Wunderheilung im chinesischen Altertum

Von einem, lange vor unserer Zeitrechnung lebenden chinesischen Kaiser (?) ist überliefert, dass er unter massiven Depressionen litt. Er war allen Dingen gegenüber apathisch und  teilnahmslos geworden und  beauftragte seine Diener, einen Arzt zu finden, der ihn heilen könnte. Dieser Arzt wurde gefunden und versprach "seine Majestät" noch am gleichen Tag aufzusuchen. Diese Zusage hielt er nicht  und erschien erst Tage später. Bei seiner Visite trampelte er mit kotverdreckten Stiefeln durch das Krankenlager des Patienten und beschimpfte den Kaiser heftig.

Der war über das verspätete und respektlose Auftreten des Arztes dermaßen erbost, dass er ihn sofort hinrichten ließ. Eine Entscheidung, die er wegen seiner zu vorigen Antriebslosigkeit nicht treffen konnte und somit Hinweis auf seine Heilung.

Das Prinzip dieser chinesischen Heilung

Zum Verständnis hier die chinesische Begründung für Krankheiten, also auch für Depressionen: Es wird davon ausgegangen, dass die nicht fließende, unbewegte Lebensenergie Grund für Krankheiten ist. Durch die von diesem Arzt ausgelösten Emotionen, kam Bewegung in das System und der Zustand besserte sich.

Kritiker werden den Einwand erheben, dass es sich dabei um esoterische Meinung handeln würde, da ja Lebensenergie (Chi) nicht nachweisbar sei. Dazu folgendes gedankliches Experiment:

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich im hintersten Winkel eines großen Kellers. Plötzlich erlischt das Licht und Sie stehen im Dunkeln. Sie entwickeln die Vorstellung, dass Jemand mit erhobener Axt hinter Ihnen stände. Dann läuft es Ihnen in "kalten Schauern" über den Rücken und nun wissen Sie was die alten Chinesen mit "Lebensenergie" meinten.

Dieses Heilungsprinzip existiert u.a. auch in der deutschen Volksheilkunde. Da wird beispielsweise empfohlen, Personen die unter einer "Gelbsucht", dem Verschluss der Gallengänge mit Übertritt der Gallensäure ins Blut leiden, ins Gesicht zu spucken. Die so erzeugten Ekelgefühle bringen das Chi in Bewegung und das Problem löst sich erfahrungsgemäß in kurzer Zeit. 

War Jesus Wunderheiler?

Von Jesus sind Heilungen überliefert. Besonders häufig wird die in der Matthäusprozession erwähnte Heilung der Blinden erwähnt, für die Jesus, zumindest bei dieser Geschichte, nicht verantwortlich zu machen ist.

Hier die sinngemäße Zusammenfassung des Textes:
Die Blinden kamen zu Jesus und baten ihn sein Gewand berühren zu dürfen. Sie glaubten dadurch, wieder sehen zu können. Seine Antwort war: "Euch geschehe, wie ihr glaubt." Damit wird klar, dass nicht Jesus die Blinden, sondern die sich selbst mit ihrem Glauben, der an Wissen heranreichte, geheilt haben. Im Klartext bedeutet das, dass nicht Jesus, sondern  die Blinden sich selbst geheilt hatten.

Für Patienten der heutigen Zeit erscheint es mir wichtig dieses Prinzip zu kennen. Ohne stereotypes Positivdenken (Nachbars Hund ist tot, huch wie schön!) fördern zu wollen, wünschte ich mir als Therapeut doch etwas davon. Bei der Behandlung von Patienten mit vergleichsweise gleichen Leiden, erfordern immer die, die von vornherein verkünden, "ich bin ein schwieriger Fall und meine Behandlung wird deshalb länger dauern." die meisten Behandlungen. Deshalb zur Erinnerung: "Es geschehe, wie ihr glaubt". Deshalb glaubt doch was Rechtes.

Rasputin, Heiler am Zarenhof

Der 1869 in einem sibirischen Dorf geborene Gregori Rasputin galt bereits in seiner Jugend als "Tunichtgut". Mit siebzehn wurde ihm Trunksucht, Mädchenschändung und Diebstahl vorgeworfen. Parallel zu diesem anrüchigen Lebenswandel entwickelte er eine starke Religiosität und es wird gesagt, dass er drei Erscheinungen der Gottesmutter hatte. Seine sich daran anschließende Tätigkeit als Wanderprediger und Sektengründer führte ihn nach St. Petersburg und er erlebte dort sensationell schnellen gesellschaftlichen Aufstieg.

