Der Kräuterbuschen und was die heilige Maria mit einem heidnischen Brauch zu tun hat

Heilkräuter als Opfergabe sind schon aus vorchristlicher Zeit bekannt. Die christlichen Missionare sahen in dem rituellen Verwenden und Verbrennen der Heilkräuter jedoch "heidnisches Hexenwerk". So bediente man sich einer List: Die Legende von Maria Himmelfahrt wurde dahingehend erweitert, als dass man sich erzählte, dass es aus dem leeren Grab der Gottesmutter nach Rosen, Kräutern und Blüten duftete, nachdem Maria das Grab verlassen und in den Himmel aufgestiegen war. Das Sammeln von Kräutern und das Binden eines Kräuterbuschens (oder Kräuterboschens) war somit legitimiert und auch zeitlich passte das ganz gut, denn diese Kräuterbuschen werden sowieso ab etwa Maria Himmelfahrt gebunden, weil zu dieser Zeit die Heilkräfte der Kräuter am Stärksten sind.

Wie viele Kräuter sind im Kräuterbuschen?

Was die Anzahl der verwendeten Kräuter betrifft, so fand man auch hier wunderbare Verbindungen zur christlichen Zahlenmystik. 7 bis 99 verschiedene Kräuter soll er beinhalten:

  • 7 Kräuter: Die 7 steht für die Anzahl der Schöpfungstage
  • 9 Kräuter: 3 mal die heilige Dreifaltigkeit
  • 12 Kräuter: eines für jeden Apostel
  • 24 Kräuter: eines für jeden Apostel und für jeden Stamm Israels
  • 99 Kräuter: 33 mal die heilige Dreifaltigkeit. Mehr heilige Dreifaltigkeit geht nicht.

 

Welche Kräuter gehören in den Kräuterbuschen?

Traditionell gehört in die Mitte eines jeden Kräuterbuschens eine Königskerze oder manchmal auch Marienkerze genannt. Sie steht in der Mitte des Buschens und wird bei Erkältungen und in Kräuterteemischungen verwendet. Außen herum werden dann die anderen Kräuter gebunden.

Das können beispielsweise sein:

  • Pfefferminze
  • Thymian
  • Tausendgüldenkraut
  • Wegwarte
  • Arnika
  • Rosmarin
  • Salbei
  • Beifuß
  • Frauenmantel
  • Kamille
  • Johanniskraut
  • Schafgarbe
  • Baldrian
  • .... und alle denkbaren anderen (heimischen) Kräuter. Und alles das, was man gerne um sich hat, was einem persönlich hilft und was man gerne selbst verwendet und im Winter braucht.

Interessantes zum Kräuterbuschen

  • Der Kräuterbuschen dient dazu, dass genügend Kräuter gesammelt werden, um den Winter zu überbrücken, wenn keine frischen Pflanzen geerntet werden können
  • Es müssen nicht ausschließlich Heilkräuter enthalten sein, auch Küchenkräuter und Kräuter zum Räuchern haben ihre Berechtigung im Strauß und werden im Winter gerne verwendet
  • Um die Nähe zu Maria und zur christlichen Kirche zu demonstrieren, wird üblicherweise der Buschen am Abend vor Maria Himmelfahrt gebunden, um dann am nächsten Tag geweiht zu werden. Der geweihte Strauß wird im Haus dann traditionell im "Herrgottswinkel" aufgehängt, also dort, wo auch die Marien- und Heiligenbildchen stehen.
  • Natürlich ist der Kräuterbuschen auch ohne Verbindung zu Maria eine tolle Möglichkeit, Kräuter haltbar zu machen (trocknen), damit man im Winter davon zehren kann.
Sonja, am 15.10.2017
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