Die Autorin

Die Autorin Michaela Küpper wurde am Niederrhein geboren, wuchs aber in Bonn auf. Studiert hat sie Soziologie, Psychologie, Politik und Pädagogik in Marburg. Arbeitete eine Zeit lang als Projektmanagerin in einem Verlag. Die Mutter zweier Kinder lebt heute mit ihrer Familie im schönen Königswinter am Rhein. Arbeitet als freie Redakteurin und Autorin. Sie ist Mitglied der mörderischen Schwestern. Das sind keinesfalls gut situierte Witwen, deren Männer auf dubiose Weise verblichen. Nein, das ist die Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen. Außerdem ist sie Mitglied des Syndikats. Auch das hat nichts mit der Mafia zu tun, sondern mit Kriminalliteratur! Ihre Werke wurden mehrfach nominiert. (NordMordAward)

War ihr erster Regionalkrimi "Wildwasserpolka", der entlang der Sieg spielt, bereits als erstklassige "leichte" Unterhaltung zu bezeichnen, hat sie nun mit "Witwenrallye" noch eine Zahn zugelegt. Dieser Roman spielt ebenfalls im Rhein-Sieg Kreis. Ihre mehr als genauen Ortskenntnisse braucht sie wirklich nicht mehr zu beweisen. So sucht sie sich immer die schönsten Fleckchen entlang der Sieg als Handlungsorte ihrer Protagonisten aus.

Die Handlung

Manfred Krämer saß wegen Überfalls auf einen Geldtransporter im Gefängnis. Nun ist er aber sauber! Wer es glaubt, wird selig. Sein Mittäter und Halbbruder Werner ist inzwischen in dieser "Männer-Pension" an Krebs verstorben. Er musste länger einsitzen, da er das Fluchtfahrzeug in die Luft sprengte, um Spuren zu verwischen. Dabei wurde wegen einer versehentlichen Überdosis an Sprengstoff nicht nur die gesamte Beute vernichtet, nein auch ein Unschuldiger kam zu Tode. Vor seinem nahenden Ende gesteht er Manfred in Briefform, dass er ihn in mehrfacher Hinsicht hintergangen hat. Zu Bundeswehrzeiten war er in einer Kommando-Einheit und hatte so einige Tricks auf Lager. Existiert die Beute also doch noch?

Wie kommt nun aber die Privatdetektivin Johanna, genannt Jojo, Schiller ins Spiel? Es geht um ein Pferd mit unaussprechlichem Namen Störnugnyr. Dieses hat M. Krämer kurzerhand von einer Weide entwendet, weil seine Tochter Rachel sich in den Zotten verliebt hatte. Und für Rachel tut der Grobian einfach alles. Zumal diese tieftraurig ist, weil ihre Mutter sie und ihren Vater Manfred K. verlassen hat. Unsere Detektivin mit Blasenschwäche, die auch schon mal gerne aus Ungeduld in die Bredouille gerät, löst diesen Fall zu aller Zufriedenheit, und soll nun auch noch die entschwundene Ehefrau und Mutter des Pferde liebenden Mädchens ausfindig machen. Auch das gelingt ihr recht schnell. Die Wiedersehensfreude der Eheleute ist verdammt kurz, denn Manfred Krämer verstirbt an Herzversagen. War es Krankheit, oder hat jemand nachgeholfen, das ist nun die Frage? Jedenfalls geht ein erbitterter Wettlauf um die Beute zwischen Rachels Mutter und ihrer Tante, der Witwe von Werner los. Das Geld soll angeblich in "Mutters Schoß" vergraben sein. Die Suchenden schrecken noch nicht mal vor Grabschändung zurück. Wer macht das Rennen, wer hat mehr Dreck am Stecken, wer führt den anderen vor oder trickst ihn aus? Spannung bis zum Schluss ist jedenfalls garantiert. 

