Buschwindröschen

Buschwindröschen (Bild: LoggaWiggler / Pixabay)

Kleiner Botanik-Exkurs zu den Anemonen/Windröschen

Die Gattung Anemone, Anemone, gehört in die Familie der Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae. Man unterscheidet zwischen den im Frühjahr blühenden Arten, die aus Knollen oder Rhizomen wachsen und den im Herbst blühenden Arten mit herkömmlichen Wurzeln.

Zu dieser Gattung zählen über 100 Arten, die vor allem auf der Nordhalbkugel heimisch sind. Schwerpunkt liegt in den gemäßigten Zonen Asiens.

Heimische Arten sind

  • Narzissen-Windröschen, Anemone narcissiflora
  • Busch-Windröschen, Anemone nemorosa, (es gibt auch Zuchtsorten speziell für den Garten)
  • Gelbes Windröschen, Anemone ranunculoides
  • Wald/Hügel-Windröschen/Großes Windröschen, Anemone sylvestris
  • Das Leberblümchen (Hepatica nobilis, Syn.: Anemone hepatica, Hepatica triloba) wird neuerdings auch wieder dazu gezählt.

Als Zierpflanze haben viele wilde Anemonen-Arten auch in unseren Gärten Verbreitung gefunden. Die wichtigsten darunter sind die

  • Garten-Anemone (Anemone coronaria), auch als Anemone de Caen vertrieben. Ihre intensiv gefärbten Blüten mit dunklen Staubgefäßen erinnern an Mohnblüten. 
  • Zier-Buschwindröschen, Kreuzungen aus Anemone nemorosa und Anemone ranunculoides, unter dem Begriff Anemone x lipsiensis. Einfache, aber auch gefüllte Blüten in Gelbtönen.

Das aus Griechenland und der Türkei stammende

  • Balkan-Windröschen (Anemone blanda), auch Strahlen- oder Berg-Anemone genannt. Auch vertreten, allerdings schon seltener ist die
  • Pfauen-Anemone, Anemone pavonina

Lesetipp: Im Herbst hingegen glänzen die Herbst-Anemonen.

 

Die Windröschen und wie sie zu ihrem Namen kamen.

Bei dem römischen Gott des Windes, Zephyr, und seiner Gemahlin, der Göttin Flora, standen die Zeichen auf Sturm. Hatte sich doch der etwas windige Herr in die anmutige Nymphe Anemona verguckt. Da machte Flora, immerhin war sie ja für die Blumen verantwortlich, kurzen Prozess und verwandelte das ihren Gemahl zu sehr entzückende Wesen in eine Pflanze: anmutig, zauberhaft, aber kaum gepflückt, sofort verwelkend. So einfach war es anno dazumal mit einer Ehekrise fertig zu werden.

Eine weitere Namensherleitung stützt sich auf den schönen Jüngling Adonis, aus dessen Blut die Pflanze gewachsen sein soll. Bezieht sich vorwiegend auf Anemone coronara.

Theophrastos wiederum erklärte den Namen anemone damit, dass die Krone leicht vom Wind entblättert wird. Was nicht so ganz hingenommen werden kann, denn zahlreiche Anemonen steigen bis in große Höhen und sind alles anderes als zimperlich.

anemos gr.=Wind; nemorosa=Hain, waldreich; ranunculoides=hahnenfußmäßig; sylvestris= im Wald lebend; narcissiflora=narzissenblütig; blanda=reizend; coronaria=für den Kranz, die Krone; pavonina, pavonis=Pfau.

Lesetipp: Pflanzen und ihre botanischen lateinischen Bezeichnungen

 

Das Buschwindröschen

Busch-Windröschen (Bild: a.sansone)

Busch-Windröschen

Es ist ein typischer Frühlingsblüher, Anemone nemorosa, das je nach Witterung März/April ganze Randbereiche des Waldes übersät mit diesen duftigen weißen Blüten.

Der Stängel ist einblütig und hat 3 in einem Quirl stehende Hochblätter (eine Etage tiefer als die Blüte). Ein einzelnes Laubblatt steht direkt über dem Wurzelstock. Die Blätter haben die typische, der Familie den Namen gebende, Hahnenfußform (3-5 teilig mit eingeschnittenen Zipfeln). Die einer Rose ähnelnde meist 6-teilige Scheibenblüte hat keinen Blütenkelch. Sie kann reinweiß mit feiner Zeichnung sein, meist außen rosa angehaucht. Außerdem haben die Blütenblätter einen zarten Flaum. Zahlreiche gelbe Staubblätter liefern wertvolle Nahrung für vom Winter ausgehungerte Insekten. Das mittige grüne Köpfchen mit den Stempeln bildet die einzelnen Schließfrüchte. Diese werden auch gerne von Ameisen geerntet und verbreitet. Abends schließt sich die Blüte und neigt sich seitlich.

