Kommunikation in der Filmwelt und im wahren Leben

In Filmen stellt es sich oft so dar: wenn einer spricht, hören alle anderen zu. Dann spricht der nächste und wieder hören alle anderen zu. Sehr oft bezieht sich der nächste Sprecher auf den Inhalt des vorherigen Sprechers. Und dann kommt der nächste an die Reihe usw. Jeder hat das Recht und die Zeit seine eigenen Ansichten darzulegen und kann sich sehr oft der Aufmerksamkeit seiner Kommunikationspartner sicher sein. Es kommt sogar vor, dass einer etwas sagt und die anderen dazu schweigen! Nicht abwertend schweigen, sondern zustimmend oder weil sie dazu einfach nichts mehr zu sagen haben. Das alles geschieht in Filmen, wohlgemerkt. Zweifler könnten anmerken, dass vielleicht ausländische Filme zu einfach synchronisiert wurden und deshalb diese vorbildlichen Kommunikationsstrukturen zustande kamen. Aber nein, diese sind auch in deutschen Filmproduktionen zu finden.

Und wie schaut es damit im alltäglichen, realen Leben aus? Ich persönlich finde selten diese vorbildliche Film-Kommunikation im wirklichen Alltag wieder. Spricht hier jemand in einer Gruppe von Menschen, kommt es vor, dass andere ihn unterbrechen, um möglichst schnell ihre persönliche Sicht der Dinge vorzubringen. Und die scheint sehr oft wichtiger zu sein, als die alle anderen. Und ehrlich, noch nie habe ich erlebt, dass eine Person etwas gesagt und alle anderen, die außerdem anwesend waren, es stillschweigend so stehen lassen konnten. Vielleicht liegt es daran, dass viele Menschen zu wenig Wichtigkeit in ihrem Leben erfahren. Indem sie ihre eigene Meinung in den Vordergrund aller anderen Meinungen gestellt sehen, wollen sie diese beweisen und verstärken.

Kommunikation im Berufs- und Privatleben

Zu unterscheiden ist Kommunikation im beruflichen und im privaten Sektor. Im Berufsleben sind einfache Kommunikationsregeln leichter einzuhalten, Gespräche an sich sind reglementierter, die emotionale Gesprächsebene ist nicht immer so präsent wie im Privatleben. Kaum ein Arbeitnehmer wird seinem Chef ins Wort fallen, um möglichst schnell seine eigene Meinung darzustellen. Im privaten Bereich gibt es verschiedene Kommunikationssituationen, einerseits familiäre mit allen oder einzelnen Familienmitgliedern oder Gespräche im Freundeskreis oder kurze Gespräche mit Bekannten. Letztere werden ähnlich höflich ausfallen wie solche im Berufsleben. Je enger die Beziehung zu dem Kommunikationspartner ist, desto mehr werden Gefühle mitschwingen und umso schwieriger werden für alle Beteiligten zufrieden stellende Gespräche.

 

Der Mensch als kommunikatives Wesen

Es gibt viele verschiedene Ansichten über Menschen. Unbestritten ist es, dass Menschen soziale Wesen sind, die den Austausch mit ihresgleichen brauchen, um sich gut zu fühlen. Inwieweit sich Menschen im sprachlichen Austausch wohl fühlen, hängt von ihrer Persönlichkeit ab und vom Grad ihres Selbstbewusstseins. Der Grundstein hierfür wird bereits im Kindesalter gelegt. Kinder, die von ihren Eltern positive Unterstützung erfahren haben und ein gesundes Selbstbewusstsein ausbilden konnten, werden als Erwachsene sich gern mit anderen austauschen wollen. Sie sind sich ihrer eigenen Person und ihrer eigenen Ansichten bewusst und werden es nicht nötig haben, anderen ins Wort zu fallen.

Ein schwieriger Bereich ist die Kommunikation unter Lebens- und Liebespartnern. Gefühle liegen hier dicht unter der Oberfläche und können sich unkonstruktiv in Gespräche "einmischen". Folgt man der Ansicht, dass Menschen sich selbst organisierende Systeme sind und jeder in seiner eigenen Welt lebt mit seinen eigenen, ganz persönlichen Sichtweisen, kann man alle anderen in ihren Selbstausdrücken -  denn nichts anderes sind dann statements -stehen lassen, ohne sich in irgendeiner Weise herausgefordert zu fühlen. Soweit zur Theorie. Oft stellt es sich ganz anders dar. Der Partner sagt etwas und will möglicherweise niemanden damit verletzen. Die Äußerung fällt aber im eigenen System auf fruchtbaren Boden, weil sie vielleicht an eine andere, vergangene, emotional negativ besetzte Situation erinnert und schon kann ein Streit beginnen. Die Gefühle kochen hoch und aus einer ursprünglichen Mücke entsteht der sprichwörtliche Elefant, bis niemand mehr genau weiß, worum es ursprünglich eigentlich genau ging.

 

Der Mensch als sich selbst organisierendes Wesen

Hilfreiche Kommunikationsregeln nicht nur für Paare:

  • Immer bei sich bleiben, Aussagen aus der "Ich"-Perspektive machen und nicht in ein anklagendes "Du" verfallen. Es macht einen Unterschied, ob jemand sagt: "ich versteh gerade nicht, um was es hier geht" anstelle von "Du redest immer Dinge, die kein Mensch verstehen kann".
  • Sich selbst beobachten, wenn man an den immer gleichen Gesprächsinhalten ausflippt.Hat das eher was mit der eigenen Geschichte, denn mit dem Partner zu tun?  Wer das unterscheiden kann, muss nicht zwangsläufig dem Partner die Schuld für das eigene Unwohlbefinden in die Schuhe schieben.
  • Erkennen, dass Kommunikation eine Angelegenheit von zwei Seiten ist. Hat sich eine unbefriedigende Gesprächskultur in eine Beziehung eingeschlichen, kann das bereits geändert werden, wenn nur einer der Gesprächspartner sein Kommunikationsverhalten ändert. Wenn nur einer anfängt zuzuhören, wird sich das positiv auf beide auswirken. Wenn nur einer aufhört im Vorübergehen wichtige Dinge fallen zu lassen, werden sich die Gespräche nach und nach verbessern. Wer unzufrieden ist, kann mit Veränderungen anfangen und sehr oft werden gemeinsame Veränderungen die Folge sein.  
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