Alone - DIE Survival Doku schlechthin oder Auslaufmodell?
Ist das Konzept der History Channel Survival-Doku bereits nach der 3. Staffel am Ende?(Bild: Tilgnerpictures / Pixabay)
"Alone" - Das Konzept
Die Idee, die sich hinter dem Konzept von Alone verbirgt, ist so simpel wie genial:
10 Personen werden an der Küste eines bestimmten Landes abgesetzt und müssen versuchen mit nur wenigen Hilfsmitteln so lange zu überleben, bis alle anderen 9 Kandidaten aufgegeben haben und nur noch eine Person übrig ist. Dieser finale Teilnehmer gewinnt die jeweilige Staffel der Serie und erhält 500.000$ Preisgeld. Es wird darauf geachtet, dass die Teilnehmer soweit voneinander entfernt abgesetzt werden, dass es ihnen nicht möglich ist, untereinander Kontakt aufzunehmen. Dabei darf jeder Teilnehmer einige persönliche Gegenstände mitnehmen, die er sich zuvor aussuchen kann.
Staffel 1 - Mal was ganz Neues!
Nun stellte sich die Frage: Kann etwas so einfach Strukturiertes wirklich erfolgreich werden? Allerdings! Das Format wurde zum absoluten Erfolgskonzept, wie sich bereits während der ersten Staffel herausstellte. Die Sendung war von Beginn an ein Quotenrenner und begeisterte tausende von Fans weltweit. Aber was genau war daran so interessant???
Jeder einzelne Teilnehmer wurde wirklich alleine mitten in der Wildnis der kanadischen Insel Vancouver Island ausgesetzt und musste nicht nur Wind und Wetter, sondern auch wilden Tieren, Hunger und Durst, sowie nicht zuletzt seinem eigenen Verstand trotzen. Die einzige Verbindung zur Zivilisation stellte ein Satellitentelefon dar, welches für den Notfallkontakt vorgesehen war und das - sollte es benutzt werden - ein sofortiges Ausscheiden für den jeweiligen Benutzer bedeutete.
Eine enorme Herausforderung, die einige Teilnehmer bereits in den ersten Tagen nicht meistern konnten und aufgaben. Gerade zu Beginn schieden die Teilnehmer geradezu im Akkord aus, da sie sich in ihrer Situation hoffnungslos überfordert fühlten. Dies hatte unterschiedliche Gründe. Einige Teilnehmer verletzten sich und mussten zur medizinischen Versorgung zum Arzt oder ins Krankenhaus gebracht werden. Andere fanden nicht genug Nahrung oder Wasser. Manche übermannte die Einsamkeit oder die Sehnsucht nach den Lieben zuhause. Bereits nach der ersten Woche, waren kaum noch die Hälfte aller ursprünglichen Teilnehmer im Rennen.
Jedoch war das bei Weitem nicht der interessanteste Aspekt der Sendung. Viel mehr begeisterte die grundehrliche, unverfälschte Berichterstattung der einzelnen Teilnehmer. Je länger sie in der Einsamkeit verweilen mussten, desto mehr öffneten sie sich den Zuschauern in Form von Selbstaufnahmen und beim Filmen täglicher Aufgaben wie beispielsweise Nahrungsbeschaffung oder dem Errichten eines dauerhaft Schutz bietenden Unterschlupfes. Diese private, unmanipulierte Berichterstattung hatte zur Wirkung, dass man sich mit den Teilnehmern regelrecht "anfreundete" und mit ihnen mithoffte, mitfieberte und mitlitt. Ein zuvor in dieser Form noch nie dagewesene Konzept war geboren und schlug in der Medienwelt ein wie eine Bombe! Daher entschloss sich History Channel, eine 2 Staffel folgen zu lassen.
Staffel 2 - Kehren alte Besen wirklich gut?!
