Welche Kaninchenrassen gibt es schon lange und welche sind bereits ausgestorben?

Einige Kaninchenrassen, die wir heute auch noch kennen, werden schon seit über 100 Jahren in Deutschland und der Welt gezüchtet. Dazu gehören zum Beispiel Rote Neuseeländer, Deutsche Riesen, Deutsche Riesenschecken, Hasenkaninchen, Havanna, Alaska, Hermelin, Kleinsilber, Wiener Kaninchen, Holländer Kaninchen und Marburger Feh. Diese Kaninchenrassen erzüchtete man, weil man häufig billige Felle haben wollte und Kaninchen quasi für jedermann zu halten und zu züchten waren. Das Hermelin- Kaninchen sollte das Fell eines Hermelins haben. Diese hier aufgeführten Kaninchenrassen werden auch heute noch recht viel gezüchtet. Allerdings sind die meisten Rassekaninchenzüchter über 60 Jahre, viele auch noch älter. Die Rassekaninchenzüchter haben große Probleme Nachwuchszüchter zu finden, denn viele wollen lieber kleine, plüschige und leider auch oft kranke Kaninchenmischlinge züchten. Allenfalls Zwergwidder und Farbenzwerge werden noch viel von Nachwuchszüchtern gezüchtet.

Einige Kaninchenrassen gelten auch schon als ausgestorben. Häufig wurden diese nur regional gezüchtet und konnten sich deshalb in Deutschland und der ganzen Welt nicht weiter verbreiten. Zu den ausgestorbenen Kaninchenrassen gehören zum Beispiel die Husumer Blauaugen  Kaninchen oder das Deutsche Landkaninchen. Das Husumer Blauaugen Kaninchen wurde Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang 20. Jahrhundert gezüchtet. Es hatte eine Scheckenfärbung und hatte Ähnlichkeit mit dem heutigen Hot-Hot Kaninchen, nur das es blaue statt braune Augen hatte. Aber seine Grundfarbe war auch weiß und der Augenring schwarz.

Das Deutsche Landkaninchen war auch ein Scheckenkaninchen und gilt heute als der Vorfahre des Deutschen Riesenschecken, allerdings ohne Schmetterlingszeichnung am Kopf. Es war ca. 4 kg schwer, kam aus Belgien und wurde Ende des 19. Jahrhunderts, in den Farben schwarz- weiß und blau- weiß, erzüchtet. Von Belgien aus gelang es in Ruhrgebiet, wo es einige Jahre sehr viel gezüchtet wurde.

Die "Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen", kurz GEH, hat deshalb 2012 sechs weitere Kaninchenrassen auf die rote Liste gesetzt. Die Kaninchenrasse "Meißner Widder" und "Angora Kaninchen" stehen schon einige Jahre auf der roten Liste und die Bestände, besonders die des Meißner Widders.haben sich auch schon etwas erholt. 2012 ist noch die Kaninchenrasse "Englischer Widder" dazu gekommen, dessen Bestand als extrem stark gefährdet gilt. Japaner Kaninchen, Deutsche Großsilber, Luxkaninchen, Marderkaninchen und der Rheinische Schecke gelten ebenfalls als sehr gefährdet.

Kurzportäts einiger seltener Kaninchenrassen

1. Das Deutsche Großsilber

Das Deutsche Großsilber ist eine mittelgroße Kaninchenrasse mit einem Gewicht von 3,25 kg bis 5, 25 kg. Es gehört zu den Silberkaninchenrassen, deren Kennzeichen es ist, dass sie viele farblose Haare im Fell haben und deshalb silber erscheinen. Die anerkannten Farbschläge sind schwarz, blau, gelb und havanna. Sie sind nahe verwandt mit den Hellen Großsilber, die aber immer noch sehr viel gezüchtet werden.

 

2. Luxkaninchen

Das Luxkaninchen gehört zu den kleinen Kaninchenrassen und wiegt zwischen 2- 3 kg. Es wurde 1919 erzüchtet und sollte Fell liefern, dass als Luchsimitat verkauft werden sollte.

 

3. Marderkaninchen

Das Marderkaninchen gehört auch zu den kleinen Kaninchenrassen. Es wird in Deutschland in den Fellfarben braun und blau gezüchtet. Typisch für Marderkaninchen sind die schwarze Maske, die schwarzen Ohren, die schwarzen Füße, Beine, die Blume und ein schwarzes Aalstrich auf dem Rücken. Diese Kaninchenrasse wurde 1924 herausgezüchtet, weil man ein Kaninchen mit marderartigem Fell wollte.

