5. Antike Statuen waren weiß

Der Mythos: "Antike Bildhauer schufen ihre Statuen aus weißem Marmor, den sie niemals bemalten. Deshalb waren alle antiken Skulpturen weiß."

Die Wahrheit: Ob in "Asterix"-Comics oder in Monumentalschinken: Antike Statuen wurden und werden stets weiß abgebildet. Logisch, denn schließlich sind wir von Bildern und Ausstellungen her an in Marmor gehauene Götter, Helden oder Cäsaren gewöhnt, die strahlender weiß als Julia Roberts‘ Zahnreihen glänzen.

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Die auf den ersten Blick bestechende Logik hat freilich einen entscheidenden Haken. Was geschieht mit auf Stein aufgetragener Farbe im Laufe der Jahrhunderte oder gar Jahrtausende?

Richtig: Sie blättert ab! Und schon ist das Rätsel gelöst, warum antike Statuen heute weiß sind. Das Verblüffende ist: Einst leuchteten viele dieser Skulpturen in grellsten Farben!

Anschauliche Beispiele finden Sie auf der Website zur Ausstellung "Bunte Götter" des Berliner Pergamonmuseums sowie im offiziellen Katalog zu dieser Ausstellung.

Doch woher weiß man eigentlich, in welchen Farben antike Statuen einst erstrahlten? Die Untersuchung von Skulpturen mittels ultravioletten Lichts sowie chemische und optische Analysen offenbaren die Restspuren der einstigen Bemalung. Dadurch werden farbtreue Rekonstruktionen möglich, die schonungslos aufdecken: Bereits vor tausenden Jahren hatten viele Künstler einen scheußlichen Farbgeschmack …

4. Geliebter Massenmörder Che Guevara

Der Mythos: "Che Guevara war ein tapferer Kämpfer gegen den US-Imperialismus und Faschismus, der sich für die Unterdrückten der Erde einsetzte."

Die Wahrheit: Che war ein brutaler, schwulenfeindlicher Psychopath, der Todesurteile nicht bloß anordnete, sondern höchstpersönlich vollzog.

Moment, das kann nicht sein! Che Guevara, dieser charismatische, unverschämt gut aussehende Latino ein blutrünstiger Mörder? Unmöglich! Warum schwärmen dann Millionen Menschen für ihn, warum wird er in Kuba als Volksheld verehrt, warum befindet sich in Wien sogar eine Che-Büste? Warum tragen unzählige Leute stolz sein Konterfei auf T-Shirts? Selbst das Supermodel Gisele Bündchen lief vor ein paar Jahren mit Che-Abbildungen auf ihrem Bikini über den Laufsteg! Können all diese Leute tatsächlich irren?

Ja, das können sie. Selbst heute noch schwärmen einige Menschen von "Uncle Joe", wie der ehemalige US-Präsident Roosevelt Josef Stalin ungeachtet seiner bestialischen Grausamkeit liebevoll nannte. Der Kommunismus, so der Tenor vieler Pseudo-Intellektueller, sei ja auch nur an den egoistischen Menschen gescheitert, nicht etwa daran, dass er überall dort, wo er herrscht, die Hölle auf Erden errichtet.

Kurzum: Wir Menschen lassen uns gerne verblenden. Der Mythos des für die Unterdrückten kämpfenden Che Guevara hat sich dabei ganz besonders hartnäckig im kollektiven Bewusstsein eingebrannt. Eigentlich erstaunlich angesichts dessen, dass die Untaten von Ernesto Rafael Guevara de la Serna, wie Che mit vollem Namen hieß, keineswegs völlig im Verborgenen liegen.

"Die Situation war für die Männer und für ihn unangenehm, also machte ich dem Ganzen ein Ende und schoss ihm mit einer 32er Pistole in die rechte Gehirnhälfte mit Austrittsloch am rechten Schläfenbein. Er röchelte noch ein wenig, dann war er tot", merkte er etwa lakonisch zur höchstpersönlichen Erschießung eines "Verräters" an.

Als Handlanger Fidel Castros – einer weiteren Ikone realitätsfremder Linker – ließ er ein Arbeitslager auf Kuba einrichten, in welchem zahlreiche "Regimefeinde", gefoltert und ermordet wurden. Nach dem Vorbild stalinistischer Säuberungen, ließ er bevorzugt Bauern hinrichten, die er als Konterrevolutionäre betrachtete. Schwule wurden zur "Umerziehung" ins Arbeitslager verfrachtet und gegebenenfalls hingerichtet. Ordentliche Gerichtsurteile wurden, auch dies eine frappierende Parallele zu Uncle Joe, als überflüssig erachtet. Wen Che als Feind betrachtete, landete in einem von hunderten Arbeitslagern.

