Die Antwort könnte so einfach sein, sind uns doch die Niederlande als großer Tulpenlieferant bekannt. Begeben wir uns auf Spurensuche:

Der Keukenhof in Holland

Zwischen Mitte März und Mitte Mai reisen Scharen von Besuchern zum Sinnbild des Frühlings, der Tulpenzwiebel, in den Keukenhof. Der Park in Lisse, Holland, erstreckt sich über einer Fläche von 32 Hektar, auf denen bunte Felder mit über 7 Millionen blühenden Tulpen, Narzissen und Hyazinthen das Auge erfreuen. Bereits seit 1949 werden Blumen im ehemaligen Schlosspark des Landgutes von Teylingen ausgestellt. Das Wort Keukenhof bedeutet in der deutschen Sprache Küchenhof, das Gelände war einst der Küchengarten für die Kräuter der Gräfin von Holland, Jacoba von Beieren.

Besucher aus aller Welt spazieren über die Wege zwischen den Schatten spendenden Parkbäumen, genießen gemütliche Bootsfahrten rund um die Zwiebelfelder oder bestaunen die Blumenshows und Inspirationsgärten. Im Willem-Alexander Pavillon werden rund 100.000 Tulpen ausgestellt. Die achtwöchige Blumenshow ist so beliebt, dass von den Bahnhöfen Schiphol und Leiden während der Saison Sonderbusse eingesetzt werden. Jedes Jahr erleben rund 800.000 Besucher den Keukenhof. Immer mehr Gäste aus dem Ausland entdecken ihr Herz für den Park, so aus China, Russland und Südostasien. Wer als Blumenfreund diese Fülle noch nicht erlebt hat, sollte sich eine Reise in die Niederlande gönnen. Sicher findet er neue Anregungen für den heimischen Garten.

Video über den Keukenhof

In Kooperation mit dem Keukenhof wird das Rijksmuseums in Amsterdam in 2014 historische Tulpensorten aus dem 17. Jahrhundert in seinen Gärten zeigen, so z.B. die berühmte Lac van Rijn. Die Sorte wurde erstmals 1629 erwähnt und blüht grazil in Elfenbein und Burgunderrot. Tulpen waren damals kostbar und wurden wie Aktien an der Börse gehandelt, sodass man von einer Tulpenmanie sprach.

Alte Tulpensorte Tulipa Witte Valk

Die Tulipa Rose des Dames gibt es seit 1863.

Tulpenfarben

Auch Pflanzen sind der Mode unterworfen. Gab es früher meist einfarbige Tulpen, sind in den letzten Jahren vermehrt neue Sorten gepflanzt worden. Unsere Parkanlagen waren im letzten Jahr verstärkt mit gestreiften Sorten in Weiß mit Lila oder Rot-Orange bepflanzt. In diesem Jahr wird es spannend, für welche Farben sich die städtischen Landschaftsgärtner im Herbst entschieden haben.

Woher kommen den nun die Tulpen?

Haben Sie noch ein wenig Geduld. Während eines Aufenthaltes in der Stadt der zwei Kontinente, Istanbul, fielen uns die reich bepflanzten Parks und Gärten sofort ins Auge. Es war ein warmer Frühlingstag im April und wir wollten den Topkapi-Serail, den ehemaligen Palast der osmanischen Sultane besuchen. Durch die Porta Augusta betraten wir den ersten Hof. Der Park quoll über vor Farbenpracht. Man muss dazu wissen, dass der Palast auf einem 69 Hektar großen Gelände steht. Zwischen den schattigen Bäumen standen Blumenreihen mit Tulpen, Katzen spielten auf der Wiese oder genossen ein Sonnenbad. Ein kleines Café im Cafer-Aga-Hof lud zum Schauen und Genießen ein.

Der Topkapi besteht aus verschiedenen Höfen mit prachtvollen Gebäuden, einem Harem und Museen, die über einzelne Tore, die so schöne Namen wie z.B. das Tor der Glückseligkeit tragen, betreten werden. Auch der vierte Hof ist mit weitläufigen Parkflächen bestückt, die Blumenbeete in allen Farben tragen. Zwischen den Tulpengärten stehen einzelne Pavillons, vom Restaurant Konyali genießt man einen weiten Blick über die Stadt und das Marmarameer.

