Sehenswürdigkeiten

Die Marienkirche ist eine in Backstein errichtete spätgotische Hallenkirche mit einem Anbau an der Südseite und einem polygonalen Chorschluss. Sie entstand um 1500 unter Verwendung von Teilen des Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert. Der Turm wurde im 18. Jahrhundert barock überformt und erhielt eine welsche Haube. Die Marienkirche wurde durch Kämpfe im April 1945 schwer beschädigt und steht seitdem als Ruine im Zentrum der Stadt. Das südliche Schiff wurde 1951 zum Teil wieder aufgebaut und wird seitdem für Gottesdienste genutzt. Der Turm wurde nach 1989 Jahren restauriert und mit einem flachen Notdach versehen. Derzeit laufen erste Arbeiten für den Wiederaufbau der Kirche unter der Federführung eines Fördervereins.

Die katholische Kirche St. Laurentius wurde 1912/1913 im neoromanischen Stil mit Jugendstilelementen erbaut.

Das Gebäude der Galerie "Zur alten Malzfabrik" wurde 1858 als Mälzerei erbaut. Seit 1997 sind in diesem Haus das Wriezener Stadtmuseum, der Humpensaal und die Galerie zu finden.

Das Gebäude der Stadtsparkasse ließ 1781 der Königliche Kammerrat Friedrich Wilhelm Noeldechen als Seidenbauhaus in barocken Formen errichten. Später wurde es zum Wohnhaus umgebaut. Hier rastete 1806 der preußische Friedrich Wilhelm III. auf seiner Flucht nach der verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt. Während der französischen Besetzung residierte hier die Kommandantur. Dann wurde es zur Militärmusikschule. Seit Mai 1922 werden hier Geldgeschäfte getätigt und ist in diesem Gebäude eine Zweigstelle der Sparkasse Märkisch-Oderland.

Die ehemalige Provinzial-Taubstummenanstalt "Wilhelm-Augusta-Stift" wurde um 1880 erbaut. Heute wird das Gebäude von der Stadtverwaltung als Rathaus genutzt.

Der Bahnhof Wriezen mit umfangreichen Betriebsanlagen entstand ab 1866. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Bahnhofs zerstört und nicht wieder hergerichtet. Sehenswert ist das imposante Empfangsgebäude.

Der Wriezener Hafen wurde 1902 an der Alten Oder angelegt. 300 Meter Kai boten Anlegeplätze für Lastkähne nach Finowmaß. 1969 wurde der Hafenbetrieb eingestellt und das Hafenbecken teilweise zugeschüttet. Seit 2006 bemüht sich die Interessengemeinschaft Hafen Wriezen darum, das historische Ensemble zu sanieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Sehenswert sind die historischen Kalköfen auf dem Hafengelände. Von 1860 stammt der Setzofen und 1889 nahm der zweite Kalkschachtofen den Betrieb auf.

Weithin bekannt und heftig umstritten ist dank seiner provozierenden Figuren der Brunnen vor der Marienkirche auf dem Marktplatz. Dieses Werk schuf der Bildhauer Horst Engelhardt aus dem Wriezener Ortsteil Eichwerder.

 

 

 

 

Der unter Denkmalschutz stehende jüdische Friedhof wurde 1730 weit außerhalb der Stadt angelegt. Er hat das Dritte Reich ohne Schäden überstanden und ist mit 1630 Quadratmetern und 132 Grabmalen die größte noch erhaltene jüdische Begräbnisstätte im Oderraum.

Geschichte

Wriezen wurde 1247 erstmals als "oppidum wrecene" erwähnt. Der Ort entstand am Ufer der Oder und ein Handelsweg nach Stettin führte hier vorbei. 1337 erhielt Wriezen das Stadtrecht und entwickelte sich zum Handelszentrum des Oderbruchs.

1735 begann die Trockenlegung des Oderbruchs. Die wurde zwischen 1747 und 1762 unter dem preußischen König Friedrich II. intensiviert und komplettiert. Dadurch erhielt die Stadt Wriezen eine völlig neue Rolle als Zentrum des neu gewonnenen Siedlungslandes.

1806 eröffnete Albrecht Daniel Thaer bei Wriezen seine landwirtschaftliche Lehranstalt. 1855 wurde in Wriezen die erste Freiwillige Feuerwehr des Landes Brandenburg gegründet.

1866 nahm die Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft (BStE) den Zugverkehr zwischen Eberswalde und Wriezen auf. Diese Strecke wurde bis 1877 nach Frankfurt(Oder) verlängert. Diese Strecke wird heute vom RB 60 bedient. Ab 1898 verkehrte die Wriezener Bahn und verband die Stadt direkt mit Berlin und dem dortigen Wriezener Bahnhof. Diese Verbindung wurde 1998 aufgegeben.

 

1940 erhielt der Bildhauer Arno Breker, der "Hofbildhauer" des NS-Regimes, zum 40. Geburtstag von Adolf Hitler das Rittergut Jäckelsbruch samt einem neu erbauten Atelier im Ortsteil Eichwerder geschenkt. In Wriezen befand sich seit Mitte 1941 ein großes Werksgelände der "Steinbildhauerwerkstätten Arno Breker GmbH". Hier sollten Bildhauerarbeiten für die Neugestaltung Berlins sowie der Bauten auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ausgeführt werden.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Wriezen bei den Kämpfen um die Seelower Höhen fast vollständig zerstört und in den folgenden Jahrzehnten unter erheblicher Veränderung des Stadtbildes neu wieder aufgebaut. Von 1952 bis 1990 gehörte die Stadt zum Kreis Bad Freienwalde im Bezirk Frankfurt (Oder) in der DDR. Von 1992 bis 1997 war die Stadt Sitz des Amtes Wriezen. Heute hat hier das Amt Barnim-Oderbruch im brandenburgischen Landkreis Märkisch Oderland seinen Sitz.

Literatur

  • Jörg Kritzler: Geschichte der Stadt Wriezen - eine chronologische Übersicht. Findling-Verlag Kunersdorf 2008. ISBN 978-3-933603-44-9
  • Brigitte Heidenhain: Juden in Wriezen. Ihr Leben in der Stadt von 1677 bis 1940 und ihr Friedhof. Universitätsverlag Potsdam 2007, ISBN 978-3-939469-39-1
  • Horst Regling: Die Wriezener Bahn. Von Berlin ins Oderbruch. Transpress Stuttgart 1998, ISBN 3-613-71063-3
  • Wriezen - Tor zum Oderbruch. Bildband. Geiger-Verlag Horb am Neckar 1994. ISBN 3-89264-920-0
Autor seit 10 Jahren
230 Seiten
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