Berichten nach soll er ausländischen Besuchern, die das kubanische Revolutions-Idyll mit eigenen Augen bestaunen wollten, angeboten haben, sich irgendeinen Häftling in den besichtigten Arbeitslagern auszusuchen, der zur Belustigung Ches zu Tode gefoltert wurde. Unglaubwürdig klingen derartige Berichte nicht, gehen konservative Schätzungen doch von mindestens zweihundert persönlich von Che angeordneten Hinrichtungen aus. Anderen Schätzungen zufolge könnten es weit über zehntausend gewesen sein..

In seiner Funktion als kubanischer Industrieminister bereitete Che 1962 die Stationierung russischer Atomwaffen auf der Insel vor, was zur "Kubakrise" und einem Beinahe-Atomkrieg der Supermächte führte. Nicht, dass Che mit einer atomaren Apokalypse irgendwelche Probleme gehabt hätte. Journalisten einer kommunistischen Zeitung gegenüber bedauerte er es, von den Russen keine Erlaubnis zum Abschuss der Atomwaffen auf die USA erhalten zu haben. Selbst der skrupellose Fidel Castro wollte Che, der Kubas Wirtschaft ruiniert hatte und das Land zusehends in die völlige politische Isolation führte, nur noch loswerden.

Angesichts seiner Gräueltaten und dem Umstand, dass er die Welt an den Rand eines atomaren Schlagabtausches brachte, stellt sich die berechtigte Frage: Warum wird Che Guevara als jener Friedensengel verehrt, der er nie war? Nun, da wäre zum einen dieses Foto ..

Che Guevara

Che Guevara (Bild: http://pixabay.com/)

Geschossen hat es ein gewisser Alberto Korda am 5. März 1960 bei einer Ansprache Fidel Castros in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Populär machte die Aufnahme der italienische Verleger Giänfranco Feltrinelli. Che selbst hielt an diesem Tag keine Ansprache, sondern lauschte nur den erhabenen Worten des Máximo Líder und wurde von Korda in jenem Moment erwischt, als er am Rande des Podiums über die Menge hinwegblickte. Vielleicht machte er sich bloß Gedanken darüber, welche Zuhörer er als Nächstes in ein Arbeitslager schicken sollte.

Zum anderen wurde Che sehr geschickt zu einer Ikone der Pazifisten aufgebaut, was zu so manchen köstlichen Treppenwitzen der Geschichte führte. Als 2005 Carlos Santana bei der "Oscar"-Verleihung ein T-Shirt mit Ches Konterfei trug, muss geschichtskundigen Zusehern ein amüsiertes Lächeln über die Lippen gehuscht sein, hatte doch Che Guevara einst unter anderem "imperialistische" Jazz- und Rock-Musik auf Kuba verboten ...

 

Lesetipp: Interview mit einem ehemaligen Weggefährten Che Guevaras

3. Sklaven errichteten die Pyramiden

Der Mythos: "Die Pyramiden mussten von Sklaven gebaut werden, die rücksichtslos ausgebeutet wurden."

Die Wahrheit: Welches Bild schwebt Ihnen vor, wenn Sie an den Bau der Pyramiden denken? Mit ziemlicher Sicherheit hunderttausend Sklaven, die täglich tonnenschwere Steine über den heißen Wüstenboden schleifen mussten, während ein Sklaventreiber unermüdlich die Peitsche schwang. Vielleicht denken Sie auch an Außerirdische, die sich die Zeit auf Erden mit dem Bau von Monumenten vertrieben.

Wie wäre es mit folgendem Bild? Etwa zwanzig- bis dreißigtausend auf ihre jeweiligen Tätigkeiten spezialisierte Arbeitskräfte arbeiteten in wechselnden Turnusdiensten und wurden hierfür vom Pharao entlohnt. Ärztliche Versorgung war ebenso selbstverständlich wie die Bereitstellung von Nahrung, um die Männer bei Kräften zu halten.

Diese Version klingt doch schon ganz anders als die vertraute! Wie viele Menschen beim Bau der jeweiligen Pyramiden beschäftigt waren, ist unklar. Moderne Schätzungen gehen von den erwähnten Zahlen aus. Mittlerweile herrscht ein Konsens darüber, dass zumindest beim Bau der Pyramiden des Alten Reiches (ca. 2707–2216 v. Chr.) keine Sklaven eingesetzt wurden.