Grigori Rasputin

Grigori Rasputin (Bild: Wikipedia.de)

Das verdankte er  Zar Nikolaus dem II. und dessen Frau, der Großfürstin Anastasia, deren Sohn, der Thronfolger Alexej unter einer Erbkrankheit, der Hämophilie litt. Diese zur damaligen Zeit regelmäßig tödlich verlaufende Erkrankung des Zarensohns wurde streng geheim gehalten, da die Zarenfamilie und Russland ohne Thronfolger politische Nachteile befürchten mussten.

Das Unglück trat ein und der Zarensohn verletzte sich geringfügig. Er geriet dennoch in akute Lebensgefahr und es schien wahrscheinlich, dass er an inneren Blutungen  sterben würde. In dieser Situation wurde Rasputin in den Palast geholt und konnte den Jungen mit Gebeten und wahrscheinlich hypnotischer Einflussnahme (wiederholt) retten. 

Damit erhielt Rasputin uneingeschränkten Zugang zur Zarenfamilie und gleichzeitig zu politisch intimen Informationen. Informationen, die er meiner Meinung nach, als Produkte seiner Hellsichtigkeit in  Petersburger Kreisen nutzte. Sein Ansehen dort stieg ins schier Unermessliche. Dass trotz seiner Ungepflegtheit, denn er soll überaus ungepflegt und dreckig gewesen sein und gestunken haben, wie ein Bauer. Aus allem dem ergab sich eine große Gegnerschaft, die ihn 1916 ermorden ließ.  

Zusammenfassung

Das "Heilungsprinzip" Rasputins rekrutierte sich m. E. aus der Kombination mehrerer Komponenten. Da ist einmal sein extremer Gottesglaube, für den er fanatisch missionierte,unter Hinzuziehung hypnotischer Elemente, zu nennen. Weiter erinnert mich die bäuerliche, primitive Art seines Auftretens an den eingangs erwähnten chinesischen Arzt des Altertums. Dazu kommen vielfältige Informationen aus dem Umfeld der Zarenfamilie und der Politik, die er in Prophezeiungen integrierte, die für seine Glaubwürdigkeit und den Nimbus seiner Hellsichtigkeit sorgten.

Die Wunder von Lourdes

1858 soll die spätere Ordensschwester Bernadette Soubirous in einer Grotte mehrfach Erscheinungen einer weiß gekleideten Frau gehabt haben. Später offenbarte sich diese Gestalt als Maria, Mutter Jesu. Während einer dieser Erscheinungen soll eine Quelle freigelegt worden sein. Die Muttergottes beauftragte Bernadette Soubirous nach ihren Worten damit, dort eine Kirche zu errichten. Heute ist die Kirche bedeutendes Wallfahrtsziel

Marienstatue in Lourdes (Bild: Wikipedia.de)

Der Quelle werden Heilkräfte zugeschrieben und es wurde von Wunderheilungen berichtet. Seitdem ist Lourdes Wallfahrtsort der römisch-katholischen Kirche und die Gemeinde hat heute rund fünf Millionen Übernachtungen jährlich. 

Pilgerreisen werden meist schon in der Heimat durch kirchliche Seminare vorbereitet. Während der Anreise, oft in Sonderzügen, reisen Priester mit und die lange Fahrt gleicht einem ununterbrochenen Gottesdienst. In Lourdes finden während der Sommermonate ständig Messen und Prozessionen statt. Es wird eine religiöse Atmosphäre erzeugt, die bis an Trancezuständen heranreichen kann. Dennoch finden Heilungen relativ selten statt, denn sie müssen von einer kirchlich-ärztlichen Kommission anerkannt werden.

Bemerkenswert ist dabei der Umstand, dass in den Wintermonaten, während der keine organisierten Pilgerreisen durchgeführt werden, in Lourdes keine Prozessionen stattfinden, auch keine Heilungen stattfinden.

