Wohnen mit allen Sinnen

Wohnen mit allen Sinnen

Je hektischer der Arbeitstag, desto eher wünschen wir uns ein Zuhause, das als privates Refugium einen Gegenpol zum Trubel des Alltags bildet. Nicht jedes Heim wird diesen Bedürfnissen gerecht – dabei reichen oft schon Kleinigkeiten, um die Lebensqualität innerhalb der eigenen vier Wände zu steigern und diese mit Fingerspitzengefühl und Raffinesse in eine Oase für alle Sinne zu verwandeln. Damit das gelingt, müssen alle Betei­ligten ihren Sinnen vertrauen und eine Wohn-Welt schaffen, in der sich jeder einzelne wohl und geborgen fühlt.

Wohnen mit Augen, Händen und Ohren

Im Normalfall werden beim Möbelkauf und beim Einrichten nur die Augen verwendet. "Das gefällt mir" sagt man und vergisst dabei, das gute Stück im wahrsten Sinn des Wortes mit den Händen zu be-greifen, die Ecken und Kanten zu spüren, seinen Duft in sich aufzunehmen – oder den Mangel an Duft als Manko zu empfinden. Dabei sind nicht nur unsere Augen, sondern auch die Haut, die Nase, der Mund und die Ohren für Farb-, Form- und Duftreize empfänglich, vom "sechsten Sinn", der aus unserem Unterbewusstsein kommt, einmal ganz zu schweigen.

Der Blick

Sorgen Sie in Ihrer Wohnung für eine Mischung aus optischen Blick­fängen und optischen Ruhezonen für die Augen – je nachdem, ob "Präsentation" angesagt ist oder "Entspannung". Das gilt auch für Zimmerdecken, an die sich unser Blick öfter verirrt, als man annehmen sollte.  Probieren Sie es einmal mit einem farbigen Plafond, mit einem Sternen- oder Wolkenhimmel in zarten Nuancen oder mit indirekter Beleuchtung, die Räume nach Bedarf kleiner oder größer erscheinen lässt.

Bei der Farbgebung sollten Sie an die unbewusste Signalwirkung der verschiedenen Farben denken: Purpur, Rot und Orange wirken anregend, Grün und Blau beruhigend, gelbe Akzente vermitteln Helligkeit und Fröhlichkeit, während Blauviolett und Indigo Ernsthaftigkeit und Schwere signalisieren.

Die Berührung

Die Berührung

Jeder Raum einer Wohnung, aber auch jedes einzelne Möbelstück hat Temperatur, Struktur, Form und Gewicht. Diese Eigenschaften lassen sich ertasten und mit dem ganzen Körper spüren. Dabei gilt: Je mehr Hartes, Spitzes, Kaltes oder elektrisch aufgeladenes in einer Wohnung ist, desto eher leiden die Bewohner an "Berührungsängsten", d.h. sie leben in einem Zustand permanenter Anspannung. Wer dagegen Weiches, Rundes und Warmes in seiner Wohnung verteilt, schafft eine behagliche, gemütliche und sinnliche At­mosphäre. Ideal sind Wechsel zwischen groben und feinen Strukturen (z.B. Holz am Boden, glatter Anstrich an den Wänden), glänzenden und matten Akzenten, leichten und schweren Möbeln, Handwerklichem und futuristischer "High Tech".

Der Duft

Noch bevor unsere Augen die Einrichtung einer Wohnung wahrnehmen, weiß unsere Nase schon mehr über die Bewohner, als denen vielleicht lieb ist. Das Wohnraumklima lässt sich am einfachsten durch den gezielten Einsatz frischer Blumen und ätherischer Öle verbessern. Letztere sind wahre Duftverführer, die direkt auf das limbi­sche System, also die Steuerzentrale der Gefühle im Gehirn, wirken. Der Effekt tritt dement­sprechend schnell ein: ein paar Tropfen Lavendel beruhigen, Lemongrass und Orange wecken die Lebensgeister, und wer die Atmosphäre von "schlechten Schwingungen" reinigen will, greift zu Salbei oder Wacholder.

Der Geschmack

Von Kleinkindern einmal abgesehen, die einfach alles in den Mund nehmen, können die wenigsten Menschen einen Zusammenhang zwischen "wohnen" und "schmecken" entdecken. Trotzdem verweist schon die Formulierung "guten/schlechten Geschmack beim Einrichten haben" auf eben diesen Zusammenhang hin.

In der Praxis bedeutet "guter Geschmack", dass in einer Wohnung, ähnlich wie bei einem mehrgängigen Menü, die verschiedenen "Gänge = Räume" aufeinander abgestimmt sind: Wenn jeder Wohnbereich seinen eigenen, typischen Charakter hat und alles trotzdem wie aus einem Guss wirkt, dann ist das Wohngericht gelungen.

 

Der Ton

Ein Nachbar mit überlauter Stereoanlage, dröhnende Schwerlaster, heulende Rasenmäher oder schreiende Kinder sind mehr als ein lästiges Übel: Solche Lautkulissen sind für permanente Stress-Symptome verant­wortlich.

Umso wichtiger ist es, in den eigenen vier Wänden für Wohlklang zu sorgen. Gegen Lärm von draußen hilft beispielsweise ein Windspiel aus Metall, gegen die unvermeidlichen Arbeitsgeräusche von Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler dicke Gummimatten. Weiche, schallschluckende Textilien, Teppiche und Polstermöbel sind nicht nur eine Wohltat für die Haut, sondern auch für die Ohren. Da man sich in völlig "klangtrockenen" Räumen allerdings auf Dauer ebenso unwohl fühlt wie in hallenden Zimmern, sollte jeder Raum einen eigenen "Klangcharakter" bekommen.

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