Auf der Altstadtinsel von Lindau am Bodensee

Wie die meisten Bodenseeradler, bin auch ich rechtsherum um den See gefahren, weil in dieser Richtung der Radweg immer seeseitig liegt. Als Start- und Zielort habe ich mir Lindau ausgesucht, habe am Stadtrand das Auto geparkt und bin auf die Altstadtinsel geradelt. Schon nach wenigen Minuten war klar, hier bleibe ich einen Tag länger.

Von all den schönen Städten am Bodensee ist Lindau für mich die schönste. Allein der Hafen und die Seepromenade sind die Reise wert. Es ist faszinierend, wie die großen Bodenseeschiffe sich durch die enge Hafeneinfahrt manövrieren, die von einem sechs Meter großen bayerischen Löwen bewacht wird. Ihm gegenüber ragt der Neue Leuchtturm stolz in den Himmel, ich stieg die 139 Stufen zu seiner Aussichtplattform hinauf. Bei diesem herrlichen Reisewetter genoss ich tolle Sicht auf die Region, die ich in den nächsten Tagen durchradeln wollte.

Die Lindauer Altstadt ist voller Sehenswürdigkeiten, ich schaute mir den Mangturm an und begeisterte mich für das bunt bemalten Alte Rathaus. An den reich verzierten Hausfassaden der Maximilianstraße konnte ich mich kaum sattsehen und am Oberen Schrannenplatz beeindruckte der Diebsturm mit hübschen Ecktürmchen.

 

So eng ist die Einfahrt in den Hafen von Lindau (Bodensee). 

Der bayerische Löwe zeigt ganz klar, dieses Stück Bodensee gehört zu Bayern. Ihm gegenüber steht der südlichste Leuchtturm Deutschlands, er ist 33 Meter hoch und wurde 1856 in Betrieb genommen. 

Eigenwerk

Ein Schmuckstück - das Alte Rathaus in Lindau (Bodensee) (Bild: Eigenwerk)

Schöne Badestellen locken an das Seeufer

Das Wasser im Bodensee erreicht beinahe Trinkwasserqualität. Trinken wollte ich es zwar nicht, aber ich gönnte mir häufig ein kühles Bad oder zumindest ein Fußbad. Einladende Stellen finden sich überall, oft waren es Strandbäder oder Campingplätze, manchmal badete ich an idyllisch versteckten Stellen.

Im Durchschnitt ist der Bodensee während der Sommermonate angenehme 22-25 Grad Celsius warm. Zwischen Lindau und dem österreichischen Bregenz habe ich schöne Badestellen gesehen und in der Nähe der Seebühne gibt es ein gepflegtes Strandbad. Mein schönstes Badeerlebnis hatte ich jedoch dort, wo der der Bodensee langsam wieder zum Rhein wird, zwischen Konstanz und Schaffhausen. Dort bin ich nicht den sonnigen Radweg gefahren, sondern habe den ufernahen Wanderweg gewählt. An diesem heißen Tag waren viele Schwimmer auf dem Wasser unterwegs. Sie deponierten ihre Sachen am Ufer, ließen sich weit von der Strömung tragen und liefen zurück, um das Vergnügen erneut zu genießen.

Diese Art zu Schwimmen hat mir auch viel Spaß bereitet, übrigens meine Badesachen lagen während der Reise immer ganz oben auf dem praktischen Einrad-Fahrradanhänger. Dieser schmale, leichte Anhänger ist für mein Mountainbike ideal, wer mit dem Tourenrad fährt, kommt sicher auch mit Packtaschen aus.

Am Rheinfall bei Schaffhausen

Am Rheinfall bei Schaffhausen (Bild: Eigenwerk)

Am Rheinfall

Von dort war es nicht mehr weit, bis nach Neuhausen und zum Rheinfall, den ich schon immer mal sehen wollte. Zunächst radelte ich am rechten Ufer zum Schloss Wörth, wo ich den mächtigen Wasserfall in seiner vollen (150 Meter) Breite betrachten konnte. Ich erwägte ernsthaft, in eines dieser winzigen Schiffe zu steigen, die sich durch die Wellen im Rheinbecken kämpfen und ihre Passagiere an den Felsen bringen.