Bruno Gröning

Bruno Gröning, so sein Künstlername alias  Bruno Grönkowski trat ab 1949 als Geistheiler öffentlich auf. Er betrachtete sich als von Gott gesandt und rief in seinen Vorträgen seine Mitmenschen zur "Großen Umkehr" auf. Er berief sich bei seinen Heilungen auf die "durch ihn strömende göttliche Kraft", den Heilstrom.

Seine Heilsitzungen, für die nicht unerhebliches Eintrittsgeld kassiert wurde, erfolgten überwiegend mit sehr vielen Teilnehmern. Dabei wurden etwa taubengroße Staniolkugeln verkauft, in die Gröning seine "Heilkraft" hineingeknetet haben soll. Dabei wurde das Prinzip eine Masseneuphorie zu erzeugen, praktiziert. Das, wie es anderen Aufzeichnungen zu entnehmen ist, in Verbindung mit dem alten Verkäufertrick, den Kunden dreimal "Ja" sagen zu lassen:

"Wir sind hier um Heilung zu erfahren". Antwort: Ja.
"Gott ist der Grösste Heiler und kann alles heilen". Antwort: Ja.
"Heute werde ich hier Heilung erfahren". Antwort: Ja.

Wenn dann noch, gemäß vorheriger Verabredung ein Blinder aufstand und laut verkündete, er könne wieder laufen, dann sprang dieser euphorische Funke auf andere Teilnehmer über und tatsächliche Heilungen traten ein.

Bekanntlich versetzt "der Glaube Berge" und grundsätzlich ist m.E. gegen diese Therapieform nichts einzuwenden, wenn da nicht, wie bei Grönig das Gewinnstreben in keinem Verhältnis zur Zahl der tatsächlichen Heilungen gestanden hätte. Im Gegenteil, er wurde in der zweiten Instanz vom Landgericht München II wegen Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz, sowie wegen fahrlässiger Tötung zu einer Gesamtstrafe von acht Monaten auf Bewährung sowie 5000 DM Geldstrafe verurteilt. Gröning legte Revision ein, über die wegen seines Todes nicht mehr entschieden wurde. 

Quelle: Wikipedia.de

Zur Preiskalkulation von Wunderheilungen

Nach der ersten Berührung mit der chinesischen Medizin gelang es mir bereits mein Wissen - gegenüber der herkömmlichen Physiotherapie - in deutlich effektivere Behandlungen umzusetzen. Zur damaligen Zeit wurden meine Behandlungen von deutschen Krankenkassen mit durchschnittlich etwa 9 DM honoriert. Daher die Idee mein neues Wissen effektiver zu verkaufen. Ein Inserat mit der Preisangabe "Behandlung 18 DM", was für mich 100 % Mehreinnahme bedeutete hätte, wurde kritisiert: "Was sowenig kostet, kann nichts taugen."

Gewitzt durch derartige Auffassungen, bot ich danach Raucherentwöhnungen durch Akupunktur an. Eine Indikation, die in der chinesischen Medizin für aufrichtige Therapeuten nicht existiert. Mein Behandlungspreis war horrend, er betrug den Gegenwert von 15 Stangen Zigaretten und die Nachfrage war groß, fast ebenso groß, wie die Zahl der Therapieerfolge. 

Fazit

Das diese Prinzipien funktionieren, beweisen auch in der heutigen Zeit einige "echte Wunderheiler". Die verstecken sich jedoch vor der Öffentlichkeit und nehmen bescheidende oder keine Honorare. Diese Leute werden dann offenbar gar nicht so selten von ihren Klienten betrogen. In einem Fall wurden Rechnungen zusammen mit Einzahlungsscheinen für eine wohltätige Institution und der Bitte den Rechnungsbetrag dort einzuzahlen überreicht. Nachfragen ergaben, dass auf diesem Konto nur ein Bruchteil der Rechnungen eingezahlt worden war. 

Ich hoffe mit meinen Beschreibungen in etwa die grundsätzlichen Vorgehensweisen berühmter Wunderheiler der Vergangenheit verständlich ausgedrückt zu haben. Dabei ging es mir keineswegs darum "Geist- und Wunderheiler" niederzumachen,  sondern durch Aufzeigen der Prinzipien Erkenntnisse zu vermitteln und möglichst Schäden zu vermeiden.

Klaus_Radloff, am 20.01.2013
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