Sneakers oder Chucks?

Schon um 1860 kamen in Großbritannien und etwa gleichzeitig in Amerika die ersten Sportschuhe auf den Markt. Es waren Schuhe für Krokett, sie hatten eine weiche Sohle aus Gummi und einen Schaft aus Leinenstoff. Weil sie im Gegensatz zu den üblichen Schuhen mit Ledersohlen nahezu lautlos daher kamen, entstand der Name "Sneakers", in deutsch "Schleicher". Ab 1917 wurden diese Schuhe in den USA massenhaft hergestellt, zuerst als Kinderschuhe (Keds), später erkannte man, dass sie zum Tennis gut geeignet sind. Der Werbefachmann Henry Nelson McKinney erfand den Begriff Sneakers Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Es sollte aber noch eine ganze Weile dauern, bis es möglich war einen solchen Schuh auch jenseits des Sports zu tragen.

Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, einen Sportschuh auf der Straße zu tragen. Mit dem Converse All Star kam 1917 das bis heute meistverkaufte Schuhmodell heraus, als Basketballschuh konzipiert. Der Basketballstar Chuck Taylor warb für das Modell und sorgte damit für die Bezeichnung Chucks. Über viele Jahre wurde dieses Modell zum Inbegriff eines Sneakers. Aber erst in den fünfziger Jahren wagte es James Dean, so einen Schuh zu "normaler" Kleidung zu tragen, und, noch schlimmer, er ließ sich damit fotographieren. Später folgten dem Beispiel andere Stars wie etwa Elvis. So kamen die Sneakers schnell heraus aus den Sporthallen und Umkleideräumen. Sie waren bereit, die Straßen zu erobern.

Wer heute bei uns an Sneakers denkt, der hat das Bild des All Stars vor sich, obwohl es "nur" ein Chuck ist. Sneakers ist der Überbegriff für alle Sportschuhe, die nicht beim Sport getragen werden, sondern in der Freizeit zu allen denkbaren Anlässen. Noch heute ist der klassische Chuck Taylor All Star von Converse der unbestrittene Star unter den Sneakers. Die Chucks eroberten die Freizeitwelt im Sturm.

Protest auf leisen Sohlen - Die damalige Jugend gegen das Establishment

Die verknöcherten Gedanken der damaligen Erwachsenenkultur und die festgefahrenen Modetrends, die immer auf polierten Lederschuhen daherkamen, bewegten die Jugendkultur zum Aufbegehren. Spätestens seit James Deans Foto war klar, dass man damit neue Modezeichen setzten kann und gleichzeitig zeigt, dass man nicht zu der Spieserkultur gehört. Die Jugend lebte ihren Protest in Chucks, dem Inbegriff für Sneakers bis heute.

Und praktischer waren sie auch, pflegeleicht und durch die Massenproduktion auch noch günstiger. So war es für die Chucks leicht, sich in der Modewelt der jungen Generation zu etablieren. Und man konnte sie leicht individuell gestalten, das Material aus Segeltuch war leicht zu bemalen oder zu beschriften. So war es kein Massenprodukt mehr, sondern auch Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Mit den Jahren wurde es etwas ruhiger um den Kultschuh der Jugend. Doch als Mick Jagger 1971 in Saint Tropez seine Bianca heiratete, im grünen Anzug und weißen Chucks, stieß er die Welle wieder an. Gerade in der Musikszene wurde es undenkbar ohne Chucks aufzutreten. Die spätere Punkszene entdeckte die Leinentreter dann ebenfalls als unverzichtbar.

Chucks - Individueller geht es nicht

Bemalte Chucks (Bild: wikipedia)

James Dean the King of Cool

James Dean the King of Cool (Bild: http://1.bp.blogspot.com/_p...)

Sneakers heute - Das Establishment schlägt zurück

Heutzutage sieht man Sneakers überall, in allen Kreisen trägt man die Kultschuhe. Doch es hat sich einiges verändert. Was damals Ausdruck von Protest der Jugend war, ist heute ein Modeartikel geworden. Heute sind auf dem Markt sogenannte Edelsneaker zu finden, die von bekannten Modelabels wie Dolce Gabbana, Diesel oder Prada zu stolzen Preisen verkauft werden. Der mittlere Preissektor wird von Marken wie Adidas, Puma oder Nike beherrscht. Daneben gibt es zahlreiche Billighersteller, die lediglich die alten Designs kopieren.

Die klassichen Converse Chucks sind damit ebenfalls in den mittleren Preisbereich eingezogen. Trotz des Erfolgs ging Converse 2001 in Konkurs. Erst 2003 übernahm Nike die Marke für 305 Millionen Dollar. Dazwischen waren die Kultschuhe kaum noch zu bekommen.

Sneakers überall - Vor- und Nachteile der Leisetreter

Wer modebewusst auftreten will, der muss neben Vorteilen, wie die Individualität, Kultstatus oder Bequemlichkeit auch einen Nachteil in Kauf nehmen:

Wer seinen Chuck nach einem Tag unterwegs am Abend öffnet, der fühlt sich zurückgeworfen in den Umkleideraum seiner Sporthalle von damals. Der atemberaubende Geruch weckt intensive Erinnerungen an den Geruch nach der Sportstunde.

Man hat zwar mittlerweile Schuhdeodorants auf den Markt gebracht, doch all das ist mehr oder weniger wirkungslos gegen Fußgerüche in Kombination mit Gummi und Luftmangel. Doch es gibt Hilfe: Man kann die Lieblingsschuhe bedenkenlos bei 30 Grad in der Waschmaschine wiederbeleben. Die Füße und Mitbewohner werden es danken.

Und wie bei Jeans ist ein gewisser Verwaschungseffekt ja auch erwünscht.

Übrigens, sollte man am Abend in eine Disco gehen wollen, so sind Sneakers meist keinerlei Grund, nicht am Türsteher vorbeizukommen. "Normale" Turnschuhe können hier schon das Aus bedeuten.

Vorschaubild Quelle: LiA - Pixelio.de

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