Vorkommen:
Das Buschwindröschen ist ein typischer Bewohner von Laub- und Nadelwäldern oder Gebüschhecken. Auf frischen bis feuchten Böden kommt es fast überall in Europa vor.

Das Buchwindröschen erhält seine Kräfte, noch vor allen anderen zu blühen, aus dem Erdspross/Rhizom/Wurzelstock. Der übrigens in der Länge immer weiter wächst, am Ende abstirbt. Auf diese Weise wandert das Windröschen buchstäblich von seinem Standort immer ein paar Zentimeter weiter. Windröschen müssen so früh blühen, weil durch das Blätterdach später zu wenig Sonnenlicht durchdringt, um das Wachsen und Reifen zu ermöglichen.

Buschwindröschen für den eigenen Garten?

Wenn Sie den Windröschen seinen Bedürfnissen nach Schatten, feuchter Erde im Frühjahr und einer schönen dicken Laubdecke im Winter entgegenkommen, dann können Sie sich selbst ihren persönlichen weißen Blütenteppich gestalten. Außerdem gibt es auch sehr hübsche Gartensorten.

Warum Buschwindröschen so schnell welken?
Die Blätter und auch die Blüten sind groß, dünn und behaart. Sie verdunsten schnell viel Wasser. Da es im Frühjahr oft sehr nass ist, hat es im Erdreich verwurzelt, passt diese Methode; allerdings gepflückt welkt es rasch dahin, außer man stellt es gleich ins Wasser.
Achtung: Der Saft der Buschwindröschen ist giftig und hautreizend. Empfindliche Personen sollten sie daher nicht ohne Handschutz pflücken.

Anemone ranunculoides (Bild: a.sansone)

Gelbes Windröschen

Im Wuchs etwas höher als das weiße Buschwindröschen. Seine Blüte ist 5teilig. Außerdem stehen meist 2 Blüten auf einem Stängel. Es liebt feuchte Laub- und Auwälder. Achtung; auch hier, der Saft der frischen Pflanze ist hautreizend.

Großes Windröschen

Anemone sylvestris - Wildform (Bild: a.sansone)

Großes Windröschen

Das Große Windröschen, Anemone sylvestris, auch Wald-Windröschen genannt, kommt in lichten Wäldern vor. Es mag es weniger feucht wie seine kleine Schwester, das Buschwindröschen. Es ist stärker behaart, besonders die Früchtchen haben einen weißen Pelzmantel an. (So können sie vom Wind leichter erfasst und verblasen werden)

Übrigens: Was unserem Auge weiß erscheint, ist kein Farbstoff, sondern es handelt sich um luftgefüllte Zwischenräume, die das Licht reflektieren. Drückt man die Blütenblätter kräftig, so erscheinen sie ganz glasig.

Wie das Große Windröschen in unsere Gärten kam:

Seit dem 16. Jhdt ist sie auch als Gartenpflanze erwähnt. Eine nette Geschichte gibt es rund um eine gefüllte Sorte von Anemone sylvestris.

Als Entnahme/Findling von einer Bergwiese in der Nähe von Kassel war sie in den Garten eines gewissen Herrn Fellmann gekommen. Dieser benannte die hübsche Blume nach seiner Frau Elise Fellmann. Weitergereicht wurde sie dann an den Pflanzenliebhaber Max Leichtlin in Baden-Baden. Dieser begann zu züchten und bald entstand daraus eine Staudenneuheit, nämlich die Anemonensorte "Elise Fellmann".

Anemone sylvestris ist in seiner Gartenform etwas höher und großblütiger als die reine Naturform. Es verträgt auch mehr Sonne, blüht erst ab Mai. Manches Mal erfolgt noch eine zweite Blüte im milden Herbst. Nachdem sie weite Ausläufer macht, verträgt sie auch sonnigere Standorte.

 

Narzissenblütiges Windröschen

 In den Gebirgen Mittel- und Südeuropas gibt es noch eine Anemone, die narzissenblütige Anemone, auch Berghähnlein genannt, mit etwas kleineren, in Gruppen stehenden Blüten.

