw
Bildquelle:
kendoman26 / Flickr
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