Foto: Carola Schilling

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Die Staatsreligion in Ägypten - Der Islam und andere Glaubensgemeinschaften

Wer nach Ägypten reist, wird überrascht sein. Zwar ist im Land der Pharaonen der Islam die Staatsreligion, doch besteht die Bevölkerung tatsächlich aus einer Vielzahl von Religionsmischungen, wie etwa gläubige Christen, Juden und vor allem Kopten. Es existieren daneben auch noch andere kleine Glaubensgemeinschaften. Der größte Anteil besteht allerdings aus sunnitischen Muslimen von nahezu 90 Prozent.

Basar in Kairo

Foto: Carola Schilling

Blick auf Kairo

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Die Fastentage in der koptischen Kirche - Knapp 200 Fastentage gibt es im Jahr

Die ägyptische Küche ist in der Regel ohnehin von vegetarischen Gerichten geprägt. Fleisch ist  recht  teuer und Schweinefleisch wird aus religiösen Gründen des vorherrschenden Islam so gut wie nicht in Ägypten angeboten. Jährlich zusammengerechnet gibt es in der koptischen Kirche tatsächlich etwa um 200 Fastentage, wobei die vorösterliche Fastenzeit von 55 Tagen die härteste Fastenzeit darstellt. Hauptsächlich wird in der koptischen Kirche an den vorgeschriebenen Fastentagen auf tierische Produkte verzichtet. Nahezu 90 Prozent aller Kopten in Ägypten halten sich daran.

Die koptische Kirche - Frühe Christen in Ägypten
Die Kopten. Leben und Lehre der frühen Christen in Ägypten

Die Fastenzeit Ramadan - Ramadan und der Islam

Ramadan ist die Zeit der Traditionen. Der Zeitraum des Ramadan ändert sich von Jahr zu Jahr und wird bestimmt durch den Mondkalender (der neunte Monat eines muslimischen Mondjahres). Während dieser Fastenzeit nehmen sowohl gläubige, aber auch die meisten säkularen Muslime für 30 Tage weder flüssige noch feste Nahrung zu sich, und zwar genau in der Zeit von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang eines jeden Tages. Weder Kaffee, Rauchen noch der Beischlaf mit dem Partner sind während der Fastentage des Ramadan gestattet. Der Genuss von Alkohol ist gläubigen Muslimen ohnehin verboten.

Der Spiegel des Islam - Respektvolles Miteinander

Unabhängig davon, dass der Islam in Ägypten durchaus als liberal anzusehen ist, dürfen Kinder, Schwangere und Kranke nach den Regeln in der Ramadanzeit übrigens durchaus zwischendurch essen und trinken. In der Fastenzeit beginnt das Leben auf den Straßen allerdings tatsächlich erst nach Sonnenuntergang. Die Basare öffnen abends und an den vielen kleinen Bäckereien stehen die Menschen Schlange. Die Moscheen sind bunt geschmückt und rufen zum Gebet. Es ist üblich, dass Muslime viele arme Mitmenschen auf der Straße während des Ramadan mit Geld und Speisen beschenken. Sogar fremde Personen, Touristen oder Reisende werden einfach ohne Arg angesprochen und herzlich eingeladen, am abendlichen Mahl im Kreise der Familie teilzunehmen. Die Stimmung ist sehr herzlich und vor allem äußerst gastfreundlich.

In einer Moschee

Foto: Carola Schilling

Moschee in Kairo

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Als Tourist in Ägypten während der Fastenzeit - Achtung vor der anderen Religion

Wer sich im Land der Pharaonen während der Fastenzeit aufhält, sollte vor allem Respekt vor  anderen Religion und den gläubigen Menschen mitbringen. Dazu gehört, während des Ramadan in der Öffentlichkeit am Tage eher nicht zu rauchen oder sich genussvoll die Flasche Wasser mitten auf der Straße vor allen anderen Personen an die Lippen zu setzen. Die Straßen in Kairo sind heiß, stickig und laut. Während der Dauer der Fastenzeit reagieren gläubige Ägypter mitunter etwas gereizter und nervöser auf Menschen, die offensichtlich ihrem Glauben keinen Respekt zollen. Wer als Landesgast ein wenig an den Rand der Straße oder eines Gebäudes tritt und nicht provozierend offen sichtbar für alle raucht oder trinkt, hat allerdings überhaupt nichts zu befürchten. Im Übrigen erwachen die Basare und Märkte ohnehin während des Ramadan erst am Abend zum Leben. Sogar viele Banken und andere öffentliche Institutionen in Ägypten haben in der Fastenzeit verkürzte Offnungszeiten oder öffnen ihre Pforten erst weit nach Sonnenuntergang.

Traditionelle Gerichte während der Ramadanzeit - Leichte und süße Küche

In Ägypten zählen in der Fastenzeit insbesondere recht leichte und bekömmliche Gerichte zum traditionellen Speiseplan, wie etwa ein kräftig mit Knoblauch, Tomaten und Zwiebeln gewürzter Bohneneintopf. Viel Gemüse, frische Früchte und getrocknete Datteln ergänzen die Tafel optimal. Nach Sonnenuntergang finden sich ebenfalls zahlreiche Süßspeisen und süßes Gebäck auf den Tellern.

Nach einem heißen Tag wird als gesunder und vitaminreicher Durstlöscher vielfach neben Wasser ein stark gesüßter Tee aus Hibiskusblättern oder auch aus frischen Früchten gepresster Saft dargereicht.

Das Ende des Ramadan in Ägypten - Das Zuckerfest

Wie in vielen anderen islamisch geprägten Ländern auch, wird das Ende des Ramadan in Ägypten mit dem Zuckerfest gefeiert. Die Art des Feierns könnte man beinahe mit dem christlichen Weihnachtsfest vergleichen, denn auch hier werden die Kinder mit kleinen Gaben und Laternen  beschenkt, die Familie trifft sich in den Moscheen zunächst zum Beten und feiert danach ausgelassen, es wird gemeinsam gegessen und getrunken. Kairos Straßen sind nach ägyptischer Tradition überall festlich beleuchtet, Musik und sanftes Trommeln dringen durch die Straßen. Die Menschen sind fröhlich und ungezwungen, sie sitzen größtenteils auf den Straßen Kairos auf Decken und Kissen, feiern miteinander, ob fremde oder vertraute Personen ist dabei vollkommen gleichgültig. Die Kinder freuen sich über ihre Geschenke, es wird getanzt und gelacht bis fast zum frühen Morgen.

Autor seit 13 Jahren
68 Seiten
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