Anemone narcissiflora gedeiht auf alpinen Rasen und ist kalkliebend. Mit ihrem relativ hohen Wuchs und den doldig gehäuften Blüten ein echter Hingucker. Anemone narcissiflora gilt als Eiszeitrelikt und ist (wie viele Alpinpflanzen) streng geschützt. 

Noch zwei besondere Anemonen

  • Die Dreiblatt-Anemone, Anemona trifolia, die in schattigen Buchenwäldern und mit eher untypischen ungefingerten Blättern in Illyrien vorkommt.
  • Die Monte-Baldo-Anemone, Anemone baldensis, ein Endemit am Monte Baldo, der bis 3.200 m hoch steigt. Auf Hochweiden ab 1.600m zu finden.

Sämtliche Küchenschellen-Arten, die sich auf Deutsch ebenfalls Anemonen nennen, gehören zwar ebenfalls zu den Hahnenfußgewächsen, sind allerdings eine eigene Gattung, nämlich: Pulsatilla.

Lesetipp: Artikel zu den Küchenschellen.

 

Anemone trifolia und baldensis

Ranuncolaceae - Anemone trifolia (Bild: Ettore Balocchi / Flickr)

Diese Anemonen finden wir in unseren Gärten

Anemone blanda (Bild: Deanster1983 who's mostly off for a while / Flickr)

Balkan-Anemone, Strahlen-Anemone

Unter beiden Namen ist sie bekannt, Anemone blanda, die es nicht nur in Weiß, sondern auch in zahlreichen Violett-, Blau- und Rosatönen gibt. Die Blütenblätter sind schmal und zahlreich. Die üppigen gelben Staubgefäße heben sich wie ein Krönchen über den zarten Blütenblättern ab.

Herkunft ist der östliche Mittelmeerraum, etwa Griechenland und die Türkei.

Gartentipp:

Wie alle anderen Anemonen wächst sie gerne im schützenden Halbschatten unter Bäumen oder Sträuchern. Wer einen zu fetten Boden hat, der arbeitet vor dem Einpflanzen einfach etwas Sand mit ein. Wer die Knollen von Anemone blanda vor dem Pflanzen für 24h in Wasser einweicht, erzielt bessere Anzuchterfolge.

Kronen-Anemone

Anemone coronaria (Bild: rachelgreenbelt / Flickr)

Kronen-Anemone

Sie ist neben der Strahlen-Anemone sicher am häufigsten als Schmuckblume in unseren Gärten vertreten. Die Kronen-Anemone, Anemone coronaria, stammt aus dem Mittelmeerraum; so ist sie etwa die häufigste Anemone in Griechenland.

Auch auf den spanischen Inseln, etwa den Kanaren, ist sie als Wildpflanze mit ihrem rot leuchtenden Kopf zu finden. Es gibt sie auch in Violett- und Blautönen. Die Schalenblüte ist meist 5-blättrig. Für den Garten gibt es auch gefüllte Formen.

Der Stängel ist immer einblütig. Die Hochblätter stehen im Quirl und sind stark gefranst. Typisch die dunkelblau bis purpurfarbenen (an Mohnblüten erinnernd!) zahlreichen Staubgefäße und Nektar absondernden Flecken am Grund der Blütenblätter.

Anemone hortensis ssp heldreichii ist entgegen der Bezeichnung hortensis keine Gartensorte, sondern ein Endemit Kretas und Karpathos. Ihre zartblauen Blütenblätter und die violetten Staubbeutel sind allerdings sehenswert.

Ranunculaceae - Anemone hortensis (Bild: Ettore Balocchi / Flickr)

Quellen

  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Kosmos Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora, Schönfelder; Franckh-Kosmos Verlag, 2011 Stuttgart
  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Genaust; Nikol Verlag, 2012 Hamburg
  • Flora Helvetica, Lauber/Wagner; Haupt Verlag, 2014 Bern
  • Wildblumen aus Griechenland, Papiomytoglou; Mediterraneo Editions, 2006
  • Was blüht am Mittelmeer, Schönfelder; Kosmos, 2005 Stuttgart
  • BLV Pflanzenführer für unterwegs, Schauer,Caspari; blv, 2014 München
  • Die deutschen Pflanzen- und Tiernamen, Helmut Carl; Quelle & Meyer, Wiesbaden 1995
Adele_Sansone, am 30.03.2017
3 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
https://pagewizz.com/herbst-anemone-blutenzauber-bis-okto... (Herbst-Anemone, Blütenzauber bis Oktober)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

Laden ...
Fehler!