Mit Spannung erwartete ich Staffel 2. Als es endlich soweit war, stellte ich fest, wie so viele andere Fans auch, dass History Channel anscheinend auf Nummer Sicher gehen und auf der Erfolgswelle der 1. Staffel weiterreiten wollte. Mit Ausnahme der Kandidaten gab es keinerlei Änderungen im Format der Serie. Hatte man doch als Fan erwartet, die 2. Staffel würde im tiefsten Dschungel, in Afrikas Savanne oder vielleicht im australischen Outback stattfinden, wurde man ernüchternd mit der Tatsache konfrontiert, dass auch diese Staffel auf der kanadischen Insel Vancouver Island ablaufen sollte. Somit erweckte das extrem erfolgreiche Format der ersten Staffel nun den Eindruck, als würde man dem Zuschauer Aufgewärmtes von gestern servieren. Lediglich die Erfolge aus dem Vorjahr sowie die interessanten Charaktere einiger Teilnehmer schienen der Sendung immer noch die nötigen Quoten zu verschaffen, sich im Dschungel der Survival-Sendungen über Wasser zu halten.
Trotz geringer Erwartungen sah ich mir als eingefleischter Fan der Serie natürlich auch diese Staffel an, da ich hoffte, vielleicht doch noch das Ein oder Andere über Survival lernen zu können, das vielleicht in der 1. Staffel noch nicht zu sehen war. Jedoch wurden eben diese geringen Erwartungen bestätigt und es entstand wirklich der Eindruck, dass man nichts wirklich Neues erlebte.
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Staffel 3 - Ein Schritt in die richtige Richtung?
Nachdem die 2. Staffel ihre Erwartungen kaum erfüllen konnte, war History Channel nun gezwungen zu handeln - und entschloss sich zu einem Ortswechsel, dessen Bekanntgabe viele Fans begeistert entgegenfieberten. Als dann die Entscheidung verkündet wurde, den Austragungsort nach Patagonien zu verlagern, gab es jedoch gemischte Reaktionen unter den Fans. Schnell spaltete sich die Fangemeinde in zwei Lager.
Die eine Hälfte war mit der Ortswahl äußerst zufrieden, da die Region Patagonien, welche am südlichen Ende des südamerikanischen Kontinents liegt und sich von Argentinien bis Chile erstreckt, eine enorm schwierige Herausforderung für die Teilnehmer darstellte. Aus diesem Grund waren wohl bei der Auswahl der Kandidaten bevorzugt Survival-Trainer und bereits sehr erfahrene Überlebensspezialisten als Teilnehmer ausgesucht worden. Amateure oder gar Laien wären mit den dort vorherrschenden Bedingungen wohl kaum zurechtgekommen. Aus dieser Perspektive gesehen versprach die Staffel sehr interessant zu werden.
Die andere Hälfte der Fans fühlte sich ein wenig an der Nase herumgeführt, da Patagonien in ihren Augen nichts Anderes war als das in der südlichen Hemisphäre befindliche Pendant zu Vancouver Island. Es herrschen an beiden Orten nahezu gleiche klimatische Bedingungen und daher sind auch Flora und Fauna sehr ähnlich. Somit hatte sich im Prinzip nicht viel geändert - außer natürlich einmal wieder die Teilnehmer.
Letztlich muss natürlich jeder sein eigenes Urteil fällen. Ich für meinen Teil gehörte zur letztgenannten Gruppe und wurde in meinen Erwartungen zumindest teilweise bestätigt. Vieles verlief genauso oder sehr ähnlich wie in den ersten beiden Staffeln auf Vancouver Island in der nördlichen Hemisphäre. Was mir - und wahrscheinlich auch vielen anderen Fans - den Spaß an der Sendung jedoch rettete, waren die teilweise noch härteren Überlebensbedingungen dieser Region im Vergleich zu Vancouver Island. Speziell das Nahrungsmittelangebot war extrem begrenzt und ließ die Teilnehmer reihenweise verzweifeln. So mancher Teilnehmer verlor innerhalb von zwei Monaten über 20Kg Körpergewicht und einige gerieten dadurch sogar in Lebensgefahr!
