6 Tipps zum Kamera-Kauf
Nicht zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr lang buhlen Hersteller mit bunter Werbung um ihre Digitalkameras. Sechs kurze Tipps führen Sie durch den Einkaufsdschungel.1. Blende & Blitz – Fotografieren ist wie Malerei mit Licht
Viele werden es schon vergeblich versucht haben: Fotos bei stockfinsterer Nacht oder in dunklen Räumen – etwa in einer Diskothek – sehen schnell körnig, dunkel und verschwommen aus. Denn Fotografieren braucht Licht! Je mehr Helligkeit in der Umgebung, desto besser. Und wenn nicht gerade die Sonne scheint, bleibt noch ein Blitz oder eine hohe Lichtstärke. Dem integrierten Blitz der Digitalkamera sollte es gelingen, natürliche Farben und Details wiederzugeben, schlechte Blitze lassen gerade Gesichter viel zu hell, glänzend und blass erscheinen.
Der Hersteller Canon setzt hierfür beispielsweise auf das "HS-System‟ (High-Sensitivity). Lichtstarke Objektive mit großen Blendenöffnungen, also einem möglichst geringen "F-Wert‟, eignen sich perfekt für Fotos bei wenig Licht und lassen viel Spielraum bei der Wahl der Belichtungszeit und der Schärfentiefe. Weniger lichtstarke Kameras benötigen bei Dunkelheit einen hohen ISO-Wert und verursachen dadurch unschönes Bildrauschen.
Vorne am Objektivring ist die Lichtstärke immer angegeben: f/1,8 oder 1:1,8 ist die gängige Schreibweise (und nebenbei auch ein Topwert).
2. Megapixel – Ist mehr auch wirklich besser?
Je mehr, desto besser! Das suggeriert zumindest die Werbung, wenn es um die Megapixel einer Digitalkamera geht. Dieser Wert alleine sagt jedoch noch nicht viel über die tatsächliche Qualität der Fotos, sondern gibt lediglich die maximale Anzahl an Millionen Bildpunkten an, die der Sensor erzeugen kann. Die Auflösung einer Kamera ist dabei neben der Anzahl Pixeln ebenso durch Objektiv, Größe der Pixel, Größe des Sensors und Leistungsstärke des Prozessors beeinflusst.
Natürlich kann ein Foto einer 12-Megapixel-Kamera größer ausgedruckt werden, als ein Foto einer 5-Mepapixel-Kamera. Trotzdem kann eine 10-MP-Kamera theoretisch ein rundum besseres und feineres Gesamtbild abliefern als ein 11, 12, oder 13-MP-Kamera. Für das Standardformat 10x15cm würden prinzipiell 5 Megapixel reichen, ab DinA4 wären mindestens 8 Megapixel angebracht. Da hier nur Testfotos bzw. Vergleichsfotos weiterhelfen, sollte man sich vorab Testberichte durchlesen.
3. WLAN – ein hilfreiches Kamerafeature?
Die obige Frage kann sehr leicht mit einem großen JA beantwortet werden. Je nach Anwendungsgebiet ist dieses Feature tatsächlich sogar mehr als ein "Nice to have‟. Denn die Möglichkeit, Bilder hochladen zu können, direkt ausdrucken zu können oder mit dem Smartphone und Tablet verbinden zu können, ist enorm attraktiv. Vorraussetzung ist natürlich ein naher Wlan-Hotspot sowie die benötigte Hardware (wie zum Beispiel ein Wlan-Drucker).
Eine der häufigsten Verwendungszwecke ist vor allem das Teilen der Fotos auf sozialen Netzwerken. Hierfür wird die Kamera wie ein Handy benutzt, um Bilder auf Twitter, YouTube, Facebook & Co unmittelbar nach dem Auslösen zu sharen und per GPS-Funktion gegebenenfalls sogar mit Geotagging / Standortinformationen auszustatten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wer nicht nur Handyschnappschüsse auf Instagramm teilen möchte, sondern qualitativ ansprechendere Werke veröffentlichen möchte, ist auf genau dieses Feature angewiesen.
Ein weiterer Vorteil (besonders auf langen Reisen) ist die Möglichkeit, seine Fotos nicht nur auf der SD-Karte, sondern auch stets online in einer Cloud zu speichern und sie somit direkt abzusichern und von überall darauf Zugriff zu haben.
