Was das Wort Islam bedeutet: Der Koran verrät's

Es ist die dritte Sure des Koran, in der die Frage beantwortet wird, was diese damals neue Religion kennzeichnet. Dort ist zu lesen: Es gibt keinen Gott außer ihm, er ist der Mächtige und Weise. Als die Religion gilt vor Gott die ausschließliche Ergebung an ihn – im Arabischen steht für Ergebung das Wort Islam. Der Begriff stammt damit aus einer Zeit, in der noch niemand ahnte, dass der Islam einmal zu den fünf großen Weltreligionen zählen würde. Und nach Juden- und Christentum die jüngste der monotheistischen Religionen markiert.

s-l-m: Drei Konsonanten und ihre Variationen

Das Wort Islam nur zu übersetzen, verrät nicht genug. Verblüffende Einblicke ergeben sich, wenn man weiß, dass es im Arabischen vor allem auf die Konsonanten ankommt. Vokale werden nicht geschrieben. Fast jedes Wort lässt sich auf drei Konsonanten zurückführen. Das macht das Lesen und Verstehen nicht einfach. Zum Vergleich: Die Kombination m-t-r könnte für Mutter, Mieter, Meter oder Meuterei stehen. Da muss man schon wissen, worum es geht, um die passende Variante zu wählen.

Ohne Vokale bleibt bei Islam der Wortstamm s-l-m übrig. Von ihm leiten sich im Arabischen viele weitere Wörter ab:

aslama ist ein Verb und bedeutet, sich dem Willen Gottes zu ergeben.

salām steht für Friede, Heil und Wohlergehen. Spätestens seit Karl May wird salām alaikum (Friede sei mit euch) ja auch im Abendland mühelos verstanden.

muslim ist derjenige, der sich dem Willen Gottes unterwirft. Die weibliche Form dazu: muslima. Das sind vier Konsonanten? Stimmt: Das mu- ist allerdings nur eine Vorsilbe, die das Partizip markiert und deswegen nicht zum Wortstamm zählt.

Muslime wurden bis weit ins 20. Jahrhundert (häufig abfällig) als Mohammedaner bezeichnet. Mit ihrem eigenen Selbstverständnis hat das wenig zu tun: Denn im Islam gilt Muhammad nicht als Religionsstifter, sondern als Gesandter Gottes, der die Reihe alt- und neutestamentlicher Propheten beschließt (zu der übrigens auch Jesus Christus gerechnet wird). Muslime würden sich also nie als Mohammedaner bezeichnen, auch wenn Muhammad für sie natürlich der wichtigste Prophet aller Zeiten ist ...

Übrigens stammt auch das Wort Moschee aus dem Arabischen, es kommt von masǧid. Das dazugehörige Verb saǧada bedeutet, sich niederzuwerfen und mit der Stirn den Boden zu berühren. masǧid ist wortwörtlich also nichts anderes als der Ort, an dem man zum Gebet niederkniet.

Muslim werden: Eine Sache zwischen Gott und Menschen

Um Muslim zu werden, ist im Islam keine Kirche, keine Taufe und kein Sakrament nötig. Das ist erst einmal nur eine Sache zwischen Gott und Menschen. Es genügt deswegen, öffentlich (das heißt vor mindestens zwei Zeugen) das Glaubensbekenntnis zu sprechen: Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist (ašhadu an lā ilāha illā 'llāh, ašhadu anna muḥammadan rasūlu 'llāh). Dieses Bekenntnis ist täglich vom Minarett der Moschee zu hören, es ist Teil des Gebetsrufs, mit dem der Muezzin Gläubige zum Innehalten und rituellen Gebet auffordert.

Ein Beispiel zum Hören? Dieser Gebetsruf ist bei einem jüdisch-christlich-muslimischen Gottesdienst in den USA aufgenommen worden.

Für gläubige Muslime sind bestimmte Dinge Pflicht. Zu diesen fünf Säulen des Islam gehört es, fünfmal am Tag ein rituell genau festgelegtes Gebet zu sprechen, den Freitagsgottesdienst in der Moschee zu besuchen, Almosen für die Armen zu spenden, während des Monats Ramadan zu fasten und einmal im Leben zur Kaaba, der großen Moschee von Mekka, zu pilgern. All das ist Ausdruck der religiösen Verehrung, der Ergebenheit, des Sich-Unterwerfens im Sinne von Islam.

Die Sprache des Islam: Arabisch

Nach muslimischer Auffassung ist der Koran das Wort Gottes, das dem Propheten Muhammad (570–632) Stück für Stück in gesprochenem Arabisch offenbart und dann zunächst mündlich weitergegeben wurde. So gesehen ist Arabisch die Sprache des Islam. 28 Konsonanten gibt es dort, die nicht nur als Schriftzeichen dienen, sondern auch Moscheen verzieren und Bücher illustrieren. Denn im Islam hat sich ein strenges Bilderverbot entwickelt: Weder Gott, noch Menschen und andere Lebewesen dürfen in Moscheen figürlich dargestellt werden. Da bleiben nur die arabischen Schriftzeichen, um das Innere der heiligen Stätten zu schmücken. Die arabische Kalligraphie gibt es deswegen in unglaublich kunstvollen Ausprägungen: Die Zeichen werden nicht nur linear angeordnet, sondern können frei auf verschiedenen Ebenen tanzen, die Verbindungen zwischen den Buchstaben werden je nach Bedarf in die Länge gezogen, Ober- und Unterlängen beliebig betont. So entstehen wunderschöne Ornamente, die allerdings nur noch mühsam zu entziffern sind. Ein Trost: Meistens sind es immer wiederkehrende Segensformeln, oft findet sich darunter auch das Glaubensbekenntnis. Oder die Formel Im Namen Gottes des Barmherzigen, des Erbarmens (bismi ʾllāhi ʾr-raḥmāni ʾr-raḥīmi), die Basmala, die jede Sure des Korans eröffnet.

Fotos: Heimo Cörlin (Titel); Hans/Pixabay; Nemo/Pixabay

Mondstein, am 07.01.2014
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