Ärger, Wut und Wutausbrüche – Belastung für Herz und Kreislauf

Oliver Kahn, auch mal wütendWer Wutausbrüchen ungehindert freien Lauf lässt, verliert für diesen Zeitraum die Selbstkontrolle. Das ungezügelte Verhalten, eventuell mit negativen verbalen Ausdrücken oder gar Handgreiflichkeiten begleitet, kann sich ungünstig auf das eigene Ansehen in Gesellschaft, Familie und Beruf auswirken.

Das berühmte "bis 10 Zählen" und "Tief Durchatmen" bewahrt manchen Hitzkopf vor unüberlegten Äußerungen sowie Wut geladenem Verhalten. Nach dieser "kurzen Pause" wird der Blick klarer. Der Pulsschlag hat sich leicht beruhigt, die "Wutbremse" wurde rechtzeitig gezogen.

Ein akuter Wutanfall geht häufig mit flacher Atmung bzw. Atemnot einher; der Blutdruck steigt. Das sprichwörtliche "Platzen vor Wut" kann darüber hinaus zu

  • Schweißausbrüchen
  • Zittern
  • Schwindel oder
  • Benommenheit

führen. Häufige sowie heftige Wutausbrüche stehen sogar im Verdacht, die Gefahr für

  • Herzrhythmusstörungen
  • Herzinfarkte sowie
  • Schlaganfälle

zu erhöhen. Deshalb ist es besonders wichtig, das eigene Wutverhalten zu erkennen.

Nur wer sich seines eigenen Wutverhaltens bewusst ist, kann künftig mögliche Auslöser besser wahrnehmen und frühzeitig entsprechend gegensteuern. Das eigene Verhalten positiv zu verändern, ist wie bei vielen anderen eingefahrenen Verhaltensweisen auch, ein schwieriger und vor allem längerer Prozess.

Damit das "Temperament" nicht durchbrennt – Was man tun kann

Bei "normalen" Wutausbrüchen infolge eines hitzigen Temperaments oder empfindlicher Übererregbarkeit, als Auswirkung von Stress oder Überbelastung, eignet sich jede Art der Entspannung wie beispielsweise Spaziergänge oder ein warmes Bad.

Um innerlich ruhiger zu werden sollte auch über Entspannungsmethoden wie z.B.

  • Meditation
  • Qi Gong
  • Yoga
  • Autogenes Training

nachgedacht werden. Allerdings gilt, egal für welche Art der Entspannungsvariante Sie sich entscheiden, eine Weile "durchzuhalten", da sich erste Erfolge erst nach regelmäßiger Anwendung einstellen. Wer darüber hinaus Einiges über pädagogische, körperorientierte Übungen erfahren möchte, lohnt ein Blick auf das Feldenkrais-Verfahren.

Volkshochschulen, Kirchenverbände oder Vereine bieten eine Vielzahl von Kursen sowie Lehrgänge für verschiedene Altersgruppen an.

Nutzen Sie die Gelegenheit und die Kraft, die sonst in Wutausbrüchen "verrauschen" würde, positiv für die Gesundheit.

Wutausbruch als Ausdruck von Aggressivität

Sofern der Grund für Wutausbrüche nicht nur ein hitziges Temperament ist, liegt die Ursache vielleicht viel tiefer. Auch seelische Verstimmungen wie Depressionen können zu Wut führen.

Böse Erlebnisse, Krankheit, Trauer und Tod, schlechte Erfahrungen, Ablehnung sowie Ausgrenzung sind seelische sowie körperliche zugefügte Schmerzen. Auf Dauer kann dies einen Menschen derart verändern, dass er Wut und Hass in sich trägt.

Meist bemerken die Betroffenen ihren negativen Zustand selbst nicht und reagieren ablehnend auf entsprechende Hinweise.

Psychologische Hilfe ist in diesen Fällen ratsam. In einfühlsamen Gesprächen, in denen dem Betroffenen Verständnis für sein aggressives Verhalten widerfährt, werden Lösungswege zur Bewältigung der negativen Gefühlslage erarbeitet.

