Die Beatles in Rishikesh

Die Beatles sind zum Teil sehr schnell wieder abgereist, denn der Maharishi Yogi entpuppte sich nicht als der wahre Überbringer des Heils. Der Inder, der die Meditationstechnik der transzendentalen Meditation (TM) gründete, war durchaus sehr geschäftstüchtig. So wollte er an dem neuen Album mit 25 % beteiligt werden, was die Beatles dankend ablehnten.

Auf ihre Musik wirkte sich der Indienaufenthalt auf jeden Fall aus. So widmete John Lennon dem Guru den Song Sexie Sadie, in dem er die Sexabenteuer des Meisters verarbeitete. Das Weiße Album entstand zum großen Teil bei ihrem Aufenthalt in Rishikesh. George Harrison lebte seine spirituelle Kraft später in der Hare Krishna Bewegung aus.

TM und das Yogische Fliegen im Kloster Marienberg

Die Sekte Transzendentale Meditation sorgte in meiner Heimatstadt Boppard 1981 für große Aufregung, als sie das urkatholische Ursulinenkloster Marienberg über einen Mittelsmann aufkauften, um es in ein Meditationszentrum umzuwandeln. Man stelle sich vor, der Marienberg für uns katholischer Kindergarten, Realschule und Internat wird plötzlich von entspannten Sandalenträgern bewohnt, die vorgeben gegen Gebühr in die Lehre des Fliegens einzuführen. Ich kann mich noch an die heiße Diskussion mit den Bopparder Bürgern im Gemeindesaal des Römers erinnern.

Fortan sahen wir viele Schüler seltsam entrückt in den Rheinanlagen wandeln. Die Kurse waren hochpreisig und kostenpflichtig. Als Zusatz konnte man in das Yogische Fliegen eingewiesen werden, das heißt, im höheren Bewusstseinsstadium in einen Schwebezustand gelangen, was ich leider nie zu sehen bekam.

Für den Fortbestand der Bausubstanz des Klosters wäre die TM sicher das Beste gewesen, das Gebäude wäre renoviert und gepflegt worden. Im Jahre 1984 verließen TM für die Bopparder in einer Nacht- und Nebelaktion die Stätte. Seitdem ist das Kloster durch viele Hände gegangen und verfällt vor sich hin.

Die Hippies und ihren Einfluss auf die Spritualität

Seit den 60ern jedenfalls kam die östliche Mentalität auch in unsere Breitengrade und mit ihr die Yogakurse, die Meditation, das Interesse für Buddhismus und Hinduismus. Neben dem exotischen Reiz der Religionen wirken so manche Inhalte für uns sehr interessant wie die Friedfertigkeit des Buddhismus, das Verbot des Tötens.

Woodstock, 1970 (Bild: 9342903)

Diese Religion wurde nicht mit Gewalt und durch Kriege verbreitet. Oder das Thema Wiedergeburt, dass man für seine Taten im Leben bezahlen muss und vielleicht im nächsten Leben als Wurm wieder geboren wird. Der Wegfall des alten Glaubens führt zu einer inneren Lehre und zur Suche nach etwas Neuem. Auch nicht christliche Menschen sind auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. So werden die Inhalte verschiedener religiöser Richtungen gerne vermischt. Wir nehmen an, was uns gefällt und eine neue bunte Mischung entsteht.

Auf der Sinnsuche gab es in den Jahren viele seltsame Kurse und Erscheinungsformen. Die Suche nach Strukturen führte zu einem wahren Sektenboom, da Jugendliche auch auf der Straße angeworben wurden. Ich kann mich erinnern, dass die Hare Krishna-Bewergung in ihren orangefarbenen Gewändern kostenlose Bücher in den Fußgängerzonen verteilte. Auf Musikfestivals versorgten sie die feiernde Gemeinde mit kostenlosen, vegetarischen Reisgerichten. So mancher wurde dem Guru gerade zu hörig.

Die Entstehung eines neuen Guru - ein Selbstversuch von Vikram Gandhi

Der Regisseur Vikram Gandhi wunderte sich über die Invasion der neuen Gurus in den USA und die Bereitwilligkeit der Gläubigen. Er machte einen Selbstversuch und mutierte zum Guru, um herauszufinden, wie das Prinzip der Nachfolgerschaft funktioniert. Er nahm einen indischem Akzent an. Mit langen Haaren, wallendem Gewand und Vollbart verkündete er seine Lehren und gab Yogakurse. In kurzer Zeit erreichte er eine ihm folgende Fangemeinde, die ihm alle Worte von den Lippen ablas und selbst von Sprüchen wie "Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet." nicht abgeschreckt wurde.

Menschen aus allen Gesellschaftsschichten folgten ihm, um Antworten auf ihre individuelle Lebenssituation zu finden. Viele waren in schwierigen Verhältnissen und suchten Lösungen für ihre Probleme. Als er auf dem Höhepunkt seine Popularität ist, rasiert er sich, zieht normale Gewänder an und offenbart sich seinen Jüngern. Die sehenswerte Dokumentation zeigt, wie einfach es ist, Menschen zu beeinflussen und auszunutzen. Sie ist witzig und spannend, aber auch erschreckend.

Der Trailer zum Film Kumare

Was macht einen wahren Guru aus?

Ein Guru ist nach den indischen Lehren ein spiritueller Meister, der die höchste Ebene des Gottesbewusstseins erreicht hat. Er gibt seine Kenntnisse an seine Schüler weiter und hilft ihnen bei der Verwirklichung ihres Ziels, das Nirvana zu erreichen. Keinesfalls nutzt er die Schüler aus, denn er ist für sie verantwortlich. In Indien hat man seinen Guru ein Leben lang. Er wird angesprochen bei wichtigen Entscheidungen und Fragen.

Jeder, der die einzige Wahrheit verspricht, ist ein Scharlatan. Eine gesunde Skepsis ist bei allen Lehren immer angebracht. Es ist erstaunlich, wie leicht sich manche Menschen mittelalterlichen Werten unterwerfen, die sie bei uns vehement ablehnen würden, wie z.B. dass das Begriffsvermögen einer Frau dem des Mannes stets unterlegen ist. Noch heute leben viele falsche Gurus in und außerhalb Indiens von der Leichtgläubigkeit der Westler.

Harmlosere Versionen dienen den Touristen für ein paar Rupees als hübsches Fotomotiv.

mein freundlicher Guru

mein freundlicher Guru (Bild: Reisefieber)

Quellennachweis Beatles:

Wer mehr über die Beatles in Rishikesh erfahren möchte, wird auf der Seite Vendanta Yoga des Yogalehrers Narada fündig. Die Seite informiert auch über die bedenkliche Seite der Hare Krishna Bewegung.

Reisefieber, am 24.05.2014
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