Schon mit 15 Minuten pro Tag kann man sehr viel erreichen!

Auch wer täglich nur 15 Minuten Zeit hat, um seinem Kind etwas vorzulesen, kann damit schon eine ganze Menge Gutes bewirken.

Vorlesen ist für Kinder unheimlich wichtig - vor allem für Vorschulkinder, aber auch für ältere Kinder, die schon selbst lesen können.

Man könnte sagen: Vorlesen ist wie Kuscheln - nur mit Lerneffekt!

Dabei sollte das Lernen beim Vorlesen überhaupt nicht im Vordergrund stehen, das Schöne ist: Das Lernen stellt sich für die Kinder ganz von selbst ein, auf natürliche und genussvolle Weise.

15 Gründe, warum Vorlesen Kindern (und Eltern!) so gut tut

1. Vorlesen ist eines der schönsten (all)täglichen Rituale. Kinder brauchen Rituale, sie vermitteln ihnen Sicherheit und Geborgenheit und dienen als Orientierung.

2. Kinder brauchen die Wiederholung von Geschichten - sie lieben den Reiz des Neuen, aber auch den Reiz des Bekannten. Durch die Wiederholung ihrer Lieblingsgeschichten lernen die Kinder, Inhalte und auch ihre Alltagserfahrungen emotional zu verarbeiten. Also bitte nicht genervt reagieren, wenn das Kind immer wieder dieselbe Geschichte hören möchte - das ist ganz normal und auch gut so.

3. Vorlesen weckt die Freude am Lesen, an Literatur und der Sprache.

4. Die ganz speziell ihnen gewidmete Zeit des Vorlesens vermittelt Kindern Anerkennung und Wertschätzung.

5. Vorlesen schafft und fördert eine positive Atmosphäre.

6. Vorlesen stärkt die Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson, baut Zuneigung und Vertrauen auf.

7. Vorlesen hilft dabei, Geduld und Ausdauer zu entwickeln, es stärkt die Konzentrationsfähigkeit.

8. Vorlesen fördert die Sprachentwicklung und Kommunikationsfähigkeit.

9. Vorlesen ist für Eltern (und Erzieher) eine der besten Möglichkeiten, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen. Auch schüchterne, zurückhaltende und verschlossene Kinder können im Rahmen einer Geschichte ermutigt werden, über ihre Probleme und belastenden Gefühle offen zu sprechen.

10. Geschichten sprechen die kindliche Fantasie an und die ist ganz wichtig! Viel Fantasie zu haben, so Kinderpsychologen, kann für Kinder niemals schädlich sein. Im Gegenteil: Eine reiche Fantase hilft Kindern dabei, ihren Alltag besser zu bewältigen.

11. Seit Jahrtausenden erzählen sich Menschen Märchen und Mythen. Auch Kinder spüren diese "Urkraft", die in solchen Geschichten verborgen liegt. Märchen tun der Kinderseele deshalb auch ganz besonders gut!

12. Vorlesen fördert die kindliche Kreativität - besonders wenn Kinder dazu ermutigt werden, aktiv am Vorlesen teilzunehmen und selbst in die Geschichte einzugreifen.

13. Vorlesen kann auch unruhigen Kindern dabei helfen, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen.

14. Vorlesen bietet gerade Schulkindern eine Möglichkeit zur geistigen Entspannung - hier wird kein Lernen gefordert und die Probleme des Alltags können in den Hintergrund treten. Übrigens ein Grund, warum Fantasyliteratur sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen so beliebt ist: Sie bietet Geist und Seele eine Art "Kurzurlaub" vom Alltagsstress und der Informationsflut, der wir alle täglich ausgesetzt sind.

15. Vorlesen trainiert die sozialen Fähigkeiten des Kindes, schult die emotionale Intelligenz. Durch Vorlesen lernen Kinder, sich in andere Menschen hineinzufühlen und andere (zunächst fremde) Perspektiven und Gewohnheiten zu verstehen und zu akzeptieren.

Was man beachten sollte - Die wichtigsten Vorlese-"Regeln"

- Regelmäßigkeit: der beste Vorlesezeitpunkt ist vor dem Schlafengehen am Mittag oder Nachmittag und am Abend

- Kinder sollten selbst (mit)entscheiden können, welches Buch bzw. welche Geschichte vorgelesen wird

- sich nach Möglichkeit Zeit für das Vorlesen nehmen: obwohl auch in 15 Minuten pro Tag schon viel erreicht werden kann, sollte man sich idealerweise für diese gemeinsame Aktivität ausreichend Zeit nehmen. Vor allem ist wichtig, dass weder Kinder noch Eltern (Erzieher) während des Vorlesens unter Zeitdruck stehen.

- auch das gemeinsame Durchblättern und Anschauen von Bilderbüchern ist wichtig und fördert die Kommunikation

- durch Kassetten, Hörspiele und Hörbücher kann die persönliche Beziehung beim Vorlesen nicht ersetzt werden

- natürlich können nicht nur Eltern Vorleser sein, sondern auch Großeltern, Geschwister, Tanten und Onkel, Freunde, ältere Schüler, Erzieher und Lehrer, Babysitter,...

Noch schöner wird das "Abenteuer Vorlesen" ...

... wenn man für das tägliche Ritual des Vorlesens sogar eine besondere Geschichtenecke einrichtet, zum Beispiel mit einer besonders schönen und kuscheligen Decke, vielleicht auch einem  kleinen Stoffzelt, einer hellen Lampe und einem angenehm riechenden Duftstein.

Damit Vorlesen keine Zeitverschwendung ist ...

... sollte man es richtig machen! Das behaupten zumindest die Psychologen der University of Alberta (Kanada) laut "Psychologie Heute" (April 2009).

Wichtig: Aktives Vorlesen statt passives Zuhören!

Kinder sollen einbezogen werden und "Eltern sollen etwas aus dem Vorlesen machen".

Das bedeutet:

  • das Kind zum Reden ermuntern: "Warum"-Fragen und offene Fragen zur Geschichte stellen: Wie könnte es weitergehen? Wie könnte die Geschichte heißen? Was hättest du getan? Welche Figur in der Geschichte würdest du gerne sein?...

  • weniger auf Bilder als auf Text und Zahlen konzentrieren

  • das Kind selbst fordern und aktiv werden lassen, z.B. durch Silbenzählen, Buchstabieren, Reime, Lieder, Fingerspiele, Wörter nachsprechen,...

  • durch Hilfsmittel wie ein Wörterbuch, ein Kinderlexikon, ein Wörterwürfel etc. kann das Vorlesen noch vertieft werden

  • besonders für unruhige Kinder gut geeignet: Bilder zur Geschichte zeichnen oder mit Knetmasse modellieren

Vorlesen verschenken!

Ein Gutschein für Vorlese-Stunden oder einen Geschichtenabend, ein Erzählkino oder Märchencafé sind eine richtig tolle Geschenkidee - auch für den kleinen Geldbeutel bestens geeignet!

Mehr zum Thema "Geschichtenkino" könnt ihr in diesem Blog-Beitrag lesen.

Übrigens: Vorlesen ist nicht nur etwas für Kinder! Auch unter Erwachsenen macht Vorlesen Freude. Gerade Erwachsenen tut es gut, mal vollkommen abzuschalten, entspannt zuzuhören - und zwar nicht dem Fernseher! Wer sich auf die Erfahrung einlässt, wird feststellen, dass sie sich wirklich lohnt!

Michaela, am 30.10.2010
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Bildquelle:
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