Auf den Stein würde ich schon gerne klettern, aber die wilde Bootsfahrt dorthin wage ich nicht. Statt dessen wechselte ich an der Eisenbahnbrücke auf die andere Rheinseite, Schloss Laufen war nun mein Ziel. Dort kam ich den Wassermassen ganz nah, die 23 Meter weit in die Tiefe stürzen. Tosend und zischend verschluckt das Wasser die Gespräche der vielen Besucher die auf dem Belvedere-Weg, fotografieren und staunen. Dieser Platz zählt definitiv zu den schönsten Plätzen am Bodensee.

Mit kleinen Schiffen gelangen ...

Mit kleinen Schiffen gelangen Besucher an den Felsen im Rheinfall und können dann die Treppenstufen hinaufgehen. (Bild: Eigenwerk)

Über den Damm auf die Insel Reichenau

Von den Inseln des Bodensees hat mir, neben der Altstadtinsel Lindau, die Gemüseinsel Reichenau am besten gefallen. Für die bequeme Überfahrt lies Napoléon III. Mitte des 19. Jahrhunderts einen, 1300 Meter langen, Damm aufschütten. So konnte ich entspannt die Pappelallee entlang radeln, kletterte auf die Ruine Schopflen und spazierte durch den Kräutergarten. Mit ihrer einzigartigen Kulturlandschaft, dem ehemaligen Benediktinerkloster und den Kirchen gehört die Insel Reichenau zum UNESCO Welterbe. Zufällig fand gerade eine Führung durch die Kirche St. Peter und Paul statt, der ich mich anschließen konnte. Um 1750 herum wurde die Kirche im Rokokostil umgestaltet, jedoch ist der romanische Ursprung noch gut zu erkennen.

Die St. Georg Kirche auf der Insel Reichenau (vor der Sanierung) (Bild: Eigenwerk)

 

 

Die Basilika St. Georg lockt mit ihren wertvollen Fresken tausende Besucher an. Anschaulich wird im Eingangsbereich erklärt, wie schädlich die feuchte Inselluft für die Wandmalereien ist. Deshalb sollen besonders an warmen Tagen die Türen schnell wieder geschlossen werden.

Bevor ich die Insel wieder verlassen habe, kaufte ich noch ein paar appetitliche Tomaten im Hofladen.

Ritterliches in Meersburg

In Meersburg erregte sofort die gleichnamige Burg meine Aufmerksamkeit. Dort verbrachte die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff ihre letzten Lebensjahre, sie soll, genau wie ich, von der Aussicht auf den Bodensee begeistert gewesen sein. Auf meinem Rundgang durch die Burg konnte ich auch ihre Wohnräume besichtigen. In dem alten Gemäuer wandelte ich auf Ritters Spuren, schaute in die ehemalige Burgküche, das Verlies und die Waffenhalle. In der Burgstube stand bereits eine Aufsichtsperson bereit, die mich und andere Burgbesucher in den Dagobertsturm begleitet hat. Der Ausblick von dort ist umwerfend, womit es dieser Turm auf meine Liste der schönsten Plätze am Bodensee geschafft hat.

Ein Blick auf die Meersburg am Bodensee (Bild: Eigenwerk)

Ritterrüstungen in den Ausstellungsräumen der Meersburg (Bild: Eigenwerk)

Wer auch herausfinden möchte, wo es am Bodensee am schönsten ist, muss nicht unbedingt radfahren. Die Region lässt sich auch vom Wasser aus erkunden, denn zwischen den Orten am Ufer des Sees fahren die Ausflugsschiffe der Bodenseeflotte regelmäßig hin und her. Damit die Reisekasse geschont wird, empfehle ich den Kauf einer Bodensee-Erlebnisskarte, denn darin ist der Fahrpreis für die Kursschiffe bereits enthalten.

 

Meine PW-Kollegin MonikaHermeling hat das Schmetterlingshaus auf der Insel Mainau besucht und anschaulich darüber berichtet. 

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