Wer oder was ist Aliexpress?

Chinas Wirtschaft ist auf dem aufsteigenden Ast, abgesehen davon werden sehr viele der bei uns erhältlichen Waren sowieso in China produziert. Was läge da näher als diese Produkte direkt von dort zu verkaufen, wo sie hergestellt werden.

Die chinesische Alibaba-Group hat sich dieser Idee gewidmet, wenn auch eher für Großkunden, denn kaum ein Normalverbraucher wird ein Produkt in seinen Warenkorb legen, welches in der kleinsten Packungsgröße in einer Stückzahl von 1000 Stück angeboten wird.


Doch keine Alternative? Weit gefehlt, denn dafür gibt es Aliexpress, ein Subunternehmen der Alibaba-Group, quasi das chinesische Amazonund ausgelegt auf die Bedürfnisse von Endkunden. In China selbst schon seit Jahren etabliert, steigt der Bekanntheitsgrad hier in Europa erst langsam an.

Die Gründe sind vielfältig, einerseits liegen diese in den Berührungsängsten der Europäer vor Zoll und Steuern, die unter Umständen auf in China bestellte Produkte anfallen, den unsicheren Rechtsraum bzw. die Unkenntnis darüber, den im Vergleich mit Amazon doch recht langen Lieferzeiten und eben einfach den fehlenden Erfahrungswerten.

Wenn ich heute jemandem sage, dass ich einen Großteil meiner Bestellungen über Aliexpress in China tätige, werden erst einmal große Augen gemacht und danach nachgefragt, ob das denn legal ist, ob da nicht viele Steuern nachzuzahlen wären und ob man überhaupt etwas bekommt, nachdem das Geld bezahlt wurde.

Klar, bestellt man teure Produkte, fällt je nach Produkt auch Zollabgabe und Einfuhrumsatzsteuer an. Nachfolgend eine kleine Zusammenfassung der Grenzwerte für Deutschland und Österreich. 

Zollabgaben und Einfuhrumsatzsteuer

Österreich

Hier gilt eine Befreiung der Einfuhrumsatzsteuer bis zu einem Warenwert von 22 € sowie eine Zollbefreiung bis zu einem Warenwert von 150 €.

Das heißt liegt der Wert der bestellten Ware unter 22 €, fallen weder Einfuhrumsatzsteuern noch Zollgebühren an. Sollte der Wert darüber liegen, ist zu beachten, dass die schlussendlichen Abgaben dann nicht anhand des Warenwertes, sondern anhand des Zollwertes berechnet werden. (Also inkl. Versandkosten, Versicherungen, Postgebühr etc.)

Deutschland

Hier gilt theoretisch ebenfalls eine Befreiung der Einfuhrumsatzsteuer bis zu einem Warenwert von 22 € sowie eine Zollbefreiung bis zu einem Warenwert von 150 €. Da aufgrund des Aufwands jedoch keine Abgaben eingehoben werden, wenn die zu zahlende Abgabe nicht mindestens 5 € ausmacht, besteht derzeit in Deutschland also eine effektive Abgabenbefreiung bis zu einem Warenwert von 26,30.

Gerade die Zollgebühren sind je nach Produktkategorie unterschiedlich und sollten daher im Zweifelsfall vorher recherchiert werden.

Quellen:

Bestellablauf und Reklamationsmöglichkeiten

Die meisten Käufer jedoch werden meistens unter diesen 22 € bzw. 26,30 € bleiben und somit keine Abgabenzahlungen leisten müssen. Eine Besonderheit ist, im Gegensatz zu Amazon, dass hier die Produkte selten zusammengefasst werden. Aliexpress vereint im Grunde nur sehr viele kleine Einzelverkäufer auf einer Plattform, wo auch die Zahlung verarbeitet wird, der Versand jedoch wird von den Verkäufern selbst abgewickelt.

Bestellt man also beispielsweise 2 verschiedene LED-Lampen und ein Netzteil, wird man vermutlich 3 Einzelsendungen erhalten, den Warenkorb aber gesammelt bezahlen. Das ist Fluch und Segen zugleich, da einerseits so der Warenwert pro Sendung niedrig bleibt, was gut ist, da man dadurch meist Zollgebühren entgeht, andererseits die Pakete einzeln ankommen und man, sofern berufstätig, dazu verdammt ist bald jeden Tag in der Poststelle aufzukreuzen, um seine Pakete abzuholen.

Ein weiterer Grund die Skepsis gegenüber Aliexpress zu verlieren ist das bürokratiefreie und sichere Zahlungs- und Reklamationssystem.

