Wie Neu-Gier mich krank machte

Ja, ich war auch auf der Jagd, auf der Pirsch nach immer mehr. Ich wollte nicht akzeptieren, weniger ist manchmal mehr. Nein, ich war lange nicht zufrieden mit dem, was ich hatte. Und wohin führte es mich? Wer nicht achtet, was er hat, wer nicht auch mal innehält, wer sich nicht auch mal treiben lässt und gelassen durch das Leben zieht, wird irgendwann seine aufgebrauchten Akkus spüren. Nur -- das Irgendwann ist dann zu spät.

Neu-Gier besteht aus zwei Worten, Neu und Gier, die Gier auf das Neue. Und Gier bedeutet eben auch eine Hatz ohne Pause. Gier bedeutet eine unaufhörliche Tour nach mehr Kick. Diese Gier führte mich auf einen Weg, der mich zunehmend unruhiger, aufgeregter und weniger aufnahmefähig für das Schöne in meinem Leben machte. Gier bedeutete für mich ein Nicht -Wahrnehmen meines Lebens, eine rasante Tour auf dem Highway, ohne die kleinen Schönheiten am Wegesrand zu sehen. Adrenalinschübe en masse und immer auf der Überholspur des Lebens, geile Sache, nur leider mehr ein Scheinbild ohne Tiefe.

Und was war die Folge? Ja, es kam der Point of No Returne, der Riss im Leben, der brutale Absturz. Keine Adrenalinschübe mehr, dafür eine dunkle, schwarze Leere und eine tiefe Einsamkeit. Denn irgendwann war die Neu-Gier aufgebraucht, meine Aufnahmefähigkeit erreicht und mein Leben erschien mir nur noch als eine Farce.

Nur weiß ich heute auch, eine Änderung meines Lebens war nur durch diesen Point of no Return möglich, hier war der Absprung in ein, in mein neues Leben erst möglich. Erst hier, tief unten, in den Niederungen der dunklen schwarzen Emotionen, war ich fähig zu erkennen, was mich ausmacht, was mein Leben ausmacht. Und ich war fähig, etwas zu VERÄNDERN in meinem Leben. Ich war ganz langsam, auf einem langen Weg, der bis heute andauert, in der Lage, die kleinen Schönheiten des Lebens zu erkennen und für mich anzunehmen.

Ich musste erkennen, nicht alles, was der Mainstream als normal ansieht, passte für mich.

Ich musste erkennen, ICH bin MIR etwas wert und habe das Recht, mich zu hegen & zu pflegen.

Ich musste erkennen, es gibt ein Leben für mich außerhalb der Schubladen, in denen ich vorher von Anderen gesteckt wurde.

Und was machte diese Erkenntnis mit mir? Sie führte mich in das Leben, das zu mir passt, in dem ich mit mir im Einklang lebe und das tue, was ich aus mir heraus, aus meinem Unbewussten möchte.

Heute bin ich immer noch neu-gierig auf das Leben, nur ich bin es bewusster, achtsamer und behutsamer mit mir selber. Die Aufmerksamkeit ist intensiver und geht tiefer, mein Leben verläuft gelassener. Und Gelassenheit kommt von LASSEN, von fließen lassen, von gehen lassen.

Ja, Neu-Gier ist eine tolle Sache, sie bereichert das Leben. Noch mehr bedeutet sie jedoch in Kombination mit innerer Ruhe, dem Achten der eigenen Grenzen und einem behutsamen Umgang mit sich selber und Anderen. Für mich wirkt sie in dieser Einbettung noch viel intensiver.

 

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Ich bin Systemischer Coach in Berlin und coache auch aus meinen Lebenserfahrungen heraus.

https://www.angstberatung-berlin.de/

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