Dies wäre auch gar nicht nötig gewesen, da es Teil des Glaubens war, durch den Bau der Pyramiden zur Wiedergeburt des Pharao und zum Wohlergehen des Landes beizutragen. Tatsächlich spornten sich die Arbeiter gegenseitig zu Höchstleistungen an, indem sie in kleineren Einheiten, so genannten Phylen, schufteten, die in Konkurrenz zueinander standen, etwa so, wie wir es heute von Sportteams gewohnt sind.

Woher stammt dann aber unsere Vorstellung von gigantischen Sklavenheeren, die bis zum Umfallen schuften mussten? Diese verdanken wir dem Griechen Herodot, der als Vater der Geschichtsschreibung gilt. Da er mehr als zweitausend Jahre nach dem Bau der Pyramiden von Gizeh Ägypten bereiste, war er auf Erzählungen der Einheimischen angewiesen. Diese berichteten ihm, insgesamt hätten 100.000 Sklaven jahrelang an der Errichtung gearbeitet.

Herodot nahm diese Angaben für bare Münze, wie er überhaupt anfällig für opulente Übertreibungen gewesen sein dürfte. So gab er etwa die Größe des persischen Heeres, das in der berühmten Schlacht bei den Thermopylen auf den Widerstand der hellenischen Verteidiger unter dem spartanischen König Leonidas gestoßen war, mit fünf Millionen Mann an. Das wären zwei Millionen Soldaten mehr gewesen, als der Wehrmacht 1941 bei ihrem Russland-Feldzug zur Verfügung standen!

Somit können wir das Bild der von 100.000 Sklaven errichteten Pyramiden ad acta legen. Und da wir schon dabei sind: Obwohl die Cheops-Pyramide mit ursprünglich 146 Metern die höchste Pyramide der Welt ist, so ist sie bei weitem nicht die größte. Die mexikanische Pyramide von Cholula weist ein Volumen von 4,5 Millionen Kubikmetern auf – das sind zwei Millionen mehr als bei der Cheops-Pyramide. Übrigens sind die Pyramiden von Gizeh das letzte noch erhaltene der sieben antiken Weltwunder. Hand aufs Herz: Wissen Sie noch, welches die anderen waren? Falls nein, klärt Sie dieser Artikel über die sieben Weltwunder der Antike auf!

2. Eskimos leben in Iglus und haben tausende Wörter für Schnee

Der Mythos: "Was ein echter Eskimo ist, der pinkelt nicht in den Schnee. Schließlich macht er daraus ja sein Iglu, in dem er lebt. Außerdem ist das Wort ‚Eskimo‘ eine Beleidigung! Die heißen Inuit!"

Die Wahrheit: Zunächst einmal ist unklar, was genau der Begriff "Eskimo" bedeutet. Die angebliche Bedeutung "Rohfleischesser" ist längst widerlegt, weshalb sich auch kein Eskimo beleidigt fühlt, wenn er als solcher bezeichnet wird. Der Begriff Inuit für alle indigenen Völker des nördlichen Polargebietes ist ohnehin falsch, da man hierbei nur die Völker Grönlands und Nordkanadas einschließen würde. Bleiben wir deshalb der Einfachheit halber bei "Eskimo", auch wenn dieser Begriff den Makel besitzt, von den Eroberern verwendet worden zu sein, ähnlich den uns geläufigen Bezeichnungen der indigenen amerikanischen Völker.

Belegt ist hingegen, dass die Eskimos keineswegs hunderte oder gar tausende verschiedene Wörter für Schnee besitzen. Dieser Mythos geht vermutlich auf den Ethnologen Franz Boas zurück, der demonstrieren wollte, wie die verschiedenen Völker die Welt um sie herum unterschiedlich klassifizieren würden. Aus jenen vier angeblichen Eskimo-Wörtern für Schnee wurden – dieser Kalauer muss erlaubt werden – durchs mediale Schneeballsystem hunderte und bisweilen sogar tausende unterschiedlicher Wörter.

Vermutlich werden Sie es bereits ahnen, aber Eskimos leben beileibe nicht in Iglus – genauso wenig übrigens, wie Urzeitmenschen in Höhlen wohnten. Als Jäger mussten sie freilich der Beute – Robben, Karibus, Wale, Walrösser – auf den Fersen bleiben. In unwirtlichen arktischen Umgebungen konnte man natürlich nicht unter dem freien Sternenhimmel schlafen. Hierfür wurden die Iglus gebaut, ein Handwerk, das einige Übung verlangt, wie dieses kurze Video veranschaulicht.

