Die Axt im Haus erspart den Zimmermann - Schiller und sein Wilhelm Tell

Friedrich Schiller

 

 

Bevor ich ein wenig in die Tiefe gehe, hier ein paar Beispiele, wie Sprichwörter entstehen.

Der "Meister aller Sprichwörter", jedenfalls nach meine Ansicht, ist Friedrich Schiller. Im Wilhelm Tell lässt er seine Helden ununterbrochen Sprichwörter von sich geben. Waren die aber vorher schon Sprichwörter oder erst nach der Aufführung seiner Stücke?

 

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Hier ein paar Statements aus Wilhelm Tell, die es zu Sprichwörtern geschafft haben.

- Die Axt im Haus erspart den Zimmermann

- Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt

- Der kluge Mann baut vor

- Früh übt sich, wer ein Meister werden will

- Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt

Hochmut kommt vor dem Fall - Die Bibel als Sprichwörter-Datenbank

GutenbergbibelEs gibt einige verschiedene Definitionen zum Sprichwort.

Zum Beispiel diese: "Ein Sprichwort ist ein allgemein bekannter, fest geprägter Satz, der eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrückt." Wiki

 

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Bücher, die viele Millionen Menschen lesen oder gelesen haben sind hervorragende Transportmittel für Sprichworte. Die Bibel, wohl das meistgelesene Buch der westlichen Welt, enthält eine Menge an "allgemein bekannten, fest geprägten Lebensregeln oder Weisheiten".

Die Bibel ist ja ein Buch der Lebensregeln. Ein paar Beispiele gefällig?

- Mir geht ein Licht auf

- Einigkeit macht stark

- Wer suchet, der findet

- Hände in Unschuld waschen

- David gegen Goliath

- Asche auf's Haupt

- Hochmut kommt vor dem Fall

- Die Spreu vom Weizen trennen

Das könnte jetzt eine lange Zeit so weitergehen. Wen sie noch ein paar lesen wollen, dann schauen sie mal HIER

Das Ewig - Weibliche - Goethe und Faust

 

Goethe

 

Wenn schon Schiller Sprichwörter "erfunden" hat, wie viele verdanken wir dann erst Herrn Goethe?

Allein aus den Werken dieser beiden Herren können sie verfolgen, wie Sprichwörter entstehen.

Ein paar Beispiele von Johann Wolfgang von Goethe

 

 

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- Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis

- Da steh ich nun ich armer Tor..

- Das ist der Weisheit letzter Schluss, nur der verdient sich Freiheit... (Faust)

- Das Ewig Weibliche zieht uns hinan

- Die Botschaft hör 'ich wohl, allein es fehlt der Glaube

Weitere kennen sie sicher oder?

Da steht der Faust vor uns in seiner archetypischen Pose und wir erliegen der Sprachgewalt des Poeten und übernehmen seine Sätze in unseren Sprachschatz. Fertig ist das Sprichwort.

Hier das Original, das zum Sprichwort führt. Aus Faust, zweiter Teil:

"Alles Vergängliche

Ist nur ein Gleichnis;

Das Unzulängliche,

Hier wirds Ereignis;

Das Unbeschreibliche, 

Hier ist es getan;

Das Ewig-Weibliche

Zieht uns hinan."

 

Jetzt wird es spannend!

Warum lieben wir die Sprichwörter?

Weil Sprichwörter mehr als Information sind, sie sind auch Exformation! Besser gesagt, sie haben Exformation. Exformation ist, ein wenig vereinfacht, die Tiefe einer Information, ihr Sinngehalt, der nicht in den Wörtern transportiert wird, sondern sozusagen zwischen den Zeilen.

Exformationen sind nur im Kontext einer Kultur verständlich. Je mehr Assoziationen und Bilder in uns entstehen, desto höher der Exformationsgehalt. Mit einem Sprichwort können wir in sehr kurzer Form Assoziationen übertragen, ohne Lang und Breit erklären zu müssen.

Wenn wir zum Beispiel sagen: Sich "Asche auf`s Haupt" streuen, so ist der reine Informationsgehalt sehr gering, wenn sie den Kontext nicht kennen. Was soll das bedeuten?

Sinn und Bedeutung erhält dieses Sprichwort durch die Tiefe der Information, die Exformation. Wir müssen einiges Wissen, um diese Aussage zu verstehen. Wenn wir sie im Kontext der Bibel verstehen, dann erhalten wir eine große Menge an Bildern und Assoziationen, ohne viele Worte zu gebrauchen. Also, ohne Exformation ist diese Botschaft unverständlich.

Alles klar?

Noch ein Beispiel, um das zu verdeutlichen.

Sie sitzen gemütlich mit Freunden in einem Lokal und alle haben ihr Essen bestellt. Eine Servierkraft kommt mit vielen Teller zum Tisch und sie sagen: "Ich bin die Nudelsuppe"!

Keiner lacht, aber der Kellner versteht und gibt ihnen die Suppe. Ohne Exformation, also das "Hintergrundwissen" eine völlig blödsinnige Äußerung.

So ist es auch mit den Sprichwörtern!

 

 

Sprichwörter erfinden!

Ach so! Jetzt hätte ich es ja fast vergessen!

Also, schreiben sie einfach einen wirklichen Bestseller, so etwas wie die Bibel oder den Faust, auch Wilhelm Tell ähnliches würde sich eignen! Heutzutage vielleicht auch ein Youtube Video wie das mit dem Gangnam Style. Bei 1 Milliarde Aufrufen wird schon das Eine oder Andere hängenbleiben.

Musik ist immer gut. Sie kennen doch  "i can't get no..". Hat schon fast den Weg zum Sprichwort erreicht.

 

Nur Mut!

bernd49, am 28.01.2013
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Autor seit 15 Jahren
136 Seiten
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