Wie viel Angst darf es sein?
Angst als Bestandteil der Führungskultur existiert auch heute noch. Doch sie ist kontraproduktiv und wirkt lähmend.Lähmen oder Motivieren?
"Starr vor Angst", jeder von Ihnen kennt diesen Ausspruch. Angst lähmt, sie blockiert Kreativität und mindert, wenn sie dauerhaft erlebt wird, massiv das eigene Selbstbewusstsein.
Angst kann auch motivieren,ungeahnte Kräfte freisetzen und zu Höchstleistungen führen. Doch viel häufiger führt lang anhaltende Angst in Resignation, innere Emigration und, medizinisch gesehen, in Depression.
Angst als Mittel der Mitarbeiterführung ist, ganz klar gesagt, untauglich und schadet schon mittelfristig betrachtet der nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens. Es ist einfach kontraproduktiv, auf der einen Seite in einem hart umkämpften Markt auf die Soft Skills der Mitarbeiter zu setzen, auf deren Kreativität und Ideen, und auf der anderen Seite mit einer extrem restriktiven Führung genau diese Soft Skills zu unterdrücken.
Motivation und Angst schließen sich aus, Angst wird fast immer lähmend wirken.
Die Alternative
Schon in der Erziehung der Heranwachsenden sollte Angst keine Rolle spielen. Vertrauen, Motivation, spielerische Leichtigkeit, Freude und Spaß sind deutlich bessere Begleiter auf dem Weg ins Leben. Und im späteren Berufsleben? Auch hier sind spielerische Leichtigkeit, ein achtsames Miteinander und eine zielgerichtete Förderung von Talenten produktiver als alle Maßnahmen der Unterdrückung, von denen das Schüren von Angst die Gefährlichste ist.
Nun ist Angst und auch ihre Entstehung nicht immer klar erkennbar. Missverständnisse gehören zum Leben, atmosphärische Störungen zwischen Sender und Empfänger können passieren. Das Zauberwort heißt in diesem Fall Kommunikation. Oft lassen sich in einem ruhigen Gespräch solche Differenzen klären, ehe sie weiteren Schaden verursachen können. Und auch Vorgesetzte sind offener für ehrliche Hinweise, als so mancher Mitarbeiter glaubt.
Coaching und Beratung
Inhouse Seminare, externes Coaching auch für Führungskräfte sowie Wissensvermittlung direkt am Arbeitsplatz sind heute zunehmend Normalität. Gerade kleine und mittlere Unternehmen investieren heute in die Qualifizierung ihres Personals auf dem Gebiet der Soft Skills. Entspannungstraining ist dabei ebenso gefragt wie Techniken der nachhaltigen Konfliktlösung oder der Selbstmotivation. Dabei setzen die Firmen auf qualifizierte Berater, die oft in kurzen Blockseminaren direkt vor Ort in den Produktionshallen auftreten. Eine Nachbearbeitung des vermittelten Wissens durch Abfragen von Feedback und Gesprächen mit Verantwortlichen ist dabei heute schon selbstverständlich. Hier stellt sich die Frage "Wie viel Angst darf es sein?" gar nicht. Hier zählt die Weiterentwicklung von Teams und das gemeinsame Arbeiten. Dabei müssen gebuchte Coaches nicht mal teuer sein und können, wenn sie ihren Job nicht nur für Geld ausüben, sogar Spaß und Auflockerung einbringen.
Was tun bei einem permanenten Klima der Angst?
Kein Mensch muss Angst dauerhaft aushalten. Und ein Arbeitsvertrag kann aufgelöst werden. Klare Antwort, ehe eine im Beruf gespürte Angst zu schweren psychischen Schäden führt, ist ein Wechsel zu einer anderen Firma zu empfehlen. Denn Angst wird nicht in kleinen Häppchen serviert. Dauerhafte Angstzustände zählen als psychische Erkrankungen und kosten volkswirtschaftlich jedes Jahr Milliarden.
Und: jeder ist für sich verantwortlich. Seien Sie ruhig ein wenig egoistisch, denn hier geht es um Ihre Gesundheit. Und die gibt Ihnen kein Chef wieder. Und es gibt auch in Ihrer Branche Unternehmen, in den Angst kein Bestandteil der Unternehmenskultur ist.
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