Flamenco

Ana Ayromlou, die übrigens auch mit Pferden tanzt (Bild: Oliver Jubin, Herbert Stein)

Was ist Flamenco wirklich?

Es wird überliefert, dass vor allem die Zigeuner* aus Indien diese Kunstform im 15. Jahrhundert nach Andalusien brachten. Es mischten sich auch Elemente der byzantinischen Liturgie der Urkirche Spaniens, arabische und persische Musik und die Synagogengesänge der Juden darunter.

In Cante, das ist der Gesang, Baile für den Tanz und Toque, das bedeutet die Gitarrenbegleitung, teilt man den Flamenco auf. "Cante jondo" oder "Cante grande" nennt man den Gesang, der Schwermut ausdrückt, Leid, Verfolgung, eine unglückliche Liebe. Wie schon der berühmte Flamencosänger El Cigala es ausdrückt: "Wenn keine Pein in deinem Herzen ist, gibt es keinen Gesang". Und weiter: "An dem Tag, an dem alles perfekt und sonnig ist in meinem Leben, will ich nach der Dunkelheit suchen." 

Erst im 19. Jahrhundert kam der "Cante chico" hinzu, das heißt übersetzt "der kleine Gesang", der lebensfroh und witzig sein kann, meist in der sogenannten Sevillana vorkommt. Letzere sind vier fröhliche, streng durchchoreografierte Tänze, die vor allem auf den Ferias getanzt werden.

Größen des modernen Flamenco

Joaquín Cortés - einer der berühmtesten Flamencotänzer (Bild: Joaquín Cortés)

Der Tanz kam erst nach dem Gesang

Erst im 19. Jahrhundert kam die Interpretation des Flamenco in Tanzform auf, zunächst auch nur für Männer, später für Frauen. Der Tanz der Männer besticht dabei durch eine komplizierte schnelle Fußtechnik, begleitet vom Gitarrenspiel und dem Klatschen der begleitenden Künstler. Dieses Klatschen wird ähnlich einem Kanon gegengleich ausgeführt.

Bei den Frauen kamen dann die eleganten Hand- und Armbewegungen hinzu. Ursprünglich war auch der Flamenco ein Soloauftritt der einzelnen Künstler, ist er heute noch, wenn man einen der bedeutendsten modernen Vertreter, Joaquín Cortés, beobachtet. Doch treten sowohl Mann und Frau zusammen auf, das ähnelt dann mehr einem symbolischen Stierkampf, bei dem die Frau der Torereo, de Mann der Stier ist, auch eine Interpretation des Geschlechterkampfes. 

Die Rolle der Gitarre

Apropos Gitarre: Aus dem Flamenco entwickelte sich das, was wir heute laienhaft die "spanische Gitarrenmusik" nennen. Doch ist sie heute nicht nur Begleitinstrument, sondern daraus entwickelte sich ein eigener Flamencostil. Hier ist der herausragende Vertreter der leider inzwischen verstorbene Paco de Lucía aus Algeciras an der Costa de la Luz, der bereits unter anderem mit dem Prinz-von-Asturien-Preis ausgezeichnet wurde, dem spanischen Oscar, wie er auch genannt wird.

Der moderne Flamenco

Reduziert und weniger streng wird Flamenco heute in Touristenlokalen vor allem als Tanz aufgeführt, nachdem er seinen Siegeszug durch sogenannte Tablaos, Flamencolokale, die es in allen größeren Städten Spaniens gibt, angetreten hatte. Die Flamencozentren bilden Sevilla, Jerez und Puerto de Santa Maria, letzterer nimmt für sich den Ruf als Geburtsstätte des Flamencos in seinem Zigeunerviertel ein. Sevilla beinhaltet ein sehenswertes Flamencomuseum, Jerez verteilt an Touristen Stadtkarten, auf denen Geschäfte für Flamencozubehör eingezeichnet sind. Internationale Flamencofestivals finden jährlich in Sevilla, Jerez und Granada statt. Dabei kann man beobachten, dass im zeitgenössischen Flamenco längst Einflüsse aus der karibischen Musik und dem Jazz mit eingearbeitet werden. Spätestens seit Carlos Saura' Film "Flamenco" wurde diese Kunstform einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Auch in Deutschland schießen Flamencoschulen allerorten aus dem Boden, achten Sie dabei darauf, dass die Lehrenden vor Ort in Andalusien lernten. Doch selbst die einheimischen Spanierinnen, die diesen Tanz beherrschen, geben zu, dass die wahren Interpreten des Flamenco aus den Gitanos kommen, oder um es wieder mit Diego de Cigala zu sagen: "Der Flamenco ist mit der Zigeunerrasse" verbunden".

 

Anmerkung der Autorin: Der Gebrauch des Wortes "Zigeuner" in diesem Artikel hat nichts mit politischer Unkorrektheit zu tun oder ist gar abwertend gemeint, es wird hier natürlich wie bei El Cigala gebraucht, der dazu steht, dass es "gitano" heiße und nichts anderes im Spanischen.

 

Arlequina, am 21.05.2017
2 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
Gabriel Steinschulte (Die großen Feste in Spanien übers Jahr)
Oliver Jubin (Das Spanische Pferd, eine begehrte Rasse weltweit)

Laden ...
Fehler!