Wallfahrtskirche in Bödingen
Hier her kamen die beiden Brüder ...

Hier her kamen die beiden Brüder öfter. Liegt die Beute auf dem örtlichen Friedhof?

Die Protagonisten, die auch vor Gräbern keinen Halt machen.

Unsere Heldin Johanna Schiller bricht diesmal nicht so viele Gesetze, wie bei ihrem ersten Einsatz in "Wildwasserpolka". Sie hört in Siegburg schon mal am Marktplatz zu Übungszwecken unschuldige Passanten mit ihrer neuen Überwachungsdrone ab, und droht ihrem Sohn Yannick, in Erziehungssachen total up to date und sehr einfühlsam, seine Meerschweinchen zu Grillen. Aber ansonsten schlägt sie sich wacker in diesem komplizierten Fall.

Die beiden Witwen sind sehr gut charakterlich dargestellt. Ellen, die verschwendungssüchtige leicht alkoholabhängige Ex-Apothekerin und ihre Kontrahentin Marisa. Diese ist esoterisch angehaucht, und unternimmt nichts ohne ihr Horoskop zu befragen. Und das spricht von viel Geld. Fragt sich nur für wen! Auch die beiden Brüder, bzw. Halbbrüder sind nachvollziehbare Gestalten. Einige Nebendarsteller bringen noch etwas Würze in diesen Kuddelmuddel.

Dann ist ja auch noch Rachel die Tochter da. Ist sie das arme verängstigte Mädchen, oder hat sie es faustdick hinter den kleinen Öhrchen? Jedenfalls gelingt es ihr, Johanna Schiller im Pferdestall einzusperren.

Alles in allem gut nachvollziehbare Akteure.

Die Wahner Heide, ehemals Truppenübungsplatz
Hier darf man nur auf Wegen ...

Hier darf man nur auf Wegen rumlaufen. Ein ideales Versteck für die Beute?

Konklusion - im Bild die Stadt Blankenberg

Spannend und unterhaltsam, leicht zu lesen auch in mehreren Etappen. Die Heldin agiert etwas professioneller als beim letzten Mal, stolpert aber trotzdem gerne in die Falle. Und sie entkommt immer nur mit dem Quäntchen Glück, das normalerweise dem Tüchtigen zusteht! Mir gefällt besonders der etwas schwarze Humor. Zitat: "In Todesanzeigen wimmelt es von wunderbaren Menschen, da fragt man sich doch, was aus den ganzen Arschlöchern wird, die das Zeitliche segnen?" Das ist mein Stil, das mag ich. Als Windecker kenne ich natürlich die Örtlichkeiten, für mich ist das also ein angenehmes Heimspiel. Für unsere finanziell schwache Region mit die beste Werbung.

Empfehlen kann ich es also jedem, egal ob einheimisch oder nicht, der gute, leichte Unterhaltung zu schätzen weiß. Das Taschenbuch lenkt mal etwas vom eher tristen Alltag ab. Und wir sehen, dass andere Leute (und seien es auch nur Roman-Figuren) die gleichen Probleme haben, wie wir auch. Ich hoffe von Johanna Schiller noch mehr zu hören, bzw. zu lesen. Ihre lockere Art gefällt mir, auch wenn die Wahrheit manchmal wehtut. So z. B., wenn sie der Frau eines Kollegen einen Abnehm-Tee empfiehlt, und durch die Blume zu verstehen gibt, dass diese zu fett sei!

Johanna Schiller, ich würde dich im Leben niemals nicht engagieren, aber ich bin dein Fan!

Und den Lesern empfehle ich einen Besuch in unserer Region. So ist die Stadt Blankenberg, ein Spielort im Roman, die kleinste Stadt Deutschlands. Der über die Landesgrenzen hinaus bekannte Mittelalter-Markt im November darf sogar am Totensonntag öffnen, weil die Marktrechte älter sind, als der kirchliche Feiertag.

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