Auf den St. Nimmerleinstag verschieben.

In früheren Zeiten gab es Tagesheilige. Ein St. Nimmerlein kam aber im Heiligenkanon nicht vor. Wer etwas auf diesen Tag verschob, konnte also ewig warten. Denn der kam nie. Man wartete also vergeblich.

Der kleine Anbau ist das Plumsklo.

Die Notdurft fiel also durch ein Loch an der Burgmauer außen herunter. Dementsprechend hat das auch gerochen. Wer nun fragte: "Wie komm ich zur Burg?", der erhielt die Antwort: "Immer der Nase nach!" Mitunter hat der Adel auch schon mal den Wohnsitz gewechselt. Dann hieß es: "Der kann sich selber nicht mehr riechen." Damit wäre dieser Spruch schon mal erklärt.  Hygiene war wohl ein riesiges Problem in der damaligen Zeit. Für uns ist WC, Dusche und fließend Wasser heute normal.  

Benutzen tun wir sie alle, diese Redewendungen. Aber wer hat schon mal ein Kerbholz gesehen?

1) Alte Musketen hatten Zündschnüre oder Lunten, die konnte man schon vor   dem Schuss  riechen. Dieser Spruch bedeutet, eine Gefahr rechtzeitig zu erkennen.

2) Das Kerbholz war ein gespaltenes Holz mit identischen Kerben. Es war damals wie ein schriftlicher Vertrag unter Händlern. Legte man beide zusammen, mussten die Kerben übereinstimmen. War der Vertrag erfüllt, wurde es vernichtet. Heute ist die Bedeutung eher kriminell. Wer etwas auf dem Kerbholz hat, hat ein Verbrechen oder Vergehen begangen.

3) Durchhecheln, bedeutet über eine andere Person hinter ihrem Rücken tratschen. Tatsächlich ist die Hechel ein Arbeitsgerät mit Metallstacheln zum Auskämmen von Flachs oder Fasern.

4) Verhaspeln bedeutet, tatsächlich oder im übertragenem Sinne, den Faden zu verlieren. Auch die Haspel ist ein Arbeitsgerät, um Fäden zum Spinnen vorzubereiten.

Luntengewehr (Bild: eigen)

Sie rutschen uns selbstverständlich über die Lippen, aber den Ursprung kennen wir kaum noch.

5) Auf die Goldwaage legen bedeutet, jedes Wort dreimal umzudrehen. Nicht mal Fünfe gerade sein lassen. Eine Goldwaage musste ja extrem präzise sein. Und wer alles so genau nimmt, der ist halt pingelig.

6) Ellenlang zu reden. Die Elle war bereits im Altertum ein Maß, dem Ellenbogen nachempfunden. Bedeutet heute zu überziehen, die Zeit auszudehnen.

7) Der Dreschflegel diente, die Spreu vom Weizen zu trennen. Also das Korn zu bearbeiten. Aber es war auch eine Waffe der Bauern. Wer Dresche bekam, hatte meist diverse blaue Flecken. Der bekam halt Prügel.

8) Verheiratete Frauen mussten ihr Haar bedecken. Also eine Haube aufsetzen. Wurde sie vermählt, kamen selbige also unter die Haube.   

Goldwaage (Bild: eigen)

Es ist gut, solche Sachen einmal bildlich vor sich zu sehen.

9) An die Kandare nehmen, bedeutet ein Pferd zu bändigen. Ihm das Zaumzeug straff zu ziehen. Im übertragenem Sinne heißt das, jemandem seine Grenzen zu zeigen. Ihn mehr oder weniger kontrollieren. Eng zu führen.

10) Das Joch war ein Arbeitsgeschirr für Tiere. Lasten zu tragen oder zu ziehen. Unterjochen bedeutet also, jemanden zu unterdrücken, zur Arbeit oder Abgaben zu zwingen.

11)  Das Visier wurde im Kampf runtergeklappt. Der Gegner wurde dann durch die Schlitze beobachtet, also ins Visier genommen. Hatte der Ritter das Visier offen, war die Begegnung freundlich. Mit offenem Visier kämpfen steht heute für Fairness.

12) Türmen gehen, kommt tatsächlich von Turm. Der Trutzturm war das stärkste Gebäude der Burg. Drang der Feind in die Burg ein, verschanzte man sich im Turm. Dieser war schwer zugänglich und leicht zu verteidigen. Jedenfalls bis Verstärkung kam.   

Kandare (Bild: eigen)

Viele Redensarten kommen einfach aus der Praxis, und die war damals halt rauh.

13) Die Bauern aßen meist einen Brei. Deshalb hatte jeder Erwachsene einen eigenen Löffel. Der wurde gut bewahrt. Verstarb einer, vermachte er seinen Löffel dem Erben. Er gab also im wahrsten Sinne des Wortes den Löffel ab.

14) Der ist keinen Schuss Pulver wert. Pulver war knapp, und durfte nicht vergeudet werden. Ein Tod durch Erschießen war auch ehrenvoller, als durch den Strang. Wer die Kugel und das Pulver nicht wert war, wurde gehenkt oder geköpft.

15) Lampen oder Kessel hingen an Zargen mit Zähnen. Dadurch konnte man den Kessel höher oder niedriger hängen. Tiefer kochte es dann schneller. Einen Zahn oder eine Zacke zulegen bedeutet also, sich zu beeilen.

16) Sein Licht unter den Scheffel stellen. Ein Scheffel ist ein Hohlmaß. Wer seine Lampe unter den Scheffel stellt, verhindert die Sicht darauf. Keiner sieht das dann. Frei nach dem Motto: "Vornehm- und Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr!"  

Löffelhalter (Bild: eigen)

Dazu gehörte eine Sanduhr. Schon damals wusste man, nach 15 Minuten hört keiner mehr zu.

Ist doch ganz praktisch gedacht. Eine Uhr auf der Kanzel. Die waren halt gebildet unsere Vorfahren. Heutige Politiker sollten sich mal eine Scheibe davon abschneiden. Einige beißen in jedes Mikro voll rein. Und die Meisten hören sich selber gerne zu. Sachlich kurz und prägnant sind die wenigsten.

Bleibt der Saftsack, eine üble Beschimpfung!

Es kommt ganz klar vom Rauchen. Ist bereits das Wort Pfeife eine unfreundliche Wortwahl, wenn man dabei jemanden ansieht, so ist Saftsack die Verschlimmerung. Der Saftsack ist das Gefäß unten an der Pfeife, wo der Tabaksaft rein läuft. Also der kleine Behälter für den flüssigen Abfall. Hat absolut nichts mit anderen Beuteln zu tun. Und war damals sehr abfällig gemeint.    

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun noch die Erklärung Schlitzohr.

Früher gab es Handwerksbünde. Zimmerleute zum Beispiel. Die trugen einen Ohrring, der ihre Zunft kennzeichnete. Hat sich ein Mitglied lumpenhaft verhalten, wurde der Ohrring recht brutal entfernt, sprich abgerissen. Dabei wurde das Ohrläppchen gespalten. Man erkannte den Lumpen nun am "Schlitzohr". Wer also ein Schlitzohr an der Seite hat, dem sollte man nicht trauen.

Ich kenne jemanden, der hat ein Schlitzauge an seiner Seite. Der Betreffenden traue ich auch nicht.

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