Tulpen im Topkapi (Bild: Reisefieber)

Frühling in Istanbul (Bild: Reisefieber)

Im Harem, dem geschützten Bereich für die Familie und die Frauen finden sich Tulpenmotive z.B. auf den Fliesen im Raum der Sultansmutter. Je höher die Damen gestellt waren, umso reicher waren die Räume verziert.

Bei einem Spaziergang im unterhalb des Palastes gelegenen Gülhane-Park konnten wir weitere Blumenrabatte bewundern. Der Park ist eine ruhige Oase inmitten der Stadt. Warum so viele Tulpen in Istanbul?

Topkapi Serail Istanbul

Topkapi Serail Istanbul (Bild: Reisefieber)

Istanbul – Stadt der Tulpen

Sowohl der türkische als auch der persische Name für die Tulpe ist "Lale". Im Monat April blühen die Tulpen in der ganzen Stadt. Im Jahre 2004 wurde ein Festival für die hübsche Blume ins Leben gerufen, das Lale Festivali. Während des internationalen Tulpenfestes, das sich über den ganzen Monat April erstreckt, erfreuen rund 14 Millionen Tulpen die Gäste in den einzelnen Parks, wie dem

  • Gülhane Park - der Park befindet sich im Außenbereich des Topkapi, im Stadtteil Fatih.
  • Ermigan Park - einer der größten Parks von Istanbul.
  • Yildiz Park - der Name bedeutet übersetzt Stern-Park, hinter dem Çırağan-Palast, entlang der Hänge des Bosporusufers. Der Park ist auch bei den Einheimischen sehr beliebt.
  • Beykoz Park - auf der nördlichen anatolischen Seite des Bosporus.
  • Göztepe Rosengarten - große Parkanlage in Kadiköy.
  • Büyük Çamlica Park - vom Camlica Hügel auf der asiatischen Seite hat man einen weiten Blick über die Stadt.
  • Fethi Paşa Park - gegenüber dem Dolmabahçe-Palast mit Panoramablick auf die Stadt.

Ein umfangreiches Programm wird angeboten, welches von Kunstausstellungen, über Fotowettbewerben bis zu Livemusik reicht. Die Stadt lässt sich das Tulpenfest etwas kosten, es lockt zahlreiche Besucher in die Stadt. Sollten Sie nach Istanbul reisen, würde ich Ihnen den April empfehlen.

Die Geschichte der Tulpe – der lange Weg von Persien über die Türkei nach Europa

Bei den Römern und Griechen finden sich keine Darstellungen mit Tulpen auf Bauwerken oder Fliesen, auch bei den Byzantinern spielten sie noch keine Rolle. Sie wurden im Mittleren Osten in Gärten aus Wildarten kultiviert. Erste Erwähnung finden Sie in persischen Schriften des 9. Jahrhunderts. Aus Persien fand sie ihren Weg in die Türkei. In der Zeit der Seldschuken tauchten erste Fliesen mit Tulpenmotiven in Konya auf.

Durch das Verbot der Darstellung von Gott, Menschen und Tieren entwickelte sich im Islam eine große bildliche Kunst mit Kalligrafie, schmückenden Arabesken sowie Blumen- und Pflanzenmotiven auf Fliesen, Teppichen und Gebrauchsgegenständen. Die berühmten Iznik-Fliesen zeugen von der großen Liebe der Osmanen zur Tulpe. Sie finden sich als Zierfliesen in religiösen Gebäuden wie z.B. Rüstem-Pasa-Moschee im Stadtteil Eminönü in Istanbul, neben dem Ägyptischen Gewürzbasar. Die Fayencen im Innenraum zeigen überwiegend blau leuchtende Tulpen mit Rot auf weißem Grund.