4. Brennweite und Zoom
Die Brennweite gibt die Entfernung zwischen der Aufnahmeebene, also dem Kamerachip, und der Objektiv-Hauptebene in Milimetern an. Je mehr Brennweite, desto enger wird der Bildausschnitt = desto größer wird der Zoom. Wenn man durch ein 50mm-Objektiv blickt, dann spiegelt das ungefähr den Blickwinkel unseres eigenen Auges wieder. Weniger als 50mm bezeichnet man als Weitwinkel, der sogenannte Fish-Eye-Effekt tritt dann bei unter 20mm auf. Bei mehr als 50mm ist man im Tele-Bereich, der Zoomfaktor.
Doch je weiter die Brennweite geht, desto schwieriger ist es, gute Fotos zu knipsen, da trotz Bildstabilisierung Verwackler drohen und die Lichtstärke abnimmt. Neben diesem optischen Zoom gibt es natürlich noch den digitalen Zoom, der lediglich einen Bildausschnitt vergrößert, ohne dabei wirklich das Objekt "heranholt‟ und dadurch zumeist im Pixelmatsch endet.
5. Wie schnell soll meine Kamera sein?
Eine Digitalkamera lebt davon, schnell einsatzbereit zu sein, um die schönsten und denkwürdigsten Momente einzufangen. Daher ist eine kurze Einschaltzeit ein absolutes "Must-have‟, hier sollte man genau auf die angegebene Sekundenzahl achten, unter zwei Sekunden sollte schon drin sein. Ebenso wichtig ist ein schneller Autofokus, denn selbst wenn die Digitalkamera blitzschnell angeschaltet ist, kann ein schnarchender Scharfstellprozess das Fotovergnügen beenden. Mehr als eine halbe Sekunde sollte der Autofokus nicht brauchen, um das Objekt anzuvisieren.
Der Schnappschuss selbst wird durch die sogenannte Belichtungszeit gemessen, ein schnelles Foto bekommt man etwa bei 1/500 Sekundenbruchteil. Bei unter 1/60 drohen Verwackler, ab 1/8 ist die Belichtungszeit so lang, dass man schon künstlerische Effekte wie fließendes Wasser oder eine Stadt Skyline bei Nacht einfangen kann – Vorraussetzung ist ein stabiles Stativ.
6. Bewertungen lesen
Last not least ist vor jedem Kamerakauf erste Pflicht, sich vorab zu Informieren. Das geht etwa durch Fachzeitschriften oder lokale Fachhändler. Heutzutage kann man es sich jedoch noch leichter machen und alle wichtigen Infos aus dem Netz holen. Hier helfen zunächst die Herstellerseiten weiter, etwa von
Darüber hinaus kann amazon.de ein guter Anlaufpunkt sein, denn bei über 100 Bewertungen (die ja selbst auch nochmal als "Hilfreich‟ gekennzeichnet werden können) sollten ein paar dutzend wirklich gute Argumente für oder gegen den Kauf dabei sein.
Ebenfalls konsultieren sollte man Erfahrungsberichte in Blogs oder Testportalen. Es gibt zahlreiche hervorragende Fotografie-Blogs, ein wenig Stöbern im großen Angebot macht jedoch enorm Spaß. Eine toller Blog ist beispielsweise Traumflieger, wo der freie Fotograf und Fachbuchautor Stefan Gross seit über zehn Jahren über seine Erfahrungen berichtet. Bei Google findet man auch neben der bekannten Homepage der Fachzeitschrift Chip (wo Digitalkameras jedoch nur einen kleinen Teil einnehmen) noch digitalkamera.de, wo Jan-Markus-Rupprecht und sein Team seit 1997 Tipps und Tricks rund um das Erlebnis Digitalfotografie schreiben. Und schnell landet man ebenfalls beim digitalkamera-testportal, das vor allem durch ein eigenes übersichtliches Ranking mit Testberichten hervorsticht, wenn man zwischen mehreren verschiedenen Modellen schwankt und eine Hilfestellung braucht.
Bildquelle:
Andreas Kolossa
(Schmetterlinge ... so gelingen faszinierende Fotos)
Sabine Heppert
(Faszinierende Ansichten der Makrofotografie)
Ruth Weitz
(Wie macht man ein schönes Profilbild)