Auch Wut und Ärger sind Gefühle

Wir fühlen und haben Gefühle. Positive sowie negative, die gleichermaßen ihre Berechtigung haben und deshalb auch unbedingt zugelassen werden sollten. Unterdrückte Gefühle bahnen sich irgendwann ihren Weg und münden zum Beispiel in Wut oder Ärger. Deshalb sollte weder Wut noch Ärger unterdrückt und über einen längeren Zeitraum mit sich herumgetragen werden. Deshalb ist es besonders wichtig, sich nicht von diesen negativen Gefühlen beherrschen zu lassen; ihnen gar Kontrolle und Macht im eigenen Leben zu geben.

Natürlich ist jeder von uns Ärgernissen aus den verschiedensten Anlässen ausgesetzt. Schließlich lebt niemand allein auf dieser Welt, Konflikte in der Gesellschaft, mit anderen Menschen, sind vorprogrammiert. Mal mehr oder weniger begegnen wir dem Ärger im Beruf, in der Familie, in der Beziehung oder im Freundeskreis. So ist das nun mal im Leben und gehört gewissermaßen auch dazu. Es kommt nur darauf an, wie Sie mit den ärgerlichen Situationen umgehen, auf Ihre Betrachtung sowie auf Ihre Wertung.

Dem Ärger den Wind aus den Segeln nehmen

Viele Menschen ärgern sich über alles und jeden. Manche benötigen noch nicht einmal einen Grund. Sie wachen bereits morgens verärgert auf, sind grimmig und strahlen eine entsprechende Aura auf ihre Mitmenschen aus.

Sicherlich kennen Sie den Ausdruck: Verbissen aussehen. In der Tat wirkt man mit festem, verbissenen Gesicht, dazu noch die Lippen fest aufeinander gepresst, wenig sympathisch. Nichts deutet auf die Bereitschaft hin, ein Lächeln zu zeigen. Dabei könnte es oft so einfach sein, Konfrontationen, die nichts weiter als Ärger und Wut erzeugen, mit einem Lächeln zu entschärfen. Die alte Weisheit "Der klügere gibt nach" schont die Nerven und nicht zuletzt Herz und Kreislauf.

Menschen, die die ständige Neigung zum Ärgern in sich tragen und jede Gelegenheit nutzen, sie auch zu "leben", bemerken ihre Verdrießlichkeit oft selbst gar nicht mehr. Der Ärger hat sich längst verselbstständigt und wurde Bestandteil des alltäglichen Ablaufs.

Sollten Sie selbst solche Verhaltensweisen an sich bemerken wird es höchste Zeit, die Notbremse zu ziehen. Starten Sie eine Selbst-Analyse. Fragen Sie sich, warum sie so verärgert sind.

Dies wird unter Umständen nicht so einfach zu beantworten sein. Vielleicht steckt tief in Ihrem Inneren Enttäuschung, Wut oder gar Traurigkeit. Wann immer Sie den inneren Groll verspüren, halten Sie inne. Heben Sie das Stopp-Schild und signalisieren Sie dem Ärger, dass er verschwinden soll. Lassen Sie in Ihren Bemühungen nicht locker und seien Sie ehrlich zu sich selbst.

Geben Sie Ärger wenig Chance, sich bei Ihnen einzunisten. Denn Ärger hindert

  • am positiven Erleben der Gegenwart
  • lässt in eingefrorenen Gefühlen verharren
  • beeinträchtigt das gesamte Wohlbefinden.

Sie vergraulen nicht nur Ihre Mitmenschen, sondern schaden sich selbst. Feste Gesichtszüge, Verspannungen der Nacken- und Schultermuskulatur sind einige Folgen von permanenter innerer Anspannung durch Ärger, Groll und Wut.