Iznik Fliesen (Bild: Reisefieber)

Iznik-Fliesen Topkapi (Bild: Reisefieber)

Die Osmanen liebten die Tulpen. Sie schmückten das Wappen, sollten im Paradiesgarten blühen und galten ihnen als göttliches Symbol. Süleymann der Prächtige (1520 – 1566) entwarf zahlreiche Moscheen und Prachtbauten. Ihre Blütezeit erreichte sie unter Sultan Ahmed III (1703 – 1730). Sie zierte Brunnen und Gebäuden, bei Empfängen solle er angeordnet, haben, dass man seine Lieblingsblume auf den Boden streuen solle. Als sogenannte "Tulpenzeit" ging die Epoche in die Geschichte. Der Topkapi Serail wurde mit ihnen geschmückt, sodass er im Volksmund "Palast der Tulpen" heißt. Der Frühling wurde mit rauschenden Tulpenfesten begangen. Die Stadt Istanbul möchte an diese Tradition nach 600 Jahren wieder erinnern. Die Blume wurde in Lieder besungen und in Gedichten gehuldigt.

Die Gärtner des Palastes müssen wahre Künstler gewesen sein. So kam es, dass ein Gesandter des Kaisers Ferdinand I, Ogier Ghiselin de Busbecq, im Jahre 1554 in den Gärten des Toskapi wandelte und sich an den Tulpen erfreute. Er schrieb dem Kaiser einen begeisterten Brief, worauf hin der Kaiser Tulpen orderte. Daraufhin nahm er einige Tulpensamen und -zwiebeln mit in die kaiserlichen Hofgärten nach Wien, wo sie vom Präfekten Charles de L'Écluse (Clusius) kultiviert wurden. Clusius war der angesehenste Botaniker seiner Zeit. Er stammt ursprünglich aus Flandern und brachte die Tulpe bei einer seiner Reisen an die Universität Leiden. Auch in den Niederlanden gedeihe die Pflanze prächtig. Sie wurde auf Feldern gezüchtet und trat ihren Siegeszug in ganz Europa an.

In ihrer Anfangszeit waren sie für die Europäer so exotisch wie einst Kartoffeln. In den Gärten der Amsterdamer Häuser zog man Tulpen. Die Aristokratie liebte die Blumen. Anfang des 17. Jahrhunderts waren sie so begehrt, dass man von einer regelrechten Tulpenmanie sprach. Es wurde mit Tulpen spekuliert, die Preise stiegen ins Unermessliche, bis sie in der ersten Spekulationsblase der Geschichte in 1637 wieder einbrachen und sich auf ein niedrigeres Niveau normalisierten.

Weitere Sehenswürdigkeiten rund um die Tulpe in Istanbul

Die Laleli Camii, die s.g. Tulpenmoschee befindet sich im Stadtteil Laleli westlich des Großen Basars. Die von Sultan Mustafa III im osmanischen Barock errichtete Moschee beeindruckt durch farbenfrohe Glasfenster mit Ornamenten.

Der Emirgan Park, türkisch Emirgân Korusu, auf der europäischen Seite der Stadt ist für seine Tulpengärten berühmt. Aus der Zeit des Ismail Pasas, Ende des 19. Jahrhunderts stammen die drei nach ihren Farben benannten Pavillons, dem Gelben (Sarı Köşk), dem Rosa (Beyaz Köşk) und dem Weißen Pavillon (Beyaz Köşk), in denen heute Cafés zu finden sind. Informationen zu aktuellen Terminen und Tipps für Istanbul findet man auf der Seite der Istanbul Touristinformation.

Tulpen aus…Istanbul

Vielleicht müssen Sie in Zukunft bei dem Schlager auch schmunzeln und texten ihn um, wie ich. "Wenn es Frühling wird, dann schenk ich Dir Tulpen aus Istanbul". Wenn Istanbul die Stadt der Tulpen ist mit einem internationalen Festival zu Ehren der Blume und mit mehr als 14 Millionen Zwiebeln sogar den berühmten Keukenhof bei Weitem überbietet, dann hat es diese Stadt wirklich verdient.

Einen Überblick die Vielfalt der Gattung der Tulipa finden Sie auf der Seite von Adele Sanson: Die Tulpe - Wildtulpe, botanische Tulpe und Gartentulpe.

Reisefieber, am 15.01.2014
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)

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