Zukunftsnahrung In-vitro-Fleisch
35 Jahre nach dem ersten Retortenbaby kommt nun auch Fleisch aus der RetorteZukunftsvision Ernährungssicherheit
In Zeiten des Klimawandels wird immer deutlicher, welch großen ökologischen Fußabdruck beispielsweise die Tierhaltung und die Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft birgt. Bis endlich ein echtes Stück Fleisch auf unseren Tellern landet, hat die Haltung, Aufzucht, Versorgung und Fütterung der Tiere Klimabelastungen in erheblicher Größe verursacht. Diese Klimabelastungen überschreiten unsere biologischen Ressourcen dauerhaft, sodass wir gewissermaßen bei unserem Planeten auf Kredit leben. Neue Konzepte müssen daher entwickelt und zügig voran getrieben werden, um den Treibhauseffekt zu bremsen. Weiterhin ist inzwischen klar, dass die Ernährungssicherheit weltweit bei ständig steigenden Bevölkerungszahlen nicht längerfristig gedeckt werden kann. Auch hier sind also Innovationen gefragt.
Wenn als Lebensmittel vorgesehenes Fleisch tatsächlich künftig nicht mehr jahrelang auf der Weide stehen und grasen muss, sondern künstlich im Labor hergestellt werden kann, würde dies in punkto Klimabelastung und auch Ernährungssicherheit große Vorteile hervorbringen. Bei Rindfleisch beispielsweise würde der CO2-Ausstoß gänzlich wegfallen, Haltungs- und auch Fütterungskosten würden entfallen und die breite Masse der Menschheit könnte mit eiweißhaltigen Lebensmitteln dauerhaft und ausreichend versorgt werden.
In-Vitro-Fleisch als echte Alternative
In-vitro-Fleisch hat gegenüber herkömmlichem "echten" Fleisch den Vorteil, dass es in deutlich kürzerer Zeit "heranreifen" kann und dabei weder Weide noch Futter benötigt. Zudem handelt es sich um ein Produkt, das natürlichen Ursprungs ist und die gleichen Inhaltsstoffe (bis auf nicht vorhandenes Fett, da Muskelfleisch) wie normales Fleisch aufweist. Zudem wäre artgerechte Tierhaltung kein Thema mehr und Fleischesser würden auch in Zukunft auf ihre Kosten kommen. Hinzu kommt, dass der tierische Abfall (Teile des Tieres, die wir als Menschen nicht verzehren, ca. 55% des Rindes) wesentlich geringer ausfällt beziehungsweise bei Null liegt.
Pflanzliche Alternative: Quorn
Umso stärker die Bevölkerungsdichte ansteigt desto stärker muss nach alternativen Eiweißquellen gesucht und geforscht werden. Quorn gilt seit einiger Zeit schon als geeignete fleischähnliche aber vegetarische Alternative zu tierischen Lebensmitteln. Es wird industriell hergestellt und ist sehr eiweißreich. Das aus fermentiertem Schimmelpilzmyzel hergestellte Lebensmittel ist als Fleischersatz anzusehen und ist bereits als Schnitzelimitat im Handel erhältlich - in-vitro-Fleisch dagegen bisher nicht.
Tierische Alternative: Insekten
Traditionell werden in vielen Ländern Insekten als Delikatesse verspeist. Sollte in-vitro-Fleisch entgegen den derzeitigen Erwartungen dennoch nicht den Markt erobern, wären Insekten längerfristig gesehen eine der wenigen hochwertigen Eiweißquellen für den menschlichen Körper, sofern die Ernährungsversorgung (insbesondere mit Fleisch) nicht mehr für alle Bevölkerungsschichten sichergestellt werden kann.
Der Anteil des tierischen Abfalls (nicht verzehrte Teile der Insekten) läge hier bei durchschnittlich 20%, also schon deutlich geringer als beim Rind. Insekten sind allerdings speziell im europäischen Raum eher nicht als Nahrungsmittel anerkannt, sodass es schwierig sein wird, sie regelmäßig auf den Teller des Durchschnitts-Europäers zu bringen.