Allgemeines über Ameisensäure

Ameisensäure kommt natürlich vorAmeisensäure H-COOH gehört zu den Carbonsäuren und ist in dieser Gruppe die einfachste. Sie kommt natürlich (wie könnte es anders sein?) in Ameisen vor. Seit 1760 wird sie aus Ameisen isoliert. Dazu destillierte man die kleinen Insekten! Seit 1896 gibt es großtechnische Herstellungsverfaren. Andere natürliche Vorkommen sind giftige Sekrete von Laufkäfern, die von Bienen oder Quallen und die Brennhaare der Brennnessel. Auch Tannennadeln enthalten H-COOH. Manche Tiere und Pflanzen nutzen die Säure, um sich gegen Feinde zu verteidigen. Das Besondere ist, dass sie nur in Lebewesen vorkommt und nur in geringen Spuren im Weltall.

Methansäure oder auch Formylsäure (zwei international gebräuchlichere Namen) ist eine farblose, in Wasser lösliche Flüssigkeit. Der Name Ameisensäure ist besonders in Deutschland weit verbreitet. Obwohl die Säure der einfachste Vertreter der Carbonsäuren ist, wirkt sie am stärksten. Für den Menschen ist sie zwar ungiftig aber stark ätzend. Schon bei einer Konzentration von 10 Prozent treten schmerzhafte Verätzungen auf. Die Haut rötet sich und es bilden sich Blasen.

Ist diese Säure besser als andere?

Die natürlich vorkommende Ameisensäure ist biologisch leicht abbaubar. Bei diesem Prozess entstehen ein Molekül Wasser und ein Molekül CO2. Beim Abbau von Essigsäure entsteht doppelt so viel Kohlendioxid. Gleichzeitig wird zum Abbau weniger Sauerstoff verbraucht als bei anderen organischen Säuren. Dieser chemische Sauerstoffbedarf (abgekürzt CSB) wird in mg O2/g angegeben. Die folgenden Werte zeigen den Vorteil der Ameisensäure deutlich (CSB-Wert bei): 

  • Ameisensäure 348
  • Essigsäure 1067
  • Zitronensäure 750
  • Milchsäure 1067

Durch die Verwendung von Ameisensäure werden also Kläranlagen und natürliche Gewässer erheblich entlastet. Auch für Phosphorsäure ist die der Ameisen eine umweltfreundliche Alternative, denn eine Belastung durch Phosphate im Abwasser entfällt bei Verwendung von Methansäure H-COOH.

Einsatzgebiete in Industrie und Landwirtschaft

Die Eigenschaften von Formylsäure machen diese vielfältig einsetzbar. Leder- und Textilindustrie verwenden sie zum Gerben und deren Salze zum Imprägnieren, Landwirte nutzen sie in Grünfutteranlagen zum Ansäuern, Hersteller von Gummi zum Koagulieren von Kautschuk und Latex. In Brauereien und Winzereien wird Ameisensäure zum Desinfizieren von Fässern und Bottichen eingesetzt. Man entkalkt mit der Säure auch Boilereinsätze. Besonders für die Entfernung von Kalk und Kesselstein in industriellen Anlagen, Brauereien und im Hygienebereich wirbt die Firma BASF für Verwendung von Ameisensäure als umweltfreundliche und kostensparende Alternative zu anderen Säuren (besonders Phosphorsäure). Bis 1998 durfte Ameisensäure als Konservierungsmittel verwendet werden. Sie war als Lebensmittelzusatz unter der Nummer E 238 bekannt. Weitere Einsatzmöglichkeiten gibt es in der Kunststoffproduktion und beim Löten.

Verwendung in Medizin und Gentechnik

Früher hieß es, wer unter Rheuma oder Gicht leidet, solle sich in einen Ameisenhaufen setzen. Googeln Sie nach "Rheuma Ameisenhaufen" und Sie finden die kuriosesten Tipps. Schwer vorstellbar ist es wohl, sich wirklich den lebenden Ameisen auszusetzen. Seltsam ist auch folgender Tipp: man solle einen Ameisenhaufen in einen großen Sack schippen, diesen dann kochen und so weiter. Etwas harmloser klingt es (allerdings nicht für die Insekten), 1/3 Ameisen mit 2/3 Schnaps anzusetzen und sich später mit dieser Tinktur einzureiben. Fakt ist es jedoch, dass auch heute noch Ameisensäure als Bestandteil in Rheumamitteln Verwendung findet. Neben diesem Gebrauch sie spielt sie im medizinischen Bereich eine Rolle als Desinfektionsmittel. Wer im privaten Bereich Ameisensäure als Reinigungsmittel einsetzen will, muss bedenken, dass sie sehr ätzend wirkt. Als Reinigungsmittel werden besser milde Säuren wie die der Zitrone eingesetzt.

Auch für Gentechniker spielt Ameisensäure eine Rolle. Die Wissenschaftler nehmen ein bestimmtes Enzym und die Säure, um mit deren Hilfe in bestehende DNA kleine fremde DNA-Schnipsel einzubauen. Es wird also eine künstliche Genmutation manipuliert.

Bienengesundheit durch Ameisensäure

Wenn Imker keine Ameisensäure mehr bräuchten, wären sie froh. Dennoch wird 60 %ige Formylsäure in (fast) jeder Imkerei gebraucht. Schuld daran ist eine kleine bienenschädigende Milbe, die Varro-Milbe. Sie schwächt die Biene als Parasit und überträgt gleichzeitig mehrere gefährliche Krankheiten. Imker, die nach dem Winter über Völkerverluste klagen, haben oft mit der Varro-Milbe zu kämpfen. Ameisensäure wird in Imkereien 60 %ig als zugelassene Tierarznei nach der letzten Honigentnahme im Bienenstock verdunstet. Dabei sterben die Milben ab, die Immen überleben. Im Umgang mit der Säure ist große Vorsicht geboten. Die Säurekonzentration im Bienenstock darf nicht zu hoch werden, sonst sterben die Immen, sie darf aber auch nicht zu schwach sein, sonst wirkt es nicht gegen die Milben. Bei großer Hitze muss die Behandlung mit Ameisensäure verschoben werden und wenn es zu kalt ist, bleibt die gewünschte Wirkung aus. Da Ameisensäure eine natürliche Säure ist, darf sie auch in biologisch arbeitenden Imkereien Verwendung finden. Zugelassen ist jedoch nur 60 %ige Säure. In Österreich darf sie auch 85 %ig eingesetzt werden.

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