Wie bereits erwähnt wird der Warenkorb gesammelt bezahlt, was eventuelle Kreditkartengebühren im Zaum hält. Aliexpress verwaltet dieses Geld treuhänderisch, bis die Ware beim Kunden ist und dieser den Erhalt bestätigt. Erst wenn der Kunde den Erhalt bestätigt und auch angibt, dass die Ware in Ordnung ist, erhält der Verkäufer sein Geld und die Transaktion ist abgeschlossen.

Dauert die Lieferung zu lange oder ist die Ware defekt/falsch, gibt es die Möglichkeit einen Disput zu eröffnen und mit dem Verkäufer in Kontakt zu treten. Hier wird dann recht zügig und unbürokratisch mit dem Verkäufer eine Lösung ausgehandelt, die meist darin besteht, dass man sein Geld zurückbekommt. Rücksendungen nach China haben Seltenheitswert denn in den meisten Fällen lohnt sich angesichts des Warenwertes eine solche Rücksendung nicht annähernd. (Weder für den Käufer noch den Verkäufer)

Aus eigener Erfahrung (immerhin mehr als 60 Bestellungen) kann ich sagen, dass ich bisher zweimal einen Disput eröffnet habe und beide Male das Geld zurück bekam, obwohl es eigentlich in beiden Fällen die Schuld der Post war. (Eine Sendung ging verloren, die andere wurde auf dem Versandweg beschädigt)

Lieferzeit

Ein weiterer in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft kritischer aber meiner Meinung nach nicht wirklich ausschlaggebender Punkt ist die Versanddauer. Angegeben werden je nach Verkäufer Versandzeiten zw. 30-60 Tagen, was erstmals recht lange klingt. Von meinen 60 Bestellungen kam der Großteil nach 15 Tagen an, eine einzige ging erst verloren, kam dann nach 60 Tagen aber doch an und zwei weitere haben tatsächlich 30 bzw. 37 Tage gebraucht, um bei mir anzukommen.

Alles in allem natürlich nicht annähernd im Bereich von Amazon, wo die Ware meist nach 3-4 Tagen schon da ist, aber in Anbetracht der Lieferung von einzelnen Verkäufern, direkt aus China und meist auch noch versandkostenfrei kann man sich da eigentlich nicht beschweren. Es gibt die Möglichkeit Waren schneller liefern zu lassen, was dann aber entsprechend teurer wird.

Ist es denn wirklich ein Beinbruch 14 Tage auf ein Produkt zu warten?

Für die Beantwortung dieser Frage ist auch zu beachten, was denn so bestellt wird. Meiner Erfahrung nach ist das höchste Sparpotenzial in der Elektroniksparte zu finden. Aber auch Kleidungsstücke sind beliebte Artikel und die Auswahl schier unendlich.

Vergleicht man beispielsweise LED-Lampen aus dem Baumarkt und von Amazon mit den Preisen bei Aliexpress wird man seinen Augen kaum trauen und in meinem Fall habe ich einfach auf Vorrat bzw. für die Umrüstung der ganzen Wohnung Lampen bestellt und bisher noch keinen Ausfall oder Probleme mit diesen Leuchten gehabt. Warum auch, denn ob man es wahrhaben will oder nicht, die Produkte kommen aus ein und derselben Fabrik wie die die dann schlussendlich im Baumarkt landen.

Gerade bei dieser Art der Bestellungen ist auch die Versandzeit unerheblich und das Sparpotenzial spricht für sich. So gut wie niemand bestellt eine Lampe dann, wenn die Letzte kaputt geht, ein paar auf Vorrat hat doch jeder, womit man niemals in die Verlegenheit kommen dürfte, dringend eine neue Lampe zu brauchen.

Zusammenfassung

Es lässt sich also sagen, dass Onlineshopping mit Aliexpress derzeit noch recht unbekannt ist, aber stark in den europäischen Markt drängt.

Die Vorteile sind günstige Preise, erweiterte Auswahl und genauso sicheres Bestellen wie bei vergleichbaren Plattformen.

Die Nachteile sind längere Versandzeiten und oftmals schwierige Nachverfolgbarkeit, sofern man den kostenlosen Versand in Anspruch nimmt und den Aufwand, der anfällt, wenn der Warenwert über der jeweiligen Grenze liegt und Zoll und/oder Steuer fällig werden.

Schlussendlich muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden was er wo bestellt aber einen Blick ist es wert und Risiko geht man damit keines ein.


Blick riskieren: aliexpress.com

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