Bildquelle Marderkaninchen

Sonofsammie  at en. wikipedia.de

Eine besonders schöne Kaninchenrasse ist das Japaner Kaninchen. Wenn Sie mehr über die Rasse Japaner Kaninchen erfahren wollen, können Sie den Artikel über das Japaner Kaninchen in meiner Artikelliste finden.

Die Erhaltungszucht der Belgischen Bartkaninchen oder Genter Bartkaninchen

Die Erhaltungszucht des Belgischen Bartkaninchens ist eine Erfolgsgeschichte. Es waren nur noch 20 Tiere der Kaninchenrasse "Belgische Bartkaninchen" vorhanden., deren Abstammung war unbekannt. Sie wurden auf einige Archehöfe verteilt, allerdings war eine Weiterzucht mit ihnen nur sehr schwierig möglich, da sie schon sehr stark unter Inzucht litten und kaum noch fortpflanzungsfähig waren. Man beschloß deshalb Graue Wiener reinzuzüchten, um die Zuchtlinien zu stabilisieren und eine Weiterzucht erst zu ermöglichen.

 

Bildquelle Inge Frasch über www.wikipedia.de

Typisch für die Belgischen Bartkaninchen ist ihre Mähne, die von den Schultern bis über die Flanken hin zur Blume geht. Außerdem haben sie einen mehr oder weniger ausgeprägten Bart. Sie gehören zu den mittelgroßen Kaninchenrassen und der Farbschlag wildfarbig, ist mittlerweile auch von der ZDRK, dem Zentralverband Deutscher Rassekaninchenzüchter anerkannt.

Ursprünglich sind die Belgischen Bartkaninchen eine französisch- belgische Kaninchenrasse. Anfang der 2000 Jahre begann man in Deutschland und in anderen deutschsprachigen Ländern, die Belgischen Bartkaninchen verstärkt rückzuzüchten.

Dazu gründete man 2004 in Deutschland den Erhaltungszuchtverein 9D1. Heute gibt es in Deutschland und anderen deutschsprachigen Ländern ca. 120 Züchter dieser Rasse. Seit 2011 sind die Belgischen Bartkaninchen, unter dem Namen Genter Bartkaninchen auch als Kaninchenrasse von dem ZDRK anerkannt.

Allerdings ist es für Neuzüchter noch immer wichtig die Abstammung seiner Tiere zu kennen, um Inzucht zu vermeiden.. 

Erhaltungszucht von Kaninchen auf Archehöfen

Bei der Erhaltungszucht von alten Haustierrassen geht es um die Sicherung von Genmaterial und um die Erhaltung einer Vielfalt von Haustierrassen. Es werden deshalb in der Kaninchenzucht auch Kaninchen eingesetzt, die nicht zu 100 % dem Rassestandart entsprechen. Denn wegen der eingeschränkten Tieranzahl möchte man Inzucht umbedingt vermeiden. Aus diesem Grund dürfen auch andere Rassen eingekreuzt werden. Beides hängt aber nur von der Anzahl der noch vorhandenen Kaninchen einer Rasse ab.

Um alte Haustierrassen zu erhalten, gründete sich in den 80 er Jahren die "Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierassen", die 1995 die Archehof- Projekte ins Leben riefen. Ein Hof darf sich Archehof nennen, wenn er eine bestimmte Anzahl verschiedener alter Haustierrassen hält und züchtet. Die Tiere müssen allerdings artgerecht gehalten werden. Die GEH orientiert sich dabei an den EU- Vorgaben für die ökologische Landwirtschaft. Auch für die Kaninchenhaltung und Kaninchenzucht gelten diese Vorgaben, dass bedeutet, Buchtenhaltung oder Käfighaltung ist nicht erlaubt und die Gruppenhaltung wird angestrebt.

Außerdem müssen die erzüchteten Kaninchen alle in ein anerkanntes Zuchtbuch eingetragen werden, zum Beispiel bei der ZDRK. Dadurch wird auch der gezielte Austausch von Zuchttieren erst möglich. Außerdem müssen einmal im Jahr alle Tiere der GEH gemeldet werden. Bei Kaninchen muss eine Zuchtgruppe aus mindestens einem Rammler und zwei Häsinnen bestehen und die Rasse muss auf der roten Liste der gefährdeten Kaninchenrassen stehen.

Seitdem die GEH gegründet wurde, ist noch keine weitere Haustierrasse ausgestorben. Vielleicht wird das in Zukunft bei den vielen Kaninchenrassen so nicht immer möglisch sein, aber dennoch sollte eine Vielfalt an Kaninchenrassen erhalten bleiben.

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