Das nächtliche Zähneknirschen, bei dem während des Schlafs ein mehrere Kilogramm schwerer Druck auf die Zähne ausgeübt wird, sowie Verspannungen der Kiefergelenke können ebenfalls durch innere Anspannung durch ständige Verärgerung begründet sein. Der "Zähneknirscher" bemerkt seine Nachtaktivität meist nicht. Eindeutige Hinweise dafür gibt der Zustand der Zähne bzw. der Kauflächen.

Situation erkannt – Wut und Ärger gebannt

Es gilt also, die eigenen Glaubenssätze gründlich zu überprüfen. Warum ärgere ich mich? Ist die Situation, das Ereignis es wirklich wert, mich den ganzen Tag, oder noch länger, darüber zu ärgern? Wer oder was löst den Ärger in mir aus? Wut? Verzweiflung? Enttäuschung? Produziere ich selbst Ärger in mir oder trifft er von außen auf mich?

Sicherlich spielen die eigenen Lebensumstände eine entscheidende Rolle und beeinflussen unser Verhalten entsprechend. Wer unzufrieden mit sich selbst, mit seiner Umwelt, mit seinem Arbeitsplatz, mit seiner gesellschaftlichen Stellung oder gar mit dem Partner ist, wird eher weniger positive Energie in sich tragen. Ist die "Grundstimmung" derart angeschlagen, haben Wut und Ärger es deutlich einfacher, Kontrolle über Verhaltensweisen zu erlangen.

Griesgrämigen und verärgerten Menschen ist Fröhlichkeit und Ausgelassenheit anderer oft ein Dorn im Auge. Sie fühlen sich durch deren Lachen oder deren Albernheit eher belästigt. Die Gegenwart fröhlicher oder glücklicher Menschen erzeugt bei ihnen oft Ablehnung, Neid bis hin zu Wutausbrüchen. Bekannte, Freunde oder Partner ziehen sich unter Umständen zurück. Seien Sie ehrlich: Fühlen Sie sich wohl in der Gegenwart eines griesgrämigen Mitmenschen, der sich bereits über die Fliege an der Wand ärgert? Über kurz oder lang kann unbeherrschte Wut und ständiger Groll zur sozialen Isolierung führen.

Fragen Sie sich in kritischen Situationen immer, ob sich Ärger jetzt wirklich lohnt! Wägen Sie ab, ob Reaktionen erforderlich sind. Und wenn ja, wie Sie reagieren wollen. Atmen Sie tief durch, zählen Sie bis Zehn. Sobald Sie den Ärger als nicht mehr so wichtig empfinden, hat er keine Kontrolle über Sie. Sie sind somit in der Lage, sich selbstbestimmt zu verhalten und zu handeln. So behalten Sie den Überblick, vermeiden eine Eskalation der Situation. Bedenken Sie: Worte, oder noch schlimmer, Handgreiflichkeiten, die der Wut entspringen, können nicht mehr rückgängig gemacht werden!

Die mit Wut und Ärger einhergehenden Gefühle sind menschlich, machen uns zu empfindlichen Wesen. Sie haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Denn in negativen Gefühlen steckt ein immens großes Energiepotenzial, welches auch zu Veränderungen im Leben befähigt. In Lebenssituationen, in denen es ständig Hindernisse sowie Ärgernisse zu bewältigen gilt, gibt Ärger und Wut oft den Anstoß zum Handeln. Eine neue Wohnung, ein neuer Arbeitsplatz, Trennung oder neue Beziehung – ist das Maß voll, zwingt der tägliche Ärger früher oder später zum Nach- bzw. Umdenken.

Durchbrechen Sie den Kreislauf! Es ist Ihr Leben! Einzigartig und kostbar.

Wollen Sie wirklich ein Leben lang wertvolle Energie verschwenden? Schaufeln Sie sich den Blick wieder frei für die erfreulichen Erlebnisse des Alltags.

Nichts ist so kraftraubend, wie sich ständig über Dinge zu ärgern, die es nicht wert sind!

 

Fotos: pixabay.com

 

Wie verhalte ich mich bei Ärger und Wut?
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