Fazit der 3. Staffel aus meiner Sicht:
Der Ortswechsel war ein zaghafter Schritt in die richtige Richtung und es zeigt, dass History Channel zum Einen um den Erhalt der Sendung bemüht ist und zum Anderen auch die Kritik der Fans (zumindest teilweise) berücksichtigt. Jedoch entsteht der Eindruck, dass wie so oft die Quotenzahlen vorheriger Staffeln mehr Gewicht auf die Waage bringen als die Meinungen der Fans. Dabei stellt sich doch sicherlich nicht nur mir die Frage: Sind nicht eben die Zuschauer diejenigen, die die Quoten letztlich bestimmen?!
Patagonien (Bild: Olenska76 / Pixabay)
Gibt es tatsächlich Aussicht auf Besserung?
Ich muss gestehen, ich war äußerst gespannt, wie es mit Alone weitergehen würde. Entsprechend überrascht war ich, als ich dann die gewünschte Information auf der History Channel Homepage entdeckte. Frei nach dem Motto "Back to the roots. - Zurück zu den Wurzeln." geht es in Staffel 4 (einmal mehr!) zurück nach Vancouver Island! Irgendwie scheint History eine Affinität zur Kanadischen Wildnis zu haben... Was soll man nun davon halten?!
Fest steht, dass das Terrain dadurch wieder etwas einfacher wird. Jedoch gibt es weitreichende Änderungen, wodurch das Konzept von Alone grundlegend anders erscheint:
Ab jetzt werden Teams auf der Insel ausgesetzt, die aus zwei zusammengehörigen Familienmitgliedern gebildet werden. Beide Teammitglieder dürfen sich aus einem vorgegeben Materialpool drei Gegenstände heraussuchen, die sie mit auf die Insel nehmen. Allerdings starten beide Teampartner an unterschiedlichen Punkten und müssen sich erst einmal suchen. Dabei sind sie nur mit sehr groben Informationen ausgestattet, die ihnen bei der Suche ihres Partners behilflich sind. Haben sie sich gefunden, gilt es eine Unterkunft zu errichten und dort solange zu überleben, bis alle anderen Teams ausgeschieden sind. Sollte ein Teampartner freiwillig aufgeben oder aus medizinischen Gründen dazu gezwungen sein, scheidet der andere Partner automatisch mit aus. Deshalb ist in dieser Staffel Teamwork angesagt, und das nicht nur im alltäglichen Umgang mit der Umgebung, sondern auch im Umgang miteinander. Dies beginnt bereits beim Aussuchen der Gegenstände, die mitgeführt werden dürfen und zieht sich so wie ein roter Faden durch die gesamte Sendung.
Ein ganz neuer Aspekt wird hier hinzugefügt, durch den die gesamte Survivalsituation einen völlig neuen Charakter erhält. Auch zu zweit kann man "allein" sein und muss sich den Elementen genauso stellen, wie eine Einzelperson. Gleichzeitig ergibt sich aber auch eine Situation, in der man sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam etwas aufbauen bzw. erreichen kann. Ein gelungener Ansatz, wie ich finde, vor allem da die Rückkehr zum altbekannten Austragungsort dadurch nicht mehr ganz so sehr in den Fokus rückt. Aufgrund der geänderten "Spielregeln" ergeben sich selbst dort vielfältige neue Möglichkeiten Survivalkunst auszuleben, die für einzelne Personen nicht umsetzbar wären und man kann mit Sicherheit noch das Ein oder Andere dazulernen. Ich jedenfalls bin gespannt auf Staffel 4, deren Ausstrahlung bereits im Juni 2017 in Amerika begann und wünsche allen Fans genauso viel Spaß beim Ansehen, wie ich ihn haben werde.:-)
Seht euch auch meine anderen Artikel an. Darin geht es unter anderem um Survival-Experten wie Bear Grylls, Ed Stafford und Hazen Audel.