Iglu bedeutet zwar ungefähr so viel wie "Wohnung", ihren festen Wohnsitz hatten und haben die Eskimos jedoch in konventionell errichteten Häusern. An vielen Schulen im nördlichen Polargebiet wird das Bauen von Iglus aber immer noch unterrichtet. Vermutlich deshalb, um später einmal Touristen beeindrucken und sich im Inneren unablässig die Frage ignoranter Europäer anhören zu können, weshalb Eskimos tausend Wörter für Schnee benötigen.

1. Der Wilde Westen war … nun ja, wild!

Der Mythos: "Im Wilden Westen war jeder Saloon-Besuch wie Bungee-Jumping ohne Seil."

Die Wahrheit: Unzählige Filme und Romane haben unser Bild vom "Wilden Westen" klar geprägt. Wer überleben wollte, musste schneller ziehen und besser zielen können als die anderen, wer keine Knarre bei sich trug war so gut wie tot und wenn die Langeweile überhandnahm, wurde der Zerstreuung willen ein Schwarzer gelyncht. Der Wilde Westen wird heute als die Verkörperung von Thomas Hobbes‘ bekanntem Zitat "Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen; jener, wenn man die Bürger untereinander, dieser, wenn man die Staaten untereinander vergleicht" angesehen. Denn, so der Mythos, in dieser düsteren – oder vielmehr von der Wüste staubigen – Ära kämpfte jeder für sich und galt das Dschungelgesetz: Der Stärkere behielt Recht!

Zweifellos war diese Ära von gewaltigen Veränderungen geprägt. Der blutige Sezessionskrieg (1861 – 1865) war gerade erst vorbei, ehemalige Sklaven waren plötzlich freie Menschen, die Eisenbahn wurde zum wichtigsten Transportmittel, Telegrafenmasten schossen wie Pilze aus dem Boden und die letzten Widerstandsnester der indigenen Völker wurden erbarmungslos ausradiert.

Dennoch: Konträr zu den beliebten Mythen vom Wilden Westen duellierten sich keineswegs unablässig Revolverhelden und war das Risiko, erschossen zu werden, nicht besonders hoch und vermutlich sogar weitaus geringer als jene, in heutigen No-go-Areas Opfer eines Verbrechens zu werden. Überhaupt zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass das liebgewonnene Bild des Wilden Westens kaum mit der Realität übereinstimmt.

Beispielsweise war das Leben eines Cowboys meist eintönig und mit harter körperlicher Arbeit verbunden. Zwar zählte der Schutz von Rinderherden zu den Aufgaben eines Cowboys, die meiste Zeit verbrachte dieser jedoch mit der Betreuung der Tiere oder dem Errichten und Ausbessern von Zäunen. Wahr ist, dass die Blue Jeans die "Arbeitshosen" der Cowboys wurden. Der in die USA ausgewanderte Bayer Levi Strauss fertigte strapazierfähige Jeans, die sich in Windeseile gegenüber den rasch zerschlissenen Baumwollhosen durchsetzten.

Übrigens waren Cowboys, anders als es Westernfilme suggerieren, nicht durchwegs Weiße. Es gab auch viele Schwarze und Indianer, die als Cowboys arbeiteten. Nach dem Verbot der Sklaverei konnten Schwarze sogar Marshalls werden, wie im Falle eines gewissen Bass Reeves, der in Arkansas eben jenes Amt ausübte und möglicherweise das reale Vorbild des in den USA bekannten Westernhelden Lone Star gewesen sein dürfte.

Doch wie verhielt es sich nun mit den Revolverhelden? Diese gab es zwar, die nervenaufreibenden Duelle aus Westernfilmen und Comics dürften aber ins Reich der Phantasie gehören. Revolver waren zu jener Zeit meist von minderer Qualität: Das Nachladen war umständlich und wenn die Waffe aus schlechtem Stahl hergestellt war, konnten kaum präzise Schüsse abgefeuert werden. High-Noon-Duelle, bei denen sich die Kontrahenten dutzende Meter entfernt gegenüber standen, existierten deshalb wohl nur in Hollywoodstudios. Die reichlich unfaire Methode, Gegner hinterrücks oder wenn sie unbewaffnet waren zu erschießen, erfreute sich großer Beliebtheit – Clint Eastwood wäre nicht amüsiert gewesen!

Auch wenn für viele Menschen das Leben in dieser Ära kein Zuckerschlecken war: Gewaltexzesse waren selten, sodass das Bild einer unerbittlich rauen Welt, in der man jederzeit mit einem Blauer-Bohnen-Schauer rechnen musste